Hamburg. Handelsplatz Hamburg verzeichnet 2017 deutlich mehr Umsatz. Aktien norddeutscher Unternehmen haben sich gut entwickelt.
Die Weltwirtschaft wächst voraussichtlich auch im neuen Jahr weiter, die Inflation bleibt niedrig, die Zinsen sogar sehr niedrig. Für Hamburgs Börsenpräsidenten Friedhelm Steinberg stellt sich das aktuelle Umfeld so dar: „Wir leben in einer der besten Börsenwelten, die wir seit Langem gehabt haben.“ Aktienanleger hätten derzeit nur wenig Grund zur Angst, sagte Steinberg anlässlich der traditionellen Jahresschlussbörsen-Veranstaltung.
Dass der Deutsche Aktienindex (DAX) auf Jahressicht ein Plus von 12,5 Prozent schaffen und zwischenzeitlich auf gut 13.500 Punkte klettern würde, hätte vor zwölf Monaten kaum jemand für möglich gehalten, so Steinberg. Allerdings profitierten angesichts der hierzulande immer noch schwach ausgeprägten Aktienkultur nicht in erster Linie die deutschen Anleger von den Kurssteigerungen – 54 Prozent der Anteilsscheine von DAX-Unternehmen seien in der Hand ausländischer Investoren.
Gute Bilanz für norddeutsche Titel
Steinberg wies aber auch auf das außergewöhnlich gute Abschneiden der norddeutschen Titel hin: Der Haspax legte um 28 Prozent zu. „Das zeigt die Stärke der Unternehmen aus unserer Region“, sagte der Börsenpräsident.
Es müsse jedoch die Frage erlaubt sein, wie lange der deutsche Aktienmarkt nach nunmehr sechs Gewinnjahren in Folge seine Aufwärtstendenz noch beibehalten könne, fügte Steinberg an: „Die Börse ist bekanntlich keine Einbahnstraße.“ Vieles deute zwar auf zunächst weiter steigende Kurse hin, aber unter großen Schwankungen und nicht mehr in dem zuletzt gesehenen Tempo.
Der Börsenpräsident ging auch auf die Internet-Währung Bitcoin ein, deren Wert seit Jahresbeginn um 1400 Prozent angezogen hat – „der reine Wahnsinn“, so Steinberg. Für ihn ist aber auch klar: „Das schreit nach den Regulierungsbehörden wie der BaFin.“
Gutes Geschäftsjahr 2017
Ein gutes Geschäftsjahr 2017 habe auch die Börse Hamburg selbst zu verzeichnen: „Es ist eines der besten seit vielen Jahren.“ Im Laufe des Jahres habe die Böag, die Dachgesellschaft der Börsen Hamburg und Hannover, mit der Integration der Börse Düsseldorf „einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft getan“. Zusammen hätten die drei Börsenplätze einen Handelsumsatz von 10,2 Milliarden Euro erzielt. Im Vorjahr kamen Hamburg und Hannover gemeinsam auf 7,4 Milliarden Euro und die Börse Düsseldorf auf 1,1 Milliarden Euro Umsatz. Selbst ohne Berücksichtigung Düsseldorfs habe die Böag somit ein Plus von 13,5 Prozent erreicht.
„Eine positive Entwicklung haben wir auch bei den zuletzt schwächelnden Aktienumsätzen gesehen“, sagte Steinberg. Anleihen haben einen hohen Anteil an den Umsätzen. Vor diesem Hintergrund habe die Böag ein „sehr zufriedenstellendes Geschäftsergebnis“ verzeichnet. Mit dem Zukauf der Börse Düsseldorf erhielt sie auch Zugriff auf das Handelssystem Quotrix mit einem Handelsumsatz von 18 Milliarden Euro. Die Orderzahlen hätten 2017 über den Erwartungen gelegen, hieß es.
Zudem hat die Börse Hamburg im Jahr 2017 mit mehreren Innovationen auf sich aufmerksam gemacht: Im März ging die „Schuldscheinbörse Deutschland“ an den Start und zeitgleich eine Zeichnungsplattform für Investmentfonds, seit Kurzem können zudem Direktinvestments in Containern vor dem Laufzeitende gehandelt werden.