Hamburg. Die Hamburger Hochbahn bildet elf Bewerber erfolgreich aus. Mohammad Mohammad ist einer von ihnen.

Konzentriert steuert Mohammad Mohammad den zwölf Meter langen Stadtbus durch die teils engen Straßen von Niendorf. Der 39-Jährige begrüßt mit einem strahlenden Lächeln die Fahrgäste der Linie 24 und wirft bei allen, die einsteigen, einen aufmerksamen Blick auf die vorgezeigten Fahrkarten. Während der Fahrt guckt er immer wieder auf den Tacho, denn erlaubt sind maximal 50 km/h. „Für mich hat ein neues Leben begonnen. Ich bin jetzt ein echter Hochbahner“, sagt Mohammad stolz.

Der Syrer, der vor vier Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam, ist einer von 16 Flüchtlingen, die von dem Verkehrsunternehmen zu Busfahrern ausgebildet werden.

Fünf Teilnehmer sind inzwischen nicht mehr dabei

Das Programm setzt die Hochbahn gemeinsam mit der Dekra seit Februar 2017 um. Vor einem Jahr war das Pilotprojekt gestartet. Zehn der 16 Flüchtlinge erhielten am Donnerstag von Hochbahn-Chef Henrik Falk ihren Arbeitsvertrag als Busfahrer, ein weiterer wird in Kürze seine Prüfung ablegen.

„Ich habe großen Respekt vor der Leistung, die die neuen Kollegen in den vergangenen zwölf Monaten gezeigt haben. Aufgrund der positiven Erfahrungen werden wir das Projekt gemeinsam mit der Dekra fortsetzen“, sagt Falk.

Ausbildung als spürbarer Beitrag zur Integration

Die Hochbahn leiste einen spürbaren Beitrag zur Integration geflüchteter Menschen. Dass elf von 16 Teilnehmern dabeigeblieben sind, sei ein großer Erfolg, sagte Falk. Die Ausbildung zum Busfahrer wurde von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter team.arbeit.hamburg finanziell unterstützt.

Zunächst stand für Mohammad und seine Mitstreiter ein intensives Deutschtraining an. Seinen syrischen Pkw-Führerschein konnte Mohammad umschreiben lassen, musste aber in Hamburg noch eine theoretische und eine praktische Prüfung machen. Dann folgte die sechsmonatige Ausbildung zum Erwerb des Busführerscheins: „Ich habe 89 Fahrstunden gemacht. Es ist eine besondere Verantwortung, diese großen Fahrzeuge zu steuern, man muss sehr aufmerksam auf den Verkehr achten.“ Und ganz wichtig: „Während der Fahrt rede ich nicht mit den Kunden, denn da muss ich mich auf die Strecke konzentrieren. Aber an der nächsten Haltestelle kümmere ich mich dann um ihr Anliegen.“

Mohammads Deutsch ist inzwischen fast perfekt

Jeder der teilnehmenden Flüchtlinge bekam einen Paten bei der Hochbahn. Mohammad ist der Schützling von Anke Henne, die als Gruppenleiterin auf dem Betriebshof Hummelsbüttel für 120 Busfahrer verantwortlich ist: „Seine Herzlichkeit und seine Zielstrebigkeit sind mir sofort aufgefallen. Mohammad nimmt seine Aufgabe sehr ernst und ist auch bei den Kollegen beliebt“, sagte Henne.

Sein Deutsch ist inzwischen fast perfekt: „Ich lerne ja jeden Tag dazu, weil ich mich mit den Fahrgästen unterhalte. Ich habe gerne Menschen um mich, deshalb ist das der ideale Beruf für mich.“

In seiner Heimat hatte Mohammad Wirtschaft studiert

Die meisten Kunden seien sehr freundlich, sagt Mohammad. Zunächst hatte er noch einen Fahrlehrer an seiner Seite, als er seine ersten Touren im Linienverkehr mit Fahrgästen absolvierte. Doch inzwischen ist der Busfahrer hier auf der Linie 24 ganz auf sich alleine gestellt: „Wenn ich den Bus steuere, bin ich mein eigener Chef und für alles verantwortlich. Ich sitze gerne am Steuer.“

In seiner Heimat hatte Mohammad Wirtschaft studiert und ein Fotogeschäft betrieben, das er von seinem Vater übernommen hatte. Dann flüchtete er nach Deutschland. In Hamburg musste die Familie vor vier Jahren bei null anfangen. Mohammad sprach kein Wort Deutsch, belegte Sprachkurse.

In diesem Jahr werden 200 Busfahrer eingestellt

„Mir war klar, das ich mich in Deutschland nur integrieren und vor allem einen Job bekommen kann, wenn ich die Sprache beherrsche“, sagt er. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Familie die offizielle Aufenthaltserlaubnis bekam. Doch noch immer war Mohammad auf der Suche nach einer neuen Aufgabe: „Ich wollte einen Beruf haben, der mich glücklich macht und mit dem ich meine Familie ernähren kann“, sagt er. Schließlich entdeckte der Syrer eine Anzeige der Agentur für Arbeit, in der das Projekt der Hochbahn beworben wurde: „Natürlich kannte ich die Hochbahn, und deshalb habe ich mich gemeldet, um dabei zu sein.“

Die Hochbahn beschäftigt insgesamt rund 2000 Busfahrer. Die Fahrgastzahlen wachsen von Jahr zu Jahr – und deshalb sollen allein in diesem Jahr 200 neue Busfahrer eingestellt werden. Einer von ihnen ist Mohammad Mohammad. Er hat seine Chance genutzt.