Hamburg. Der 53-jährige ist wegen Versicherungsbetrugs angeklagt. Zum Prozesstermin erschien der Gastronom nicht.

Eigentlich hätte Michael Wollenberg, hochdekorierter Hamburger Gourmetkoch, am Montag vor dem Amtsgericht Barmbek erscheinen müssen – um sich dort wegen eines Versicherungsbetrugs zu verantworten, den ihm die Hamburger Staatsanwaltschaft zur Last legt. Doch die Verhandlung platzte, weil der 53-Jährige zurzeit im Krankenhaus liegt. Der Prozess soll nun zu einem späteren Zeitpunkt starten. Ein Termin ergehe „von Amts wegen“, teilte das Gericht am Montag mit.

Ohnehin hat es nicht den Anschein, als wolle Wollenberg in dem Fall klein beigeben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hamburger Koch vor, gegenüber einem Versicherungsmakler nach einem Einbruch in sein Restaurant Eulenkrug (Volksdorf) falsche Angaben zur Höhe des gestohlenen Bargeldes gemacht zu haben.

„Wahrheitswidrige Angaben“

So habe Wollenberg Anfang Fe­bruar 2015 laut Anklage erklärt, bei dem Einbruch seien Teile des Kassensystems im Wert von 6400 Euro, ein iPad, ein iPhone sowie Bargeld in Höhe von 16.637,31 Euro gestohlen worden. Tatsächlich soll aber lediglich Bargeld in Höhe von 5683 Euro entwendet worden sein. Aufgrund der „wahrheitswidrigen Angaben“ des Kochs habe die Versicherung eine Abschlagszahlung geleistet – von dem gezahlten Betrag hätten Wollenberg 11.547 Euro aber gar nicht zugestanden, so die Staatsanwaltschaft.

Statt Wollenberg erschien allein sein Verteidiger Albrecht Hahne am Montag im Amtsgericht Barmbek, Raum E.002. Nach einem etwa zehnminütigen Gespräch stellte sich heraus, dass ein Strafbefehl zur Beendigung des Verfahrens für seinen Mandanten nicht infrage kommt. „Trotz Ausbleibens des Angeklagten wurde kein Strafbefehl erlassen“, sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen.

Von Strafbefehl wurde abgesehen

Wollenbergs Anwalt habe erklärt, dass es seinem Mandanten auf einen Freispruch vom Anklagevorwurf ankomme. „Es wurde hiernach vom Erlass eines Strafbefehls abgesehen, da ein solcher voraussichtlich nicht zu einer Verfahrensbeendigung führen würde.“ Gegenüber dem Abendblatt wollte sich Hahne zu dem Fall auf Anfrage nicht weiter äußern. Wollenberg selbst war für das Abendblatt am Montag telefonisch nicht zu sprechen.

Zuletzt hatte der Koch im Juni 2017 mit der Justiz zu tun. Wollenberg hatte Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid von 700 Euro eingelegt – mit Erfolg. Damals war ihm vorgeworfen worden, er habe Fleisch unrechtmäßig in einem Kühlraum mit anderen Lebensmitteln eingelagert.

Für viele Promis gekocht

Michael Wollenberg hat schon für viele Prominente gekocht, etwa für Cindy Crawford und Jennifer Lopez. Der Topgastronom, einst mit dem „Prix de Poisson Bocuse“ zum besten Fischkoch der Welt gekürt, war einer der jüngsten Sterneköche Deutschlands. 1991 erkochte er sich im Restaurant Amadeus (in der „Insel“ am Alsterufer) einen Michelin-Stern. Ihm gehören drei Restaurants im Hamburger Norden, das Wattkorn und das Marlin (beide in Langenhorn). Zuletzt eröffnete er 2014 im denkmalgeschützten Fachwerkhaus der Volksdorfer Schulkate den Eulenkrug.