Hamburg . Am Hauptbahnhof bleibt das historische Geschäft, wo schon Helmut Schmidt Blumen kaufte. Die Familie sieht den Käufer kritisch.
Es ist einer der ältesten Blumenläden Hamburgs und ein besonders schöner: Im Art-Deco-Ambiente von Blumen Petzoldt am Hauptbahnhof haben die meisten Hamburger schon mal einen Strauß gekauft. Jetzt ist das Geschäft, dessen Einrichtung komplett aus den 1920er-Jahren stammt, an die Handelskette Blume 2000 verkauft worden. Zu dem Paket gehören ein weiterer Standort in der Wandelhalle (Ausgang Spitalerstraße) sowie eine Filiale im Alstertal Einkaufszentrum. Blume 2000 bestätigte die Übernahme zum 1. Januar auf Abendblatt-Anfrage. Zum Kaufpreis machte das wachstumsorientierte Unternehmen, das bundesweit 190 Läden betreibt, keine Angaben.
Die drei Läden der Blumen Petzoldt GmbH gehörten seit dem Tod von Firmenerbe Hans Petzoldt 2011 zu einer Stiftung, die Erlöse gingen an die SOS-Kinderdörfer. „Blume 2000 hat sich sehr für unsere Standorte interessiert“, sagt Noch-Geschäftsführer Uwe Selk. Weil die Mietverträge in der Wandelhalle auslaufen, habe man sich zum Verkauf entschieden, so der 77-Jährige. Bereits 2017 hatte er ein viertes Geschäft in Wandsbek geschlossen.
Hauptbahnhof-Kunden waren Helmut Schmidt und Wladimir Klitschko
Die Bedingung für den Verkauf – von Petzoldt testamentarisch festgelegt – war, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Aktuell sind es 25 Jobs. Auch im denkmalgeschützten Traditionsgeschäft, in dem schon Ex-Kanzler Helmut Schmidt, Udo Lindenberg und Wladimir Klitschko gekauft haben, soll sich nichts ändern.
Name, Öffnungszeiten und Einrichtung bleiben, bestätigte Blume-2000-Sprecherin Ute Heuser. Die Blumen kommen jetzt von der Floristik-Kette, das Blumenpapier wird im Laufe des Jahres verändert. Die beiden anderen Standorte sollen jedoch auf das neue Blume-2000-Konzept umgestellt werden. Damit verschwindet dort auch der Name Blumen Petzoldt. „Vieles ist Neuland“, sagt Janina Wischmann, Geschäftsführerin in der Wandelhalle. „Aber wir lernen voneinander.“ Nach Unternehmensangaben wurde bereits in den ersten Tagen ein „deutliches Umsatzplus“ verzeichnet.
Familie Petzoldt sieht den Verkauf mit großem Bedauern
In der Familie Petzoldt sieht man den Verkauf mit Bedauern. „Wir wurden nicht informiert und nicht gefragt, ob wir Interesse an einer Übernahme haben“, sagt Tessa Petzoldt aus der vierten Generation der Floristendynastie. Sie betreibt mit Lebenspartner Guido Graf und Bruder Robin Petzoldt drei Läden unter dem Namen Blumentochter in Eppendorf.
Auch ihr Vater Hans Petzoldt ist in Winterhude der Branche treu. „Es ist schon enttäuschend und bitter, dass der Familienbetrieb in einem Franchise-Unternehmen aufgeht“, sagt Petzoldt. Sie will jetzt klären lassen, ob sich das Namensrecht angesichts der neuen Besitzverhältnisse ändern lässt.