Hamburg. Ein Abtritt im Zorn: Was der Musiker jetzt über sein Orchester und die Klangqualität in Hamburgs Wahrzeichen sagt.
Thomas Hengelbrock, Chef-Dirigent der NDR Elbphilharmonie, verlässt das Orchester im Streit. Er gehe bereits im Sommer 2018, statt wie ursprünglich geplant erst 2019, wie Hengelbrock der "Welt am Sonntag" am Wochenende bestätigte. Er habe den NDR lange vor dem Ende der letzten Saison darüber informiert.
Sehr unerfreulich sei das Vorgehen des NDR gewesen, "unmittelbar nach der öffentlichen Ankündigung dieses Schrittes meinen Nachfolger zu benennen und noch in derselben Woche, in der ich zehn Konzerte zu dirigieren hatte, vorzustellen". Dies sei "vollkommen unüblich und hat nach außen einen ganz falschen Zungenschlag in diese Sache gebracht", so Hengelbrock.
Nicht alle Ziele erreicht
Auch zur Kritik an seiner Programmauswahl und an der Qualität des Orchesters äußerte sich der Dirigent: "Es gab natürlich Situationen, in denen ich mich sehr weit von dem entfernen musste, was ich mir eigentlich vorgestellt hatte. Aber das gab es vonseiten des Orchesters selbstverständlich auch." Er selbst habe nicht alle seiner Ziele mit dem Klangkörper erreicht. "Ich hatte gehofft, dass das Orchester eine stärkere Eigeninitiative entwickelt. Dass die Musiker regelmäßig in kleinen Gruppen proben und arbeiten, dass die Kammermusik und die Kammerorchesterarbeit weiter gedeihen und ins Orchester ausstrahlen." Auch seine Spielstätte, die Elbphilharmonie, sei nicht immer einfach. "Die akustischen Verhältnisse in der Elbphilharmonie sind zwar insgesamt großartig, aber je nach Repertoire bisweilen auch kompliziert."
Über seine berufliche Zukunft wollte Hengelbrock aus Rücksicht auf seine zukünftigen künstlerischen Partner noch nichts verraten. "Im Sommer 2018 kann ich mehr dazu sagen." Der Dirigent hat das NDR Elbphilharmonie Orchester durch den Eröffnungsabend am 11. Januar dieses Jahres und durch zahlreiche Konzerte danach geführt.