Hamburg. Axel Limberg kümmert sich als Vormund und Pate um Minderjährige und bringt sie in Job, Ausbildung oder Praktika. Dafür wird er geehrt

Nicht nur in Eppendorf ist Axel Limberg bekannt wie ein bunter Hund – aber dort ist er besonders erfolgreich. Der 45-Jährige hat keine Scheu, in den Geschäften und Praxen nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen für die jungen Flüchtlinge zu fragen, um die er sich seit drei Jahren ehrenamtlich kümmert. Und da das ziemlich viele sind, ist er oft unterwegs und kommt mit zahlreichen Menschen ins Gespräch. Weil Axel Limberg keiner ist, der schnell aufgibt, sind seine Jungs fast alle auf Erfolgskurs. Am Donnerstag wurde er deshalb gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen bei einem Senatsempfang zum Thema „Hamburg engagiert sich“ geehrt.

Einige „seiner“ aktuell 15 Jugendlichen absolvieren derzeit in Eppendorfer Betrieben ein Praktikum, eine Ausbildung oder einen Minijob. Elyas (17) macht ein Schülerpraktikum in einer Polsterei, Shahabedin (19) eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer in der Praxis von Lars Hansen, und Rasoul (18) hat nach einem Praktikum im Schreibwarenladen Koch einen Minijob ergattert. Dank Limbergs Kontakte bekam Edris (18) bei Eurogate einen Ausbildungsplatz zum Industriemechaniker. Zwei Jungen, Elsayed (17, aus Ägypten) und Arash (17, wie alle anderen bereits Erwähnten aus Afghanistan), wollen Polizisten werden. „Sie haben gesagt, dass sie sich schützend vor die Hamburger stellen wollen, wenn diese sie brauchen“, so Limberg. Auch dafür, dass das klappt, hat er gesorgt. Kommendes Jahr wird ein pensionierter Polizist beginnen, die Schüler auf die Ausbildung vorzubereiten.

Mit einem Besuch in einem Jugendheim fing alles an

20 bis 25 Stunden wöchentlich investiere er in sein Ehrenamt, sagt Limberg. Er geht mit seinen Schützlingen – oft in Begleitung seines Partners Söhnke Martens – ins Fußballstadion, in die Oper, ins Ballett oder Museum, bereitet sie auf ihre Anhörungen vor dem Bundesamt für Migration vor, besucht Elternabende. Vor allem aber, sagt er, stehe er seinen Jungs für längere Gespräche zur Verfügung. „Das ist das, was sie hier am meisten brauchen: einen Deutschen mit viel Zeit und einem offenen Ohr.“ Gemerkt habe er das erstmals in einem Jugendheim, in dem sein Engagement vor drei Jahren begann. Die Sozialbehörde, die er zuvor nach dem Kontakt zu einem jüngeren Flüchtling gefragt hatte, hatte ihn dorthin vermittelt. „Dort gab es nicht nur einen, sondern mehr als 15 Jugendliche, die dringend Hilfe brauchten“, erinnerte er sich. Die Hälfte habe Kontakt zu ihm gesucht. Um sie und weitere, die später dazukamen, unterstützen zu können, hat Limberg drei Privatvormund- und zahlreiche Patenschaften übernommen.

Hauptamtlich arbeitet er in der väterlichen Hausverwaltung und als freier Journalist. In dieser Funktion hat er auch gerade das Buch „Das rettende Ufer“ geschrieben, in dem er die Geschichte von Flüchtlingen erzählt, die in ihrer Heimat wegen Homosexualität verfolgt wurden. Und auch bei der Veranstaltungsreihe „Tandem Talks“, mit der berufstätige Menschen für die Übernahme einer Flüchtlingspatenschaft motiviert werden sollen, kommt ihm seine Profession zugute.

Stolz sei er auf seine Jungs, sagt Limberg. Und auch sie haben allen Grund, stolz auf sich zu sein. So ist Edris, der 2014 nach Deutschland kam und jetzt die Ausbildung bei Eurogate macht, nie in seinem Leben zur Schule gegangen. „Ich musste hier nicht nur Deutsch lernen, sondern auch, in meiner eigenen Sprache zu schreiben“, sagt er in sehr gutem Deutsch. „Ohne Axel hätte ich das nicht geschafft.“ Dass sein eigentlicher Wunsch, eine Ausbildung bei Lufthansa Technik zu machen, an seinen fehlenden Englischkenntnissen scheiterte, hat er mittlerweile verschmerzt. Der 18-Jährige mit Bleiberecht hat inzwischen schon ganz andere Pläne. „Nach meiner Ausbildung möchte ich Elektroniker für Automatisierungstechnik werden, vielleicht auch Meister oder Vorarbeiter.“ Und natürlich, fügt er ein bisschen verschämt hinzu, möchte er auch einmal eine Familie gründen.

Der größte Wunsch von Shahabedin ist, bei der nächsten Anhörung ein Bleiberecht zu bekommen. Beim ersten Mal hatte er einen negativen Bescheid bekommen – obwohl sich seine Familie mit den Taliban angelegt hatte und von ihnen verfolgt wurde. „Damals konnte ich das noch nicht ausreichend belegen“, sagt der angehende Zahnarzt­helfer, der in Afghanistan nur kurz eine Dorfschule besucht hat. Mithilfe von Axel Limberg habe er jetzt viele Dokumente besorgen können – und so sei er zwar aufgeregt, aber zuversichtlich. Denn zu den Hilfestellungen von Axel Limberg gehört es auch, neben Praktikums- und Ausbildungsplätzen ein bisschen Hoffnung zu vermitteln.