Hamburg. Viel Genuss auf engem Raum: Wo allein fünf Italiener für ein kulinarisches Verwöhnprogramm sorgen. Teil drei der großen Serie.

Früher waren hier die Milchhändler ansässig, heute sind es auf wenigen hundert Metern allein fünf Restaurants mit italienischer Küche. Sie ist das Herz von Pöseldorf: die Milchstraße. 1858 benannt nach den dort ansässigen Milchhändlern, war sie in den 70er-Jahren Treffpunkt der Hamburger Szene. Und eine Weltkarriere startete hier: Jil Sander eröffnete 1967 ihre erste Boutique.

1. Via del Latte Das Restaurant hat den Namen der Straße für das Restaurant und Café übernommen. Tiffany-Lampen, goldfarbene Wände, Kerzen, Blumen, mit Leder gepolsterte Thonet-Stühle an Holztischen sowie schmalziger Italo-Pop aus den Lautsprechern sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Hassan El Sadek hat das Lokal vor 18 Jahren eröffnet. Er ist zwar Ägypter, aber aus seiner Küche kommen Pasta mit Lachs oder Muscheln in Weißwein. Studenten der nahen Musikhochschule wissen die Qualität zu schätzen. Und bei schönem Wetter auch die 45 Plätze vor der Tür.
Milchstraße 2, täglich 12–23 Uhr, 040/4105585

2. Osteria da Francesco Eine elegante Location. Und eine mit Geschichte in der Hamburger Promi-Szene dazu, denn das Restaurant ist eine Wieder­geburt der Osteria Due an der Badestraße. Der dortige langjährige Maître Francesco Delvecchio eröffnete im März 2015 seine Osteria, auch Jochen Kempf als Chefkoch zog mit. Dauerbrenner aus seiner Küche sind die Kalbsleber mit Salbeibutter, Spaghetti mit Gamberetti, das Carpaccio Cipriani mit senfiger Sauce und die hausgemachten Kalbsschwanz-Ravioli al Limone. Hell und modern ist das Lokal eingerichtet, ein großes Bild mit Szene und Zitat aus Verdis Oper „Ein Maskenball“ setzt Akzente. Die bekannten Hanseaten haben wieder ein Esszimmer für die italienischen Momente.
Milchstraße 3–4,Di–Sa 12–23 Uhr, So 12–22 Uhr, 040/25304380, www.osteria-da-francesco.de

3. Anna Sgroi Das Restaurant trägt den Namen der Chefin. Die Sizilianerin ist Autodidaktin und seit Jahren eine der besten Köchinnen der Stadt. Lokale hatten sie schon an verschiedenen Orten in Hamburg, gerade in den früheren Räumen der Alt Pöseldorfer Bierstuben, die jetzt wie ein eleganter Palazzo wirken. Sgroi kocht gern pur und leicht. Bei ihr gibt es keine Butter oder Sahne, sondern gutes Olivenöl. Keine schweren Saucen, sondern leichte Marinaden. Eine Spezialität sind ihre selbst gemachten Ravioli. Immer aus sehr dünnem Teig handgerollt und ungewöhnlich gefüllt, zum Beispiel mit Kaninchenfleisch, Austern oder Saubohnen. Oder Risotto, das bekannte Reisgericht aus Mailand, je nach Saison mit Kräutern, Steinpilzen, Blaubeeren oder Safran.
Milchstraße 7, Di–Fr 12 –14.30/19-22.30 Uhr, Sa 19–22.30 Uhr, 040/28003930, www.annasgroi.de

4. Butcher's American Steakhouse Vor neun Jahren kamen Lena und Sascha Wieschendahl aus Frankfurt nach Hamburg und eröffneten in Pöseldorf ein Restaurant, das es damals so in der Hansestadt noch nicht gab: Butcher’s American Steakhouse. „Wir wollten ein Steakrestaurant eröffnen, weil wir beide aus der Gastronomie kommen und wussten, dass wir das Metier beherrschen“, sagt die heute 35 Jahre alte Chefin. Und der Erfolg gibt ihr recht: In das elegant-rustikal eingerichtete Lokal mit viel Holz, roten Wänden, offenem Kamin und einer Kunststoff-Kuh vor der Tür kommen viele Gäste immer wieder, um ein saftiges Stück Fleisch zu genießen. Sie dürfen es übrigens im Rohzustand anschauen und wissen also, was auf dem Teller angerichtet wird. Das Butcher’s hat 75 Plätze, man trinkt meist Rotwein in dieser Mischung aus Saloon und Gentlemen’s Club. Und man kann mit den Inhabern über den HSV sprechen. Denn die bis heute ungebrochene Begeisterung für die Kicker vom Verein mit der Raute war für die Wieschendahls auch ein Grund, vom Main an die Elbe zu wechseln.
Milchstraße 19, Mo–Fr 12–15/18–24 Uhr, Sa/So 18–24 Uhr (Küche jeweils bis 22.30Uhr), 040/446082, www.butchers-steakhouse­.de

Lena Wieschendahl kam nach Hamburg, um ein Steakhouse zu eröffnen
Lena Wieschendahl kam nach Hamburg, um ein Steakhouse zu eröffnen © HA | Michael Rauhe

