Hamburg. Seine Hamburg-Visite führt Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender in die Redaktion – zu einem offenen Gespräch.
Es war kein Gast wie jeder andere und die Visite streng genommen einmalig: Frank-Walter Steinmeier besuchte als erster amtierender Bundespräsident das Abendblatt in seiner fast 70-jährigen Geschichte. Das Staatsoberhaupt kam zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender im Rahmen seines zweitägigen Antrittsbesuchs in Hamburg in die Redaktionsräume am Großen Burstah.
Eine Stunde lang nahmen sich Steinmeier und Büdenbender Zeit, um Fragen der Redakteure zu beantworten und mit ihnen zu diskutieren. Es wurde ein sehr offenes Gespräch, das um den Zustand Deutschlands kreiste. Dabei wurde deutlich, wie wichtig den beiden das Engagement für die Benachteiligten der Gesellschaft ist. Aber auch die Gefahr eines Auseinanderdriftens der Gesellschaft nahm breiten Raum ein.
Auch das Thema, das den Bundespräsidenten derzeit in Berlin am meisten beschäftigt, blieb nicht ausgespart: die schleppende Regierungsbildung nach der Bundestagswahl. Steinmeier wies auf den Weg hin, den das Grundgesetz vorgibt und der auf die Schaffung einer stabilen Regierung abzielt. Aber das Staatsoberhaupt richtete auch einen mahnenden Appell nicht nur an die Politiker, die jetzt an den Koalitionsverhandlungen beteiligt sind. „Demokratie kann keine Zukunft haben, wenn die Bereitschaft und die Fähigkeit zum Kompromiss verloren geht. Das Bewusstsein dafür wieder zu stärken ist die große Aufgabe. Wenn das gelingt, habe ich übrigens auch keine Angst um die Zukunft von Volksparteien“, sagte Steinmeier.
Auch am zweiten Tag standen viele Termine auf dem Programm
Nach einer Übernachtung im Steigenberger Hotel startete das Präsidentenpaar den zweiten Tag in Hamburg am frühen Morgen mit einem Besuch des Herz As in St. Georg, einer Einrichtung der Stadtmission für Obdachlose. Für Steinmeier eine Herzensangelegenheit. Er hat schon als Jurastudent Wohnungslose beraten und seine Doktorarbeit über die Verhinderung von Obdachlosigkeit durch staatliche Interventionen geschrieben.
Frank-Walter Steinmeier: Der zweite Tag in Hamburg
Nach dem Besuch beim Abendblatt und der Hacker School Hamburg, die sich an Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren wendet, diskutierten Steinmeier und Büdenbender mit Schülern des Lise-Meitner-Gymnasiums in Osdorf. Im Rahmen des Bürgerschaftsprojekts „Dialog P“ debattierten Elftklässler unter anderem über die Frage, ob direktdemokratische Elemente in Deutschland auch auf Bundesebene eingeführt werden sollen. Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD) nahmen an der Diskussion teil.
Zum Abschluss zur Einbürgerungsfeier ins Rathaus
Das Programm des Staatsoberhaupts war dicht gedrängt, und so blieb nur wenig Zeit für den Besuch des Containerterminals Altenwerder. Zurück in der Stadt, nahmen Steinmeier und seine Frau an einer Einbürgerungsfeier im Rathaus teil. „Hier in Hamburg wird ganz besonders deutlich, wie vielfältig die Gesellschaft unseres Landes ist. Sie alle hier im Saal haben ganz unterschiedliche Biografien, und Sie sind aus verschiedenen Motiven und auf ganz eigenen Wegen nach Deutschland gekommen“, betonte Steinmeier in seiner Rede. Am Abend flogen Steinmeier und Büdenbender zurück nach Berlin.