Vom Glück über Unternehmensgründungen bis zur Staubilanz: Die Stadt ist häufig ganz vorn zu finden – inzwischen auch international.

Wer ein modernes Paradies mit Familienfreundlichkeit, der Dichte von Ladesäulen für Elek­troautos und dem Verhältnis von Sportclubs zur Einwohnerzahl gleichsetzt, ist in Hamburg richtig. Die Hansestadt wurde zuletzt in den unterschiedlichsten Städterankings mit Spitzenplätzen bewertet. Das Abendblatt hat kuriose, überraschende oder einfach nur erfreuliche Bewertungen zusammengetragen.

Die Hamburger sind glücklich und wohlhabend

In Hamburg leben nicht nur die geselligsten und gastfreundlichsten Menschen Deutschlands (sagen die kleinen Internetportale Hostel-Welt und TravelBird), sie sind auch sehr glücklich. Im Glücksatlas der Deutschen Post liegt die Hansestadt auf Platz zwei hinter Schleswig-Holstein – ein bundesweit einmaliger Sprung von vier Plätzen im Gegensatz zu 2016.

Glücksatlas

PlatzRegionPunktzahl (1–10)
1Schleswig-Holstein7,34
2Hamburg7,28
3Baden7,28
4Hessen7,27
5Franken7,26
6Bayern (Süd)7,25
7Niedersachsen/Nordsee7,21
8Nordrhein-Westfalen7,20
9Niedersachsen7,19
10Rheinland-Pfalz7,15

Die Hamburger sind in sämtlichen Lebensbereichen überdurchschnittlich zufrieden und dürfen sich zudem über das deutschlandweit höchste verfügbare Einkommen freuen. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat herausgefunden, dass 68 Prozent der Erwachsenen hier mit ihrem Wohlstand (dazu gehören auch soziale Kontakte und eine stabile Gesundheit) sehr zufrieden sind. Das ist der höchste Wert in Deutschland, wo in den vergangenen beiden Jahren durchschnittlich nur 50 Prozent aller Erwachsenen mit ihrem Wohlstand sehr zufrieden waren.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem persönlichen Wohlstand?

PlatzBundeslandZufriedenheit
1Hamburg68 %
2Bayern59 %
3Thüringen53 %
4Berlin52 %
5Nordrhein-Westfalen51 %
6Hessen51 %
7Sachsen-Anhalt48 %
8Brandenburg47 %
9Sachsen47 %
10Rheinland-Pfalz46 %

Die familienfreundlichste Großstadt

Die Bertelsmannstiftung hat in ihrem Ländermonitor lobend erwähnt, dass in keinem anderen Bundesland prozentual so viele Schüler in eine duale Berufsausbildung wechseln wie hier: 60 Prozent der Schulabgänger mit Mittlerer Reife oder Hauptschulabschluss wählen diesen Weg. Unter anderem wegen des guten Bildungssystems, vor allem aber wegen kostenloser Kita-Plätze halten auch die vom Immobilienportal Holiday befragten Eltern und Erziehungsexperten Hamburg für die familienfreundlichste Stadt in Deutschland. Weltweit liegt die Hansestadt hinter Kopenhagen, Oslo, Zürich und Stockholm auf Rang fünf. Neben dem Bildungssystem waren entscheidende Kriterien dafür Wohnraum, Sicherheit, Bezahlbarkeit, Verkehr, Aktivitäten für Kinder, Grünflächen und Gesundheitswesen. Die Bezahlbarkeit von Wohnraum in Bezug auf Durchschnittsgehälter und Immobilienpreise wurde als durchaus positiv eingeschätzt.

Mode – nur München ist noch schicker

Die Lässigkeit verweilt im Berliner Technoclub Berghain, Eleganz und Wirtschaftlichkeit stolzieren unaufgeregt durch die Hamburger HafenCity. Der Online-Modeversender Zalando hat Städte ausgewählt, die im Bezug auf Mode oder Architektur als elegant gelten. Dafür wertete man die Modeszene, Architektur, touristische Attraktivität und Bezahlbarkeit aus. Hamburg schafft es als Modestadt auf Platz zwei hinter München.

