Hamburg. Zwar ging Fatih Akins Drama „Aus dem Nichts“ leer aus. Dafür könnte der Kurzfilm „Watu Wote – All of us“ einen bekommen.

Fatih Akin hatte alles richtig gemacht: mit „Aus dem Nichts“ einen hochaktuellen, bewegenden Film gedreht, seinen besten seit „Gegen die Wand“ (2004). Und die Hauptrolle der verzweifelten Ehefrau und Mutter, die Mann und Sohn bei einem Anschlag des NSU verliert, mit einer überragenden Diane Kruger besetzt, die für ihr schmerzhaft-intensives Spiel bereits mit der Goldenen Palme und dem ­Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.

Für den ganz großen Wurf hat es dennoch nicht gereicht. Als am gestrigen Dienstag in Los Angeles die mit Spannung erwarteten Nominierungen für den besten nicht englischsprachigen Film bekannt gegeben wurden, war „Aus dem Nichts“ nicht dabei.

„Aus dem Nichts“ nur knapp aus den Top 5 gerutscht

In die Top 9 hatte der Hamburger Regisseur es mit seinem Drama noch geschafft, für die Top 5 reichte es am Ende nicht. Stattdessen gehen jetzt „A Fantastic Woman“ (Chile), „The Insult“ (Libanon), „The Square“ (Schweden), „Loveless“ (Russland) und „On Body And Soul“ (Ungarn) am 4. März ins Rennen um den begehrtesten Filmpreis der Welt.

"Aus dem Nichts" - unser Fazit nach der Premiere

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    „Ich bin, wie sicherlich viele andere, total enttäuscht“, kommentierte ­Albert Wiederspiel, Leiter des Filmfests Hamburg, die Nachricht. „Vielleicht waren wir uns alle einfach zu sicher, dass es mit der Nominierung klappt.“ Fatih Akin gelte noch immer als „junger Regisseur, der schon jetzt international wahrgenommen wird“, und habe noch „viele Jahre, viele Filme und hoffentlich viele Nominierungen“ vor sich.

    Auch der Kultursenator hatte die Daumen gedrückt

    Matthias Elwardt, Geschäftsführer des Abaton-Kinos, in dem Akins erster Kurzfilm „Sensin – Du bist es“ im Dezember 1995 seine Premiere feierte, zeigte sich ebenfalls enttäuscht, dass „der Goldjunge“ nicht im Oscarrennen geblieben ist. „Er ist einer der großen deutschen Regisseure. Bei ihm spielen Schauspieler häufig die Rollen Ihres Lebens“, erklärte Elwardt und ­versprach: „,Aus dem Nichts‘ wird ­weiterhin das Abaton-Programm schmücken.“

    Auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatte Fatih Akin ganz fest die Daumen gedrückt. „Natürlich bin ich befangen und finde, dass ‚Aus dem Nichts‘ den Oscar mehr als verdient hätte. Es ist aber schon jetzt unglaublich, welchen Erfolg Fatih Akin, Diane Kruger und das Team mit diesem Film über ein wichtiges Thema der deutschen Zeitgeschichte international haben“, erklärte Brosda.

    Enttäuschung für Akin – Freude bei der Hamburg Media School

    In die allgemeine Enttäuschung über die für viele unverständliche Entscheidung der Jury mischte sich aber auch große Freude: über die Oscar-Nominierung des Kurzfilms „Watu Wote – All of us“, des Abschlussfilms der Hamburg-Media-School-Absolventen Katja Benrath (Regie), Julia Drache (Drehbuch), Tobias Rosen (Creative Producer) und Felix Striegel (Kamera). „Die Nominierung ist ein tolles Signal für den Filmnachwuchs bei uns im Norden“, sagte Maria Köpf, Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Nachdem der in Kenia gedrehte Film bereits den goldenen Studenten-Oscar gewonnen habe, drücke man nun fest die Daumen, dass es im März auch mit dem „großen“ Oscar klappt.

    „Wir flippen aus!“, postete die Hamburg Media School auf ihrer Facebook-Seite. Das Filmteam befindet sich derzeit für Dreharbeiten für das ZDF-Auslandsstudio in Nairobi und erfuhr dort von der Nominierung.

    Die Oscars werden Anfang März verliehen

    Die 90. Oscar-Verleihung findet in der Nacht vom 4. auf den 5. März (MEZ) im Dolby Theatre in Los Angeles statt. Zu den Favoriten zählt das gleich 13-mal nominierte Drama ­„Shape Of Water“ des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro, das unter anderem Chancen auf Auszeichnungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin hat. Starke Konkurrenz ist die Tragikomödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ mit Frances McDormand, die mit sieben Nominierungen ins Rennen geht – unter anderem für McDormand und als Bester Film.

    ProSieben berichtet am 4. März ab 23.30 Uhr von der Oscar-Verleihung.