Hamburg. Mehr als 8000 Kinder stellen auf zwei Märchenschiffen bis Weihnachten 100.000 Plätzchen her. Es gibt noch Restkarten.

Früh übt sich, wer später erstklassig Plätzchen herstellen will. Mit Inbrunst, die Wangen vor Aufregung gerötet, sticht Helene Teig aus. Dann folgt die Krönung. Zum Verzieren stehen Streusel, bunte Schokolinsen und Nüsse bereit. Die drei Jahre ältere Mathilda beäugt gespannt die Kunstwerke ihrer Schwester. Und dann ab in den Ofen damit.

Wer bei dem sonntäglichen Gräuelwetter noch nicht von adventlicher Stimmung heimgesucht wird, kann seine Gefühle am Jungfernstieg auf Betriebstemperatur bringen. Auf zwei zu „Backschiffen“ umfunktionierten Alsterschiffen am Anleger, der „Saselbek“ und der „Sielbek“, sind jeweils 30 Kinder am Werke. Das Zuschauen ist eine Lust. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen, sondern auch schmecken lassen.

Am Montag kommt die Elbnixe

Ermöglicht wird dieses Vergnügen abseits des Weihnachtsmarkts vom Hamburger City Management. Seit 32 Jahren organisiert die 40-köpfige Crew um Managerin Brigitte Engler die fantastische Welt der Märchenschiffe vis-à-vis dem Alsterhaus. Der Etat von 80.000 Euro pro Saison wird aus Bordmitteln und durch Sponsoren aufgebracht. Die Kinder profitieren davon. Zum Beispiel beim Schminken und Schmökern auf dem Traumschiff „Ammersbek“. Auf dem Theaterschiff „Bredenbek“ gibt’s täglich wechselnde Attraktionen zum Nulltarif. Mittwochs erscheint die lustige Hexe Adventa, sonnabends die Tänzerin Sabuha, am Sonntag der Zauberer Matthias Paulo.

Und am heutigen Montag erzählt eine Elbnixe von spannenden Erlebnissen mit Meerdrachen und Klabautermännern. Zwischendurch können Klein und Groß auf dem Caféschiff, der „Susebek“, an rot gedeckten Tischen heiße Getränke und Kuchen zu zivilen Preisen genießen – Wasserblick Richtung Alstertanne inklusive.

Die Lütten sind mit Feuereifer dabei

Bis zum 23. Dezember haben sich bereits mehr als 8000 Bäcker zwischen drei und zehn Jahren angemeldet. Täglich stehen fünf bis sechs Veranstaltungen auf dem Programm. Pro Advents­woche ergibt das 80 fröhliche Kinderrunden. Tickets kosten jeweils 2 Euro. „Die Lütten sind mit Feuereifer dabei“, weiß Projektleiterin Kerstin Reich.

„Viele hüpfen schon am Ufer vor Aufregung und können nicht abwarten, dass es losgeht.“ Oft stehen Kindergartengruppen oder komplette Grundschulklassen an den Tischen der maritimen Bäckerei. Dieses günstige Adventsabenteuer hat sich herumgesprochen: Beim Start des Kartenverkaufs am 11. November standen Eltern und Betreuer mehr als 100 Meter Schlange. Nur für die Wochen­tage sind noch Restkarten erhältlich.

Auch Bjarne aus der 1. Klasse der Grundschule Genslerstraße in Barmbek-Nord lässt seiner Kreativität freien Lauf. Der Siebenjährige ist zum zweiten Mal dabei. Die Deerns und Buttjes auf der „Saselbek“ haben die Wahl zwischen vielen Ausstechformen: Sternschnuppen, Halbmonde, Tannen, jede Menge Tierfiguren. Natürlich kann man auch nach eigener Fantasie formen.

Teig für 1000.000 Kekse

Bei so vielen fleißigen Helfern haben die beiden Chefinnen der Backstube einen himmlischen Job. Kimberley Frey, im Hauptberuf Ergotherapeutin, und ihre Schwester Jana-Merle, Jurastudentin im neunten Semester, inspirieren den fleißigen Nachwuchs gekonnt. Der Aktionspartner Dat Backhus, im zehnten Jahr präsent, stellt 5000 Kilogramm Teig für schätzungsweise 100.000 Kekse sowie Zucker, Streusel, Rosinen und Nüsse zur Verfügung.

Ist das Werk vollendet, werden die Plätzchen neun Minuten bei 230 Grad im Ofen gebacken. Stolz wie Bolle begutachten Helene, Mathilda, Bjarne und Mitstreiter die fertigen Produkte. „Keks to go“ steht auf tragbaren Pappkartons, in denen die süße Beute nach Hause transportiert werden kann. Die Eltern dürfen assistieren – beim Backen indes bitte nicht. Auf dem Heimweg befinden sich zudem ein eigenhändig verzierter Tannenbaum aus Quarkgebäck, eine Schürze, eine Bäckermütze und Ausstechformen im Gepäck. 20-mal werden wir noch wach. Und übermorgen ist Nikolaustag. Mal sehen, ob die selbst gebackenen Kekse bis dahin überleben. Manches Kind griff sofort freudig zu. Selbstgemachtes schmeckt eben am besten.

Restkarten am Jungfernstieg im „Büro Märchenschiffe“ (10–14 und 15–17 Uhr, solange der Vorrat reicht). Für Kinder ab 3 Jahren. 2 Euro.