Das bunt gemischte Publikum empfängt Atze Schröder begeistert. Und der Comedian weiß, was man in Hamburg sagen muss.
Hamburg. Der Mann ist ein Phänomen. Seit Jahren sorgt Atze Schröder mit seinen Sprüchen für tobende Mengen – bei seinem Hamburg-Auftritt am Sonntagabend ist das nicht anders. Schon bevor die Show beginnt, spüren die 6500 Fans die Anwesenheit des prolligen Lockenkopfs aus Essen: Auf zwei Leinwänden wird Reklame für seine Fanartikel gemacht. Und was steht zum Beispiel auf den T-Shirts? „Ja nee, is klar“, was sonst.
Wer zählt eigentlich zu Atzes Fangemeinde? Zu erwarten wären vielleicht Frauen nach Art von „Biene“, seiner naiven Lebensgefährtin in der Kultserie „Alles Atze“. Und was ist mit den Männern? Kommen die mit Cowboy-Stiefeln in die Arena? Weit gefehlt. Das Hamburger Publikum ist zwischen 20 und 65, Männer und Frauen zu gleichen Teilen.
Ein Durchschnitt der Gesellschaft. Sie tragen Sneakers statt Cowboy-Stiefel, Stoffhosen statt Röhrenjeans. Ein treuer Anhänger erzählt seiner Sitznachbarin, die Schröder zum ersten Mal live sehen wird: „Bei Atze weißt du, was du hast. Da gehst du nie gelangweilt raus.“
Atze Schröder huldigt Hamburg
Das Bühnenbild würde auch zu einer Rockband passen: Turbinen und ein Schlagzeug mit den Initialen des Komikers dominieren. Eine tiefe Stimme kündigt den Held des Abends an, „Atze!“-Rufe erklingen aus dem Publikum. Begleitet von einer bunten Lichtshow, rast der Pott-Proll auf die Bühne – auf einem Chopper-Fahrrad.
Atzes Begrüßung fällt schmeichelnd aus: „Willkommen in der schönsten Stadt der Welt.“ Darf man dem Comedian glauben, dann gibt es keine Stadt, in der er lieber auftritt. Ja nee, is klar. Aber der Spruch sitzt, die Fans jubeln.
Atze Schröder begeistert mit plumpen Sprüchen
In seinem neuen Programm „Turbo“ wird das Phänomen einer auf Hochtouren laufenden Gesellschaft beleuchtet. Der 52-Jährige spricht in bekannt derber Art über Turboabitur, Turbokapitalismus und Turbosex. Schröder hält sein Publikum daher an, einen Gang runterzuschalten.
Seine Tipps: Auf dem Weg ins Büro einfach mal zehn Minuten vor einer grünen Ampel stehen bleiben. „Was meint ihr, wie viele Leute ihr da kennenlernt?“ Gestressten Müttern rät er, sich zwischendurch mal was zu gönnen: Wenn die Kinder in der Schule sind, sollen die Mamas den DHL-Boten vernaschen.
Atzes Sprüche sind oft plump, gehen unter die Gürtellinie. Aber so kennen und lieben ihn die Fans. Apropos Gürtel: Gelingt ein Witz, greift der Comedian sich selbstbeweihräuchernd an die zu groß geratene Gürtelschnalle, auf der – wie könnte es anders sein – sein Name zu lesen ist.
Das Publikum genießt es, für zwei Stunden „vom Gas zu gehen“, um sich auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren: Lachen und Spaß haben. „Das Leben ist zu kurz für lange Gesichter“, mahnt Schröder. Und versichert, kurz bevor er die Bühne verlässt: „Am Ende des Abends geht es immer nur um die Freundschaft. Und ich bin euer Freund!“