Hamburg. Am 14. Juli sind auch Triathlon und Fanfest auf St. Pauli. Bezirk Mitte wird Parade an dem Tag nicht genehmigen.
Der Bezirk Mitte ist Hamburgs beliebtester Ort für Großveranstaltungen. Vor allem im Frühjahr und Sommer vergeht kaum ein Wochenende ohne. Am Sonnabend, 14. Juli, fallen Schlagermove und Triathlon auf einen Tag – ebenso wie 2017. Die Routen beider Veranstaltungen führen durch St. Pauli. Deshalb sehen Politiker dringenden Handlungsbedarf – und dem Schlagerspektakel droht zumindest am 14. Juli das Aus.
„Wir können es den Hamburgern nicht zumuten, dass der Schlagermove und der Triathlon schon wieder an einem Wochenende stattfinden. Das würde besonders den Menschen auf St. Pauli nicht mehr zu vermitteln sein“, sagte der SPD-Fraktionschef der Bezirksversammlung Mitte, Arik Willner, dem Abendblatt. Ziel sei es, die Veranstaltungstermine zu entzerren. Die Konsequenz: „Der Schlagermove muss auf ein anderes Wochenende in den Sommermonaten verlegt werden. Dazu werden wir Gespräche mit dem Veranstalter führen, um gemeinsam eine Lösung zu finden“, sagte Willner.
Auch die Grünen sind gegen zwei Großveranstaltungen
Die Bezirkspolitiker entscheiden nächste Woche im Cityausschuss der Bezirksversammlung darüber, ob dem Veranstalter die Sondernutzung von Gehwegen und Parkeinfahrten für den Schlagermove genehmigt wird: „Wir werden für den 14. Juli dafür keine Genehmigung erteilen, sondern nur für einen Alternativtermin“, kündigte Willner an. Allerdings werde es auch für die Sondernutzungen, die der Triathlon beantragt hat, keine Genehmigung geben, bevor nicht geklärt sei, auf welchen Termin der Schlagermove verlegt werden könne, so Willner weiter. Zum Hamburg Wasser World Triathlon werden am 14. und 15. Juli rund 10.500 Teilnehmer erwartet.
Auch die Grünen sind gegen zwei Großveranstaltungen an nur einem Wochenende: „Wir haben seit Jahren die Entzerrung der Veranstaltung Triathlon und Schlagermove gefordert, diese muss endlich umgesetzt werden. Diese beiden Großevents an einem Tag werden wir in diesem Jahr nicht mehr hinnehmen“, sagte der Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung, Michael Osterburg. Allerdings will Osterburg das Musikspektakel gleich ganz vom Kiez verbannen: „Der Schlagermove ist auf St. Pauli wegen der Verschmutzung sehr unbeliebt. Die Veranstalter könnten mit diesem Format nach Norderstedt ausweichen, wo auch ihr Firmensitz ist. Da werden nicht so viele Anwohner belästigt.“
Veranstalter halten Verlegung nicht mehr für möglich
Der Grünen-Politiker bringt sogar Berlin ins Spiel: „Der Schlagermove könnte doch auf dem Gelände des BER (Anm. d. Red.: der noch nicht eröffnete neue Berliner Flughafen) stattfinden. Da würde das Defizit reduziert, und es hätte endlich eine sinnvolle Nutzung.“
Der Schlagermove hat Kultstatus über Hamburg hinaus und lockt jedes Mal rund eine halbe Million Menschen auf den Kiez. Die Trucks fahren üblicherweise vom Heiligengeistfeld über die Helgoländer Allee und die St. Pauli-Hafenstraße, den St. Pauli-Fischmarkt und die Reeperbahn. Der Schlagermove endet wieder auf dem Heiligengeisfeld. Dort wird in Zelten weitergefeiert.
Parallel läuft auch noch das Fanfest zur Fußball-WM
Doch damit nicht genug: Parallel läuft in diesem Jahr auch noch das Fanfest zur Fußball-WM am 14. Juli auf dem Heiligengeistfeld. Um 16 Uhr MESZ wird in Hamburgs Partnerstadt St. Petersburg das Spiel um Platz 3 angepfiffen – sollte Deutschland das Halbfinale verloren haben, dürften parallell zum Schlagermove Zehntausende Fußballfans diese Übertragung auf dem Heiligengeistfeld verfolgen.
Ein Sprecher der Hossa Hossa Veranstaltungs GmbH, die den Schlagermove organisiert, hält an dem 14. Juli fest: „Die Terminfestlegung liegt leider nicht in unserer Entscheidungshoheit. Aufgrund der langjährigen Bombensondierungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Heiligengeistfeld hat die Wirtschaftsbehörde uns die möglichen Veranstaltungstermine für das Heiligengeistfeld über Jahre im Vorwege mitgeteilt.“ Der Schlagermove sei so immer auf das Wochenende 14 Tage vor dem Sommerdom festgelegt.
Reiseveranstalter und Hotellerie benötigen Planungsverlauf
Die bundesweiten Reiseveranstalter und die Hamburger Tourismuswirtschaft, insbesondere die Hotellerie, benötigten auch einen Planungsvorlauf, der einer kurzfristigen Terminverlegung entgegenstehe. Und: Ein Schlagermove in Norderstedt sei aus logistischen Gründen nicht umsetzbar, so der Veranstalter.
Für die Nutzung des Straßenraums müsste zudem die Polizei eine Genehmigung erteilen – allerdings erst kurz vor der Veranstaltung. Der Eventausschuss der Stadt hatte bereits am 1. Dezember 2017 empfohlen, dass sowohl der Schlagermove als auch der Triathlon am 14. Juli stattfinden sollen. Allerdings sagte ein Sprecher: „Der Eventausschuss sieht die Durchführung von Schlagermove und Triathlon an einem Wochenende grundsätzlich kritisch.“