Hamburg. Erle und Hasel blühen immer früher. Eine neue Baumart macht Allergikern in Norddeutschland das Leben besonders schwer.

Hatschi! Und das schon Ende Januar! Es kribbelt in der Nase nicht wegen einer Erkältung, sondern weil schon jetzt die ersten Pollen durch die Lüfte fliegen. Laut Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst hat das relativ milde und meist frostfreie Wetter der vergangenen Wochen einen ersten Entwicklungsschub bei Erle und Hasel ausgelöst.

Der promovierte Naturwissenschaftler Reinhard Wachter aus Ganderkesee bei Bremen beobachtet seit Jahren den Pollenflug in Norddeutschland. Dafür nutzt er unter anderem Messstationen im niedersächsischen Delmenhorst und in Reinbek. "Es gibt in der Tat zurzeit bei Erle und Hasel eine ansteigende Tendenz", sagte er dem Abendblatt. Nach Angaben der Pollenstiftung wird die Belastungsintensität für Haselpollen in Hamburg und Schleswig-Holstein am 31. Januar als "gering", für Niedersachen bereits als "gering bis mittel" eingestuft. Dennoch könne das bereits Allergiker belasten, hieß es.

Die Pollen der Purpurerlen

Neben den relativ warmen Temperaturen spielt für den frühen Pollenflug auch eine besondere Baumart eine Rolle. "Es kommt nämlich das Problem einer früh blühenden, schon vor Jahrzehnten gezüchteten Erlenart hinzu, und zwar die Purpurerle." Sie blühe bereits Mitte Dezember und werde häufig in Städten angepflanzt. Mittlerweile kommt es wegen der Purpurerle bereits um Weihnachten zu "lokal relevanten Pollenkonzentrationen", sagt Wachter. Die Purpurerle ist 1908 aus einer Kreuzung von japanischer (Alnus japonica) und kaukasischer (Alnus subcordata) Erle hervorgegangen. Sie ist auch in Hamburg verbreitet.

Wie Reinhard Wachter weiter sagte, würde ein Teil der Haselsträucher bereits vor Weihnachten stäuben. Sein Fazit: "Die Zeiten, wo der Pollenflug erst Ende Januar/Anfang Februar einsetzt, sind vorbei oder die Ausnahme." Allerdings komme es durch die sehr kalten und verregneten Perioden im Winter immer wieder zu Unterbrechungen im Pollenflug.

15 Prozent mit Heuschnupfen

Weil sich durch die globale Erwärmung die Bedingungen für das Pflanzenwachstum verbessert haben, setzt der Pollenflug immer früher ein. "Es gibt ganz klare Daten: In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Pollensaison in Deutschland deutlich verlängert. Aber sie ist auch intensiver geworden", sagt der Leiter des Allergie-Centrums der Berliner Charité, Torsten Zuberbier. Rund 15 Prozent der Deutschen leiden nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) an Heuschnupfen. Die Symptome sind unter anderem Fließschnupfen, Bindehautentzündung und Nießreiz. Während der Heuschnupfenzeit wird unter anderem die Einnahme so genannten Antihistaminika empfohlen. Helfen sollen auch Nasenduschen und Pollenschutzgitter an den Fenstern.

Sollten in den nächsten Tagen die Temperaturen weiter steigen, rechnet der norddeutsche Pollenflugexperte Reinhard Wachter mit einem neuen Schwung bei Haselpollen und dem Start der Schwarzerlenpollen. Für die nächsten Monate rechnet die Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst mit deutlichen höheren Birkenpollen-Konzentrationen als 2017. Bei der Haselnuss werde es nur geringfügige Veränderungen geben.