Das britische Nachrichtenmagazin „The Economist“ stufte 140 Städte auf Grundlage von Gesundheit, Stabilität, Umwelt, Kultur, Infrastruktur und Bildung ein: Hamburg ist die lebenswer­teste Stadt Deutschlands und weltweit auf Platz zehn vor Berlin (23). Auf Rang eins liegt das australische Melbourne.

Lebenswerte Städte

PlatzStadtLand
1MelbourneAustralien
2WienÖsterreich
3VancouverKanada
4TorontoKanada
5CalgaryKanada
6AdelaideAustralien
7PerthAustralien
8AucklandNeuseeland
9HelsinkiFinnland
10HamburgDeutschland

In die geselligen, lebenswerten Szeneviertel dieser Metropolen stolpert scharenweise, was gern als digital natives bezeichnet wird – und diese Generation will es vor allem bunt, lebhaft und mit schnellem Internet. Das ist dem sozialwissenschaftlich erlesenen Kriterienkatalog von Nestpick, einem Vermittlerportal für möblierte Unterkünfte, zu entnehmen.

Demnach wählen die Millennials ihren Aufenthaltsort nach wirtschaftlichem Umfeld, gesellschaftlicher Offenheit und Toleranz, Erholungsmöglichkeiten und dem Zugang zu WLAN, Bier, Essen, Nahverkehr, Apple-Stores und Verhütungsmitteln. Die angesagteste Stadt ist insgesamt Amsterdam, Berlin hat weltweit das beste Nachtleben. Hamburg punktet auf Platz 32 mit Jobmarkt und Nachtleben, verliert aber gegen gegenüber Berlin (2) und München (3) deutlich in der Kategorie LGBT-Freundlichkeit (der Toleranz gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transgender-Menschen).

Eine eigene Spezies der Millennials bilden offenbar die Backpacker. Rucksacktouristen aus 41 Städten in 27 Ländern kürten Hamburg zur Party-Hochburg Nummer eins – sagt zumindest das Online-Portal Hostalworld. Dazu passt eine Veröffentlichung im Buch „Best in Travel 2018“ des Lonely-Planet-Verlags, die Hamburg bei den weltbesten Reisezielen auf Platz vier sieht, Rang eins geht hier an das spanische Sevilla.

Weltbeste Reiseziele

PlatzStadtLand
1SevillaSpanien
2DetroitUSA
3CanberraAustralien
4HamburgDeutschland
5KaohsiungTaiwan
6AntwerpenBelgien
7MateraItalien
8San JuanPuerto Rico
9GuanajuatoMexiko
10OsloNorwegen

Endlich wurde Berlin als Gründerhauptstadt verdrängt

Weiter geht es wirtschaftlich: Hamburg ist seit 2017 Gründerhauptstadt. Der jährliche Gründungsmonitor der Förderbank KfW zeigt: Mit 253 Gründern je 10.000 Einwohnern schubste Hamburg den ewigen Sieger Berlin 2017 erstmalig vom Treppchen. Nach Angaben des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft liegt Hamburg bei den Patentanmeldungen bundesweit ebenfalls im oberen Feld. Patenter sind nur die Schwaben, Bayern und Niedersachsen. Wussten Sie, dass Barbiepuppe, Tesafilm und Schwimmflügel in Hamburg erfunden wurden?

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt veröffentlichte die Unternehmensberatung PwC eine Studie: Hamburg ist die modernste deutsche Stadt in Sachen digitaler Mobilität. Beispielhaft sei vor allem der Hafen. Hier erfassen Sensoren den Verkehr, eine optimierte Lenkung soll Staus vermeiden. Zum Stadtverkehr zeigt die Bestandsaufnahme des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft: Hamburg besitzt die meisten öffentlich zugänglichen Ladesäulen für Elektroautos (774).

