Hamburg. Der Aufschwung in Hamburg durch die Elbphilharmonie beschäftigt auch die Veranstalter anderer Genres.
Bislang gab es in der Kultur den klassischen Verfremdungs- oder auch V-Effekt nach Brecht, der im epischen Theater durch den Einsatz überraschender Stilmittel für kritisches Hinterfragen des Geschehens durch das Publikum sorgen soll. Neu und anders in Hamburgs Kulturleben ist der Elbphilharmonie- oder auch E-Effekt, dessen Auswirkungen auch für Gäste aus der Branche beim Abendblatt-NeujahrsempfangThema waren.
Die bisherigen Auswirkungen des neuen Konzerthauses/Wahrzeichens auf die Kulturstadt beurteilte Sommerfestival-Leiter András Siebold sportlich: „Kampnagel hat endlich ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen!“ Kunsthallen-Direktor Christoph Vogtherr betonte, dass Hamburg als Kulturstadt international sehr viel sichtbarer geworden sei. „Für Besucher der Stadt ist die Elbphilharmonie eine sehr gute Kombination mit Museen wie der Kunsthalle. Wer abends in die Elbphilharmoniegeht, wird tagsüber auch gern in die Kunsthalle kommen.“
Gutes Gegengewicht zum Musical-Image
Peter F. Raddatz, kaufmännischer Geschäftsführer am Schauspielhaus, freut sich über die hiesige Angebotsausweitung: „Die Kulturstadt Hamburg hat einen neuen Leuchtturm bekommen und ein gutes Gegengewicht zum Musical-Image. Das war höchste Zeit.“
Für Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow wird sich dieses Jahr herausstellen, wie welche Weichen gestellt werden: „Man spürt, dass die Kulturpolitik jetzt zu neuen Aktivitäten aufbrechen muss, die stärker die anderen Kulturhäuser mit einbezieht. Die Elbphilharmonie darf nicht nur Tourismusmagnet sein, sondern muss ganz allgemein die kulturelle Ausstrahlung Hamburgs steigern. Ich wünschte mir auch, dass ihr Bau zu neuen Perspektiven für die weitere architektonische Gestaltung der Stadt anregt.“
Kultur-Infocenter gefordert
Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel hofft für 2018 auf eine „Verstetigung der Kulturbegeisterung sowohl bei den Bürgern als auch bei der Politik. Und ich hoffe, dass das Augenmerk auch auf die vielen anderen glänzenden Kulturinstitutionen geworfen wird.“
Auf dringend notwendige städtische Maßnahmen angesprochen, wies Luckow auf ein Angebotsdefizit hin: „Immer noch ist es so, dass Touristen, die am Flughafen oder am Hauptbahnhof ankommen, gar nicht informiert werden, welche Ausstellungen sie wo sehen können. In der Elbphilharmonie sollte ein Kultur-Infocenter eingerichtet werden, das dazu anregt, Ausstellungen zu besuchen und auch gleich Tickets dafür verkauft.“
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