Hamburg. Der britische Kochprofi führt in der Kochschule One Kitchen seine Rezepte vor – und schmiedet Pläne für Hamburg.

Für seinen Besuch in Hamburg hatte Jamie Oliver eine Bedingung gestellt: „Ich koche nur auf Gas.“ Und so musste eine Mietküche gesucht werden, in der der britische Erfolgskoch am Mittwoch Speisen zubereiten und dabei sein neues Buch vorstellen konnte. In der Kochschule One Kitchen in Ottensen fühlte der 42-Jährige sich dann wohl und zauberte auf offener Gasflamme leckere Gerichte aus seinem jüngsten Werk.

„Jamies 5-Zutaten-Küche“ heißt das Buch, übrigens das 20. von Oliver. „Vor zehn Jahren hätte ich es noch nicht schreiben können“, sagt er. „Es geht um Tempo, die Menschen haben immer weniger Zeit. Und es geht um wenige Zutaten. Das ist übersichtlich, dann kochen die Leute auch. Wenn sie zu viele Dinge anschaffen müssen und nur einmal benutzen, bereiten sie nichts nach dem Rezept zu.“

Die Familie des Kochs hat jedes Rezept ausprobiert

„Quick & Easy“ steht im Untertitel. Und deshalb dreht sich alles um Gerichte, die mit wenig Aufwand gekocht werden können, noch dazu preiswert und lecker sind. Dabei muss man lediglich fünf Zutaten clever kombinieren, die in jedem gut sortierten Supermarkt erhältlich sind. „Dieses Buch nehmen die Leute mit zum Einkaufen, es lungert nicht nur ungelesen im Regal herum“, sagt der Koch. Nach schneller Zubereitung steht das Essen bereits auf dem Tisch, oder der Backofen übernimmt den Rest der Arbeit.

Qualität statt Quantität ist die Devise und gepaart mit einem Quäntchen Know-how an der Küchenfront entstehen intensive Aromen. Jedes Rezept wurde ausprobiert und von Jamies Familie getestet und nochmal von seinen Mitarbeitern getestet, um sicherzustellen, dass alle Gerichte unkompliziert und an jedem Tag der Woche schnell zu machen sind. „Es ist mein Buch, das sich bisher am besten verkauft“, so der Autor. „Besonders viele Kinder und Senioren schicken mir Fotos von ihren Gerichten. Es gibt keine Ausrede mehr, nicht zu kochen.“

Freundlich und geduldig beantwortet der Brite Fragen

Bei der Buchvorstellung bereitet Jamie gebratenen Lachs mit Chorizo zu. Je 300 Gramm Fisch und bunte reife Kirschtomaten, vier Stängel Basilikum, acht schwarze Oliven mit Stein und 30 Gramm Chorizo sind in nur elf Minuten fertig zum Verspeisen für Zwei. Den Fisch legt der Herdkünstler übrigens ohne Fett mit der Fleischseite in eine kalte beschichtete Pfanne und lässt den Lachs bei mittlerer Hitze garen. „Die andere Seite kurz vor Schluss, dann wird die Haut schön knusprig.“ Und Oliven ohne Stein sollte man nicht kaufen. „Die schmecken nach nichts.“

Freundlich und geduldig beantwortet der Brite Fragen, posiert für Fotos, entschuldigt sich für sein schlechtes Deutsch - „ich habe nur auf die Röcke meiner Lehrerin geschaut“- lobt Hamburg und gesteht, dass er noch nie Labskaus gegessen hat. „Aber die Zutaten hören sich interessant an.“

Oliver verhandelt mit Vermietern in Hamburg

Auch bei ihm funktioniert nicht jedes Rezept. „Ich habe für meine Familie einmal ein indisches Curry gemacht. Wunderbar, lecker, eigentlich perfekt. Dann wollte ich es mit Banane noch perfekter machen und habe alles ruiniert. Es schmeckte widerlich.“

Am Mittwoch durfte Jamie Oliver übrigens Sushi von Henssler&Henssler genießen. „Sehr gut, würde ich gern häufiger essen.“ Könnte er tun, wenn er zum Beispiel in Hamburg ein Restaurant eröffnet. „Wir verhandeln hier, in München und Düsseldorf mit jeweils sehr anstrengenden Vermietern.“ Bisher gibt es im deutschsprachigen Raum in Wien ein Lokal der Kette Jamie’s Italian sowie ein Delikatessen-Geschäft am Düsseldorfer Flughafen.

Heute trifft er sich in Berlin mit seinem langjährigen Freund Tim Mälzer. „Wir könnten mal zusammen ein Buch über deutsche Küche machen. Ich liebe deutsches Essen, besonders die gehaltvollen Saucen.“

Apropos: Zu Weihnachten gibt es bei Familie Oliver verschiedene Braten: Pute, Gans und Schwein. Dazu Salate, Gemüse und Polenta. Und ganz viel Tunke. „Mir läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen“, sagt der Koch.