Hamburg. Gesamtelternrat klagt in offenem Brief an: Das Erzbistum habe Versprechen gebrochen, vor Entscheidungen mit Betroffenen zu reden.
Die Eltern der 21 katholischen Schulen in Hamburg gehen in die Offensive. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass das Erzbistums Hamburg acht Schulstandorte schließen und schon zum neuen Schuljahr an fünf Standorten keinen neuen Schüler mehr aufnehmen will. Sie haben sich mit einem offenen Brief an die Führung des Bistums, aber auch an den Hamburger Senat und die Bürger gewandt.
„Das Erzbistum hatte den Eltern zugesichert, dass endgültige Entscheidungen über gefährdete Schulstandorte erst dann getroffen werden, wenn die Eltern, aber auch die anderen Betroffene beteiligt worden sind. Mit der nun kurzfristig erfolgten Entscheidung, bis zu acht katholische Schulen in Hamburg zu schließen, wurde diese Zusicherung nicht eingehalten. Wir sind hierdurch maßlos enttäuscht worden“, schreibt die Gesamtelternvertretung der katholischen Schulen in Hamburg. Sie vertritt die Eltern von mehr als 9000 Schülerinnen und Schülern in der Stadt.
Am Nachmittag demonstrierten Eltern und Schüler mit einer Andacht vor dem Mariendom gegen die Schließung der Standorte
Eltern wollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft sehen
Hintergrund der angekündigten drakonischen Einschnitte ist die lange unbeachtet gebliebene massive Überschuldung des Erzbistums.
Die Eltern halten dagegen, weil sie die Entscheidung für vorschnell halten und noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sehen. Auch fordern sie eine Offenlegung der Ursachen für die Schuldenkrise und mehr Mitbestimmung. Die Eltern würden sich nicht nur überdurchschnittlich im laufenden Schulbetrieb engagieren, sondern auch finanziell erhebliche Beiträge leisten. Sie wollen deshalb nicht nur über Entscheidungen informiert, sondern in sie einbezogen werden. Hart kritisierten sie auch den Rückzug des Bistums aus dem sozial benachteiligten Harburg, wo allein drei Schulen schließen sollen.
Die Forderungen der Eltern
„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Finanzkrise des Erzbistums Hamburg das katholische Schulleben in Hamburg nachhaltig beschädigt", heißt es in dem offenen Brief. Die Schließung von bis zu acht katholischen Schulen wäre ein massiver Abbruch einer lebendigen katholischen Tradition in Hamburg. Die Eltern der katholischen Schulen würden dafür eintreten, dass es nicht zu einem solchen Abbruch kommt. "Wir sehen es als unsere Pflicht, unseren Teil dazu beizutragen, dass sich aus der Krise ein Aufbruch hin zu einem zukunftsfähigen, qualitativ hervorragenden katholischen Schulwesen entwickelt. Wir erwarten, dass seitens des Erzbistums alles getan wird, um ein Maximum an Standorten zu erhalten und die Zukunftsfähigkeit der katholischen Schulen nachhaltig zu gewährleisten."
Die Eltern fordern:
... „Für die Schulen muss ein tragfähiges Finanzierungskonzept entwickelt werden, das ihre Zukunftsfähigkeit garantiert.“
... „Die Eltern begleiten aktiv die Entwicklung der katholischen Schulen in Hamburg. Die Elternschaft verfügt über ein überdurchschnittliches freiwilliges persönliches Engagement, umfangreiche Ressourcen und qualitative Kompetenzen, die vom Erzbistum bislang nicht nachgefragt worden sind. Entscheidungen über einzelne Standorte sollen nicht getroffen werden, solange nicht auch in dieser Hinsicht alle Möglichkeiten ausgelotet sind.“
... „Endgültige Entscheidungen dürfen nicht ohne Berücksichtigung der sozialen und religiösen Aspekte getroffen werden, wie sie durch den künftigen pastoralen Orientierungsrahmen beschrieben werden.“
... „Wir haben Zweifel daran, ob alle alternativen Finanzierungskonzepte vor den Entscheidungen ausgelotet worden sind. Hierzu müssen insbesondere weitere Gespräche mit der Stadt Hamburg und der Deutschen Bischofskonferenz geführt werden.“
... „Wir erwarten, dass Elternbeteiligung nicht nur in Form von Information, sondern auch durch die Möglichkeit der Mitbestimmung erfolgen kann. Die Eltern leisten durch Zahlung von Schulgeld, durch ihre Kirchensteuern und Steuern, aber auch durch ihre Mitgliedschaft in Schulvereinen und zahlreiche Spenden einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung eines starken katholischen Schulwesens. Wir fordern daher vollständige Transparenz über die Finanzierung der katholischen Schulen.“
... „Soziale und ethnische Vielfalt sind besondere Kennzeichen der katholischen Schulen in Hamburg. Hierdurch leisten sie für die Gesellschaft in Hamburg einen wertvollen Beitrag. Dieses Alleinstellungsmerkmal wird durch die geplanten Schulschließungen gefährdet. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass das Erzbistum sich von fast allen katholischen Schulen im Gebiet Süderelbe trennen will. Es darf nicht sein, dass sich die katholische Kirche dort zurückzieht, wo in besonderem Maße ihre Aufgaben liegen.“