Hamburg. Hohe Sicherheitsvorkehrungen bei Prozess. Musa A. stand weit oben auf der Fahndungsliste der USA und der Türkei.

Für die Türkei und die USA ist er ein Staatsfeind. Ein Terrorist. Führungsfigur der türkischen Untergrundorganisation DHKP-C (Revolutionäre Volksbefreiungsfront), die sich 2013 zum Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara mit zwei Toten bekannte. Für seine Unterstützer ist der Linksextremist und mutmaßliche Ex-Europa-Chef der DHKP-C, Musa A., hingegen ein Opfer der „Kriminalisierung und Verfolgung linker Aktivisten“, wie auf der Internetseite „Indymedia“ zu lesen ist. Erst am Silvestertag hatten rund 50 Sympathisanten vor dem Hamburger Untersuchungsgefängnis ihre Solidarität mit dem Inhaftierten bekundet.

Von Donnerstag an verhandelt der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts gegen Musa A. Die Bundesanwaltschaft klagt den 56-Jährigen mit ­niederländischem Pass wegen der „Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung“ an. Weil die Justiz davon ausgeht, dass auch zahlreiche Unterstützer aus dem linken Spektrum zum Auftakt kommen, werden die Sicherheitsvorkehrungen am Prozesstag hochgefahren: So gelangen Zuhörer am Donnerstag nicht wie gewohnt durch das Hauptgebäude zum Gerichtssaal, dem Hochsicherheitssaal 237, sondern erhalten Zutritt über den Nebeneingang Wallanlagen, wo sich eine zweite Schleuse befindet.

Auf der Fahndungsliste der USA und Türkei

Dadurch können Besucherströme entzerrt werden, und statt durch das verwinkelte Strafjustizgebäude zu laufen, werden die Zuhörer direkt zum Gerichtssaal geleitet. Zu Details wollte sich Gerichtssprecher Kai Wantzen nicht äußern: „Das Gericht steht in Kontakt mit den Sicherheitsbehörden und stimmt die Sicherheitsmaßnahmen nach Rücksprache ab.“

Vor seiner Verhaftung in Hamburg stand Musa A. weit oben auf der Fahndungsliste der USA und der Türkei. Beide Länder hatten Kopfgelder in Höhe von insgesamt fast vier Millionen Euro auf ihn ausgesetzt. Festgenommen wurde der Terrorverdächtige aber aufgrund eines deutsches Haftbefehls. Anfang Dezember 2016 stürmte eine MEK-Einheit der Hamburger Polizei die Wohnung von Musa A. an der Soeststraße (St. Georg) und verhaftete den Mann.

Waffen, Geld und falsche Papiere

Wie seine Ehefrau Nurhan E., die aktuell untergetaucht sein soll, soll Musa A. führende Positionen in dem Terrornetzwerk bekleidet haben. Laut Anklage beschaffte er unter anderem Waffen, Geld und falsche Papiere, war ein Vertrauter des DHKP-C-Gründers Dursun Karatas und seit 2008 Europaverantwortlicher der Vereinigung. Zudem habe er 2012 mehrfach Kontakt zu dem Attentäter gehabt, der sich 2013 in der US-Botschaft in Ankara in die Luft sprengte.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft verfolgt die DHKP-C das Ziel, den türkischen Staat „mittels eines bewaffneten Kampfes zu beseitigen und durch ein marxistisch-leninistisches System unter ihrer Kontrolle zu ersetzen“. Auf ihr Konto gingen zahlreiche Brand- und Sprengstoffanschläge sowie Selbstmordattentate in der Türkei. Europa diene der Organisation als „Rückfront“ zur Finanzierung und ihren Mitgliedern als „sicherer Rückzugsraum“. Vorerst hat das Gericht 41 Verhandlungstage bis zum 6. August angesetzt.