Hamburg. 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien tanzten im Hotel Atlantic Kempinski bis weit nach Mitternacht

Der Hamburger Presseball im Hotel Atlantic Kempinski ist neben der Verleihung der Goldenen Kamera das wichtigste gesellschaftliche Ereignis der Hansestadt. Sehen und gesehen werden ist bei diesem Höhepunkt der Ballsaison das Motto. Am Sonnabend trafen beim 69. Presseball wieder die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Medien auf Stars und Sternchen. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) kam mit seiner Frau Britta Ernst. Zahlreiche Senatoren, darunter Peter Tschentscher (Finanzen) und Andy Grote (Inneres), waren dabei. Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und die Fraktionschefs von CDU, FDP, Grünen und SPD folgten der Einladung, ebenso wie rund 800 weitere Gäste.

Trotz geballter Politprominenz war Ex-Dschungelcamperin Jenny Elvers eines der beliebtesten Fotomotive. Die 45-Jährige hatte sich für eine weiße Robe von Chloé entschieden: „In diesem Kleid würde ich auch gerne heiraten, aber dafür brauche ich erst mal einen Mann.“ Den hat Christina-Maria Purkert schon gefunden. Die Lebensgefährtin von NDR-Intendant Lutz Marmor trug ein blaues Abendkleid von Diane von Fürstenberg – farblich perfekt abgestimmt auf seine Fliege: „Das haben wir zusammen ausgesucht“, sagte Marmor.

Ein Model kam im Prinzessinnenkleid

Einen wahren Schatz präsentierte Petra van Bremen. Modeschöpfer Jürgen Hartmann hatte dem Model ein mit Glitzersteinen besetztes seidenes Abendkleid zur Verfügung gestellt. Das hatte sich vor mehr als 50 Jahren eine persische Prinzessin von ihm entwerfen lassen: „Die Prinzessin hat das Kleid kurz getragen, und dann sollte noch etwas daran geändert werden. Aber es wurde nie wieder abgeholt und lag in meinem Fundus“, sagte Hartmann, der einst Heidi Kabel und Hildegard Knef einkleidete. Seit Jahrzehnten ist er Stammgast auf dem Presseball. Doch es soll sein letzter Auftritt sein: „Ich bin 85 Jahre alt und verabschiede mich von der großen Bühne.“

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Suding, die im September ins Parlament gewählt wurde, hatte ein Kleid des Münchner Designerduos Talbot Runhof gewählt. In Berlin fühlt sich Suding wohl. Die Liberale hat sich im Szenestadtteil Mitte eine Wohnung eingerichtet. Im Bundestag konzentriert sie sich vor allem auf die Bildungspolitik.

Last minute, erst zwei Tage vor dem Ball, hatte Annika de Buhr ihr orangefarbenes Kleid beim Winterhuder Designer Oliver Kresse in Auftrag gegeben. Die Moderatorin hatte sich fest vorgenommen, bei der „Tombola Lose zu kaufen. Ich habe noch nie etwas gewonnen, das wird sich hoffentlich ändern.“ Den Hauptpreis, eine Kreuzfahrt auf der Aida, gewann allerdings Bettina Winter von den „Tagesthemen“.

Im Vorfeld gab es Irritationen, weil der Presseball am offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus veranstaltet wurde. Bürgermeister Scholz verzichtete deshalb auch auf den sonst üblichen Eröffnungstanz. Die Veranstalter versicherten, dass sie den 27. Januar künftig nicht mehr als Termin wählen werden.

Bevor der Bürgermeister in seiner Rede die Bedeutung der Medien mit der des Hamburger Hafens verglich, hatten bereits Karsten Lüchow, Vorsitzender der Stiftung der Hamburger Presse, und Jürgen Heuer, Vorsitzender der Landespressekonferenz, die Gäste begrüßt. Nachdem sich die Ballbesucher mit Austern, Ochsenbäckchen und Glückstädter Wildente gestärkt hatten, wurde der Erich-Klabunde-Preis für die im Stern erschienene Reportage „Vaterlandslose Gesellen“ über Hamburger Reeder und den Niedergang der HSH Nordbank an die Journalistin Kristin Läsker verliehen. Sie arbeitet jetzt als Chefin vom Dienst bei „Spiegel Online“.

Danach eröffneten 18 Paare der Tanzschule „Die Schrittmacher“ als Debütanten den Ball mit ihrem festlichen Einzug in den Saal zur Musik der Soulisten. Für Begeisterung sorgte Soulsängerin Y’akoto mit ihrem Auftritt. Der Bürgermeister verließ den Presseball bereits um 23.15 Uhr. Doch da war das Fest noch lange nicht vorbei. Die Tanz­flächen waren gut gefüllt, und an der Bar wurde nicht nur über Politik geredet, sondern auch der neueste Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Es sollte eine lange Ballnacht werden, die letzten Gäste gingen gegen 4.30 Uhr.