Hamburg. Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel will mit neuem Eigentümer wachsen. Alle Firmen und Privatpersonen in Datenbank.

Wenn ein Unternehmen seine Rechnungen mit immer längerer Verspätung zahlt, kann das ein Vorbote einer finanziellen Schieflage sein. Nur: Für manchen Lieferanten dieser Firma ist es dann womöglich schon zu spät, weil die Ware bereits beim insolvenz­gefährdeten Kunden ist. Es kommt also darauf an, Warnsignale möglichst früh wahrzunehmen. Bei der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel hat man einen interessanten Zusammenhang festgestellt: „Je seltener ein Unternehmen seine Internetseiten aktualisiert, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ihm schlecht geht“, sagt Geschäftsführerin Ingrid Riehl. „Ebenso kann eine auffällige Zunahme von Rabattangeboten auf Probleme hindeuten.“

Um auch solche Marktdaten analysieren zu können, wird eine leistungsfähige Informationstechnologie immer wichtiger. Crifbürgel entstand im Sommer durch den Verkauf des traditionsreichen Hamburger Unternehmens Bürgel, das bis dahin dem Kreditversicherer Euler Hermes und der Otto-Inkassotochter Eos gehörte, an den italienischen Crif-Konzern – und dieser setzt besonders auf IT-Kompetenz, wenn es um die Versorgung der Kunden mit Wirtschaftsinformationen geht. „Mehr als ein Drittel aller weltweit 4200 Mitarbeiter der Crif-Gruppe sind im IT-Bereich tätig“, so Riehl.

Umsätze steigern

Zwar ist der Firmensitz von Crifbürgel jetzt formal München, aber Hamburg ist mit rund 170 Beschäftigten der größte Standort in Deutschland. Erst im November ist das Unternehmen in der Hansestadt in neue Büroräume auf dem Gelände der ehemaligen Marzipanfabrik in Bahrenfeld umgezogen. Damit habe sich Crifbürgel auch Raum für künftiges Wachstum gesichert, sagt Riehl: „Wir wollen den Umsatz steigern. Das ist die Grundlage für weitere Investitionen in Mitarbeiter und Technik.“

Das neue Büro der Geschäftsführerin ist noch nicht wirklich eingerichtet. An der Wand lehnt ein farbenfrohes Gemälde, das Riehl an einen früheren Abschnitt ihrer Karriere erinnert: Nach Stationen bei den Wettbewerbern Creditreform und Schufa war sie gut ein Jahr lang für ein anderes Unternehmen der Branche in Australien tätig. Aus diesem Land, von dem sie noch immer fasziniert ist, hat sie das Bild mitgebracht.

Betrugsgefahr bei Geschäften im Internet steigt

Die Stärke von Crifbürgel als zweitgrößte Wirtschaftsauskunftei in Deutschland liegt nach Auffassung von Riehl in der ausgewogenen Ausrichtung: Der Marktführer Creditreform sei die unbestrittene Nummer eins bei Firmeninformationen, während sich die Schufa vor allem auf Daten zur Kreditwürdigkeit von Privatpersonen konzentriere.

Crifbürgel hingegen sei auf beiden Feldern gleichermaßen kompetent, so Riehl. In den Datenbanken von Crifbürgel befinden sich Informationen über alle 36 Millionen geschäftsfähigen Bundesbürger sowie über alle 4,3 Millionen Firmen und Selbstständige in Deutschland: „Wir haben die volle Abdeckung.“

Datenquellen sind das Handelsregister, die im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzen und bei Privatpersonen auch Umzugsmeldungen sowie Selbstauskünfte von Konsumenten über Einwilligungsklauseln in Verträgen.
„Sehr wichtig sind natürlich die Erfahrungen von Unternehmen mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden“, erklärt Riehl.

Erheblich an Bedeutung gewonnen habe zuletzt die Betrugsgefahr: „Bei Internetgeschäften, die in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden sind, haben wir es mit einem beiderseitigen Risiko zu tun“, so Riehl: „Der Anbieter ist eventuell nicht der, für den er sich ausgibt, während der Kunde möglicherweise nicht zahlen kann, oder bewusst auf Kosten anderer eine Bestellung vornimmt.“

Erhöhtes Zahlungsausfallrisiko

Aus diesem Grund spiele nicht mehr nur die aktuelle Konjunktur eine Rolle für das Zahlungsausfallrisiko. Tatsächlich sorgen das weiterhin gute Wirtschaftsumfeld und die immer noch sinkenden Arbeitslosenzahlen auch für eine Abnahme der Insolvenzfälle: Allerdings steigt in Hamburg auch die Zahl der Firmen mit „erhöhtem Zahlungsausfallrisiko“.