Hamburg. Die Eröffnung vor einem Jahr hatte der damalige Außenminister verpasst
Es gibt bei Veranstaltungen so ein gewisses Summen, eine plötzliche Verdichtung der Atmosphäre, die den Anwesenden signalisiert: Gerade geschieht etwas. Etwa die Ankunft einer aus Funk und Fernsehen bekannten Persönlichkeit samt Entourage. Wie ein Sog zieht dieses Geschehen dann alle Aufmerksamkeit auf sich. Der eigentliche Anlass kann darüber schon mal in den Hintergrund geraten.
Beim Besuch des Bundespräsidenten und seiner Frau Elke Büdenbender in der Elbphilharmonie war nichts, aber auch gar nichts Derartiges zu spüren. Wie gewohnt war das Publikum damit beschäftigt, die richtigen Schritte auf die richtige Treppenstufe zu setzen, Selfies zu schießen, sich nach Konzertbeginn ausführlich freizuhusten und angefangene Geschichten zu Ende zu erzählen. Dem ebenso gestrengen wie genialen Pianisten András Schiff, der an dem Abend als Solist wie als Dirigent seiner Cappella Andrea Barca fungierte, war die Geräuschkulisse den einen oder anderen Blick wert.
Einen ganzen Abend mit Werken in der Tonart c-Moll hatte Schiff zusammengestellt. Mit der jungen, sublim aufspielenden Schaghajegh Nosrati gab er zwei Konzerte für zwei Klaviere von Bach. Die Bläser spielten eine „Nacht Musique“ überschriebene Serenade von Mozart, die Streicher im Wechsel mit Schiff solo am Klavier aus Bachs „Musikalischem Opfer“, und den Schluss machte das ganz und gar hinreißend musizierte Klavierkonzert KV 491 von Mozart. Traumwandlerisch eins klang das alles. Großer Jubel für die Künstler.
Dass sich oben in Block K das Staatsoberhaupt in die Schlange einreihte, um den Saal zu verlassen, das werden die Umsitzenden gemerkt haben, sonst aber wohl kaum jemand. Understatement ist nicht der schlechteste Stil für eine Demokratie. (vfz)