Hamburg. Mehr als 1300 pro-kurdische Demonstranten machten ihrem Ärger Luft. Die Polizei sperrte das Türkische Konsulat weiträumig ab.

Rund 1300 pro-kurdische Demonstranten sind am Sonntagabend nach Polizeiangaben weitgehend friedlich durch Hamburg zum Türkischen Konsulat im Stadtteil Rotherbaum gezogen. Mit Plakaten und lauten Rufen machten die Demonstranten ihrem Unmut Luft.

Pro-kurdische Demonstranten werden von der Polizei aufgehalten
Pro-kurdische Demonstranten werden von der Polizei aufgehalten © Michael Arning | Michael Arning

Zeitweise wurde der Demonstrationszug von der Polizei aufgestoppt. Einige Teilnehmer sollen zudem türkische und russische Flaggen sowie Fotos verbrannt haben. Die Polizei setze zwei Hundertschaften ein und sperrte das Konsulat im Umkreis von 50 Metern ab. Wasserwerfer der Polizei standen bereit, wurden jedoch nicht eingesetzt. Auch die Bundespolizei war an dem Einsatz beteiligt.

Ursprünglich wollten die Demonstranten auch zum Russischen Generalkonsulat ziehen.

Offensive gegen Kurden in Nordsyrien

Die Kurden demonstrieren gegen die Militäroffensive der Türkei in Syrien. Die Türkei hatte am Sonnabend mit Luftschlägen eine groß angelegte Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens begonnen. Die „Operation Olivenzweig“ zielt auf die mit den USA verbündeten syrischen Volksschutzeinheiten YPG. Es gebe weiterhin heftige Kämpfe zwischen der kurdisch geführten Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) und „türkischen Truppen“ nahe der türkischen Grenze, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag.

Gleichzeitig habe die Türkei mehrere Grenzübergänge für Menschen geöffnet, die vor den Gefechten fliehen könnten. Die türkischen Streitkräfte erklärten, die „Operation Olivenzweig“ gehe wie geplant weiter. Die Bodenoffensive habe begonnen. Einheiten der Türkei waren am Vormittag nach Angaben von Ministerpräsident Binali Yildirim über die Grenze bei Kilis nach Nordsyrien eingerückt.

Ermittlungen gegen Abgeordnete

Nach Kritik an der türkischen Militäroffensive sind Ermittlungen gegen zwei Abgeordnete der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP eingeleitet worden. Die Staatsanwaltschaft in Ankara ermittele gegen Parteisprecher Ayhan Bilgen und den Abgeordneten von Van, Nadir Yildirim, unter anderem wegen „Aufwiegelung des Volkes zu Hass und Feindschaft“, meldeten die regierungskritische Zeitung „Evrensel“ und die Zeitung „Hürriyet“ übereinstimmend am Sonntag.

Die Zeitung „Evrensel“ meldete, im Istanbuler Stadtteil Kadiköy seien Demonstranten von der Polizei gestoppt worden, bevor sie sich versammeln konnten. Mindestens sechs Menschen seien festgenommen worden.