Kein Bundesland ist so vielfältig

Sollten britischen Investitionen nach dem Brexit auch Arbeitnehmer samt Nachwuchs folgen, wären die Hamburger Schulkinder wohl bestens vorbereitet – sie sind wahre Kosmopoliten. Nicht nur in der landesweit ältesten Internationalen Schule in Klein Flottbek. In der Kategorie „Internationalisierung“ schneiden sie am besten ab und zeigen überdurchschnittliche Englischkenntnisse. Das ist das Ergebnis des Bildungsmonitors 2017, der von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft herausgegeben wird.

Tatsächlich ist kein Bundesland so vielfältig wie Hamburg. In einer Studie der Körber-Stiftung wertete man die Vielfalt von Migrationshintergrund, Alter, Religionszugehörigkeit, Wahlverhalten und Kaufkraft in Stadtvierteln aus. Die buntesten Vögel in Hamburg sind die Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel und Billstedt.

Kreativ, sportlich – und viel zu oft in einem Stau

Weit überdurchschnittlich ist auch die Geschwindigkeit auf den Hamburger Straßen. Messungen der Versicherungswirtschaft zwischen März und Juni 2017 ergaben: 18 Prozent der 513.000 in Hamburg überprüften Autos überschritten das vorgeschriebene Tempo von 50 km/h. In den Vorjahren waren bei ähnlichen Messungen in Berlin nur fünf Prozent zu schnell unterwegs.

In Tempo-30-Zonen waren in Hamburg sogar 54 Prozent zu schnell. Sportlich können sich die Hamburger besser anderweitig betätigen: Auf 100.000 Einwohner kommen in Hamburg 16,4 Fitnessstudios, das ist bundesweit Bestversorgung. Die regionale Auswertung des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) in Hamburg ergab zudem: Rund 18 Prozent der Hamburger Bevölkerung trainiert in Studios, in Bremen 16,1, im Saarland 15,6 und in Sachsen-Anhalt nur 6,7 Prozent.

Aber die Hamburger sind nicht nur sportlich unterwegs, sondern auch ein kreatives Völkchen. 2017 hat das Cannes-Festival eine Rangliste der Städte mit der größten Löwen-Ausbeute erstellt und die 20 kreativsten Städte weltweit gekürt. An der Spitze und natürlich unschlagbar ist die US-Metropole New York. Hamburg ergatterte immerhin den 14. Platz, direkt hinter ­Sydney und noch vor der zweiten deutschen Kreativhochburg Berlin (Platz 18). Wen wundert es da, dass pro Jahr etwa 10.000 Menschen nach Hamburg ziehen? Spätestens bei der Eigenheimfinanzierung dürfte ihnen aber aufgehen, dass die Hansestadt zwar hip, aber nicht günstig ist. Wer seinen Traum vom Wohnen in der Hansestadt verwirklichen will, benötigt laut „Handelsblatt“ mit 333.000 Euro die dritthöchste Kreditsumme deutschlandweit und damit fast doppelt so viel wie im günstigsten Bundesland Sachsen-Anhalt (etwa 170.000 Euro).

Eine weitere unschöne Höchstleistung erzielt die Hansestadt leider auf ihren Straßen. Mehr Menschen bedeuten auch mehr Autos – das macht die ADAC-Staubilanz 2017 deutlich. Dort landet Hamburg mit 390 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer auf dem ersten Platz, gefolgt von Berlin (388). Hamburg ist also der deutschlandweite Spitzenreiter, wenn es um Staus geht. Dafür ist aber der Ausbau der A 7 auch eines der größten Verkehrsprojekte, das es derzeit in Europa gibt ...

Staubilanz

PlatzBundeslandAutoban-kmStaulänge (km)Staulänge pro km u. Jahr
1Hamburg8131.630390
2Berlin7729.841388
3Nordrhein-Westfalen2223454.907205
4Baden-Württemberg1054195.001185
5Hessen984195.001185
6Bayern2515282.707112
7Niedersachsen1444121.46084
8Bremen80611576
9Brandenburg80551.55664
10Schleswig-Holstein54434.69464