Hamburg/Potsdam. Auch in Hamburg sind die Kunden zu einer erhöhten Wachsamkeit aufgerufen. So erkennen Sie gefährliche Sendungen.
Nach dem Fund eines Pakets mit einem Sprengsatz in einer Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass der oder die Täter weitere gefährliche Postsendungen verschicken könnten. Hintergrund ist ein Erpressungsversuch gegen DHL. Kriminelle fordern von der Deutschen-Post-Tochter einen Millionenbetrag und drohen mit weiteren Bomben. Die Polizei nimmt an, dass entsprechende Pakete vorrangig an kleinere Unternehmen oder auch an Privatleute adressiert werden könnten. Auch für Hamburg und das Umland rufen die Ermittler sowie der Logistikkonzern zu erhöhter Wachsamkeit auf.
„Unseren Kunden empfehlen wir, vorerst nur Sendungen von bekannten Absendern anzunehmen oder Sendungen, die man selbst bestellt hat“, sagte ein DHL-Sprecher in Hamburg dem Abendblatt. Erste Hinweise darauf, dass ein Paket gefährlich sein könnte, sind laut Polizei fehlende oder unvollständige Angaben zum Absender. Auch wenn die Adresse nicht auf dem üblichen Platz stehe oder auffällige Rechtschreibfehler enthalte, sei Vorsicht geboten. Befinden sich Flecken oder Verfärbungen am Paket oder ragen sogar Drähte heraus, sollte das Paket nicht mehr bewegt werden.
Verdächtiges Paket nicht öffnen
„Wir bitten darum, ein verdächtiges Paket auf keinen Fall zu öffnen, sondern sich in Sicherheit zu bringen und die Polizei zu informieren“, sagte der DHL-Sprecher. Auf die Frage, ob der Konzern eigene Sicherheitsvorkehrungen in den Paketverteilerzentren getroffen habe, gab der Sprecher keine Auskunft. „Die Kontrolle des Inhalts jeder einzelnen Sendung ist nicht ohne Weiteres möglich.“ Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit transportiere DHL bis zu mehr als sieben Millionen Pakete täglich.
DHL-Erpresser verschickten Potsdamer Paketbombe:
Auch bei den Paketzustellern sei das Thema allgegenwärtig, sagt Lars-Uwe Rieck von der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg. „Die Sorge fährt unterbewusst mit, wird aber im jetzt stressigen Weihnachtsgeschäft bei vielen verdrängt.“ Der Fachbereichsleiter für Postdienste, Logistik und Spedition im Ver.di-Bezirk Hamburg und Schleswig-Holstein appellierte an die Arbeitgeber, eventuelle Sorgen und Ängste der Zusteller ernst zu nehmen.
Auch Hermes überprüft Sicherheit
Auch der konkurrierende Paketdienst Hermes überprüft seine Sicherheitsvorkehrungen. Dennoch: „Mögliche Gefährdungen wie diese sind kein Szenario, das für uns gänzlich neu ist oder erst seit Sonntag existiert. Paketbomben hat es leider auch vor vielen Jahrzehnten schon gegeben“, sagte Sprecher Ingo Bertram. Daher seien die Bediensteten schon lange dafür sensibilisiert, bei verdächtigen Paketen umgehend Alarm zu schlagen.
Unterdessen prüft die Polizei auf der Jagd nach dem Paketbomben-Erpresser erste Hinweise aus der Bevölkerung. Nach einem Zeugenaufruf seien rund drei Dutzend Hinweise eingegangen, teilte die Polizei Brandenburg am Montagnachmittag mit. Die Sonderkommission in dem Fall sei inzwischen auf mehr als 50 Beamte verdoppelt worden.
Polizei hatte Zeugenaufruf gestartet
Experten bemühten sich weiter, das bei der Entschärfung in Potsdam zerstörte Paket wieder zusammenzusetzen. „Sie schauen, was sie noch an Spurenmaterial finden können“, sagte Polizeisprecherin Stefanie Klaus. Zuvor hatten die Ermittler aus dem Päckchen einen zerfetzten Zettel mit einem QR-Code wiederhergestellt, der ein Erpresserschreiben enthielt. Nach der Entdeckung eines verdächtigen Pakets in der Staatskanzlei in Thüringen am Montag gab die Staatsanwaltschaft Entwarnung. Das DHL-Paket habe lediglich zusammengerollte Kataloge enthalten. Es sei an das Büro des Ministerpräsidenten adressiert gewesen, habe aber keinen Absender getragen, hieß es. In Medienberichten war zuvor davon die Rede gewesen, dass es sich möglicherweise um eine Granate handele.
Die Polizei hatte einen Zeugenaufruf gestartet, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Die Ermittler suchen Personen, die den oder die Täter beobachteten, als das Paket am Donnerstagmorgen an einer DHL-Packstation in Potsdam aufgegeben wurde. Die in der brandenburgischen Landeshauptstadt entdeckte Paketbombe war an einen Apotheker adressiert, der beim Öffnen des Päckchens ein Zischen hörte. Die Polizei stellte später fest, dass das Paket Nägel und einen sogenannten Polenböller enthielt.
Paket war nicht das erste dieser Art
Noch ist nicht abschließend geklärt, ob die Vorrichtung zündfähig war. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass das Paket höchstwahrscheinlich hätte explodieren können und dies nur aus glücklichen Umständen nicht geschah. Das Paket war nicht das erste dieser Art. Anfang November war laut Polizei ein ähnliches Paket an einen Onlinehändler in Frankfurt (Oder) gesendet worden. Dieses sei beim Öffnen in Brand geraten.