5. Brian's Steak & Lobster „Hummer, Champagner und Flip-Flops“ sind das Motto im Restaurant von Brian Bojsen. Der Däne ist ein Tausendsassa: Er war 18 Jahre lang auf Sylt in der Gastronomie tätig, lernte auf der Insel surfen und entdeckte seine Liebe zur Fotografie. Wie ein Strandhaus an der US-Küste ist denn auch das Restaurant eingerichtet. Selbstredend hängen an den Wänden großformatige Fotos des Gastronomen. Auf der Speisekarte stehen Ceviche vom Thunfisch, Tatar, Burger mit Süßkartoffel-Pommes und Trüffel-Mayonnaise, Steaks und natürlich Hummer. Fleisch und Gemüse werden bei 420 Grad Celsius im spanischen Josper-Ofen mit Holzkohle gegrillt. „Der Geschmack ist rauchiger, für einen puren Genuss bleiben die Geschmacksstoffe besser erhalten“, sagt der 45-Jährige. Und die Nachbarn kommen gern vorbei, um Brian nach der Musikkarriere seines Sohnes Jaden (17) zu fragen und dabei die Hausspezialität Huntington Beach Cheesecake zu naschen.
Milchstraße 25, Mo–Sa ab 17 Uhr, So 16–22 Uhr, 040/57016737, brians-hamburg.de

Christian Hacker, Brian
Bojsen und Martin Schwarze (v.l.) sind ein gutes Team
Christian Hacker, Brian Bojsen und Martin Schwarze (v.l.) sind ein gutes Team © HA | Michael Rauhe

6. The Gone Away Statt Hähnchenkeller jetzt die Bar. Wer gerne gute Drinks konsumiert und sich vom netten Gastgeber umsorgen lässt, ist hier im Souterrain richtig. Für den kleinen Hunger gibt’s auch Snacks.
Milchstraße 25, Mi–Sa 19–3 Uhr, www.facebook.com/goneawaybar

7. La Tana heißt „die Höhle“ auf Deutsch. Und so ist auch das gleichnamige italienische Restaurant: klein, gemütlich, schnuckelig. Enzo Latrecchiana (61) und Andrea Mariani (45) kümmern sich um die 40 Gäste, die Platz haben, und referieren die Empfehlungen von der Tafel, denn es gibt keine gedruckte Speisekarte. Spezialitäten sind das Kalbskotelette oder der Wolfsbarsch in der Salzkruste. Und natürlich kennen sie die vorrätigen Weine, allesamt aus Italien. An den braunen Wänden hängen alte Fotos, die Tische sind weiß eingedeckt, es brennen Kerzen. Ein schönes Wohnzimmer auf Italienisch.
Milchstraße 26, Mo–Sa 18–23 Uhr, 040/444385, www.la-tana.hamburg

8. Ristorante da Mario Selbst im Winter kann man vor dem Ristorante da Mario im Innenhof sitzen – unter Markisen und mit Heizstrahlern. Seit 47 Jahren gibt es dieses Lokal – der aktuell fünfte Italiener an der Milchstraße. Edison Gallegos serviert seinen Gästen Pizza, Pasta, Fleisch und Fisch. Beliebt sind in dieser in Rot gehaltenen Gaststube die Pizza mit Salsiccia und Trüffel oder die Nudeln Putanesca (Tomaten, Kapern, Oliven) mit Scampis.
Milchstraße 28, Mo–Sa 11–23 Uhr, 040/449918, www.damario-poeseldorf.de

Draußen vor dem Ristorante da Mario ist es unter dem Heizstrahler gemütlich
Draußen vor dem Ristorante da Mario ist es unter dem Heizstrahler gemütlich © HA | Michael Rauhe

9. Bierkrug Ein frisch Gezapftes genießen, Fußball gucken und dem HSV die Daumen drücken, mit Promis an der Theke stehen – das ist seit mehr als 30 Jahren typisch für den Bierkrug. Und mit 26 Quadratmetern ist er wohl auch eine der kleinsten Kneipen Hamburgs.
Milchstraße 30, Mo/Di 17–1 Uhr, Mi–Fr 17–5 Uhr, Sa 21 –5 Uhr, 040/454957

10. Suzy Wong Die Postadresse ist zwar Mittelweg, aber der Eingang liegt an der Milchstraße. Oben im ersten Stock residiert seit 1986 das Suzy Wong. Hier gibt es Peking-Ente ohne Vorbestellung mit Pflaumensauce, Pfannkuchen und Lauch, aber auch Dim Sum, Quallen­salat, Gemüse und Fisch, wie es in der Shanghai-Küche üblich ist. „Wir richten auch ein traditionelles chinesisches Festessen aus“, sagt Shanshan Chen, seit 17 Jahren im Lokal tätig und wie alle Servicekräfte Chinesin. Sie bedienen viele asiatische Gäste, denn die schätzen das Essen, die chinesische Musik und die etwas folkloristische Einrichtung.
Mittelweg 141, Di–Sa 12–15/18–22.30 Uhr, So 12–22.30 Uhr, 040/454112, www.restaurant-suzywong.de

Shanshan Chen serviert im Suzi Wong Gerichte nach Art der Shanghai-Küche
Shanshan Chen serviert im Suzi Wong Gerichte nach Art der Shanghai-Küche © HA | Michael Rauhe

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