Hamburg.
Als der junge Mediziner Niels Bleese 1967 von der ersten Herztransplantion in Kapstadt hörte, war er sehr überrascht. „Es war aus meiner Sicht ein sehr mutiges – um nicht zu sagen – ein sehr kühnes Vorgehen“, erinnert er sich. „Entsprechend waren dann ja auch die Ergebnisse auf der ganzen Welt ernüchternd.“ Viele Jahre später, 1984, war es dann Bleese selber, der in Hamburg die erste Herztransplantation wagte – mit großem Erfolg.
Bleese und den anderen Mitarbeitern um Prof. Georg Rodewald am UKE war es damals wichtig zu warten, bis das Medikament Cyclosporin A auf dem Markt war, das die Abstoßung des Organs unterdrückte. 1981 ging Bleese für sechs Monate an die Medical School der Stanford-University zu Dr. Norman Edward Shumway, der die OP-Technik entwickelt hatte. „Genau dort hatte sich Barnard kurz vor der ersten Transplantation informiert und dann das getan, woran die Crew von Shumway rund zehn Jahre gearbeitet hatte“, sagt der Herzchirurg. Er meint, dass es ohne Barnard spätestens drei Monate später in Stanford die erste Herztransplantation gegeben hätte – durch Barnard sei aber eine ganz besondere Dynamik in der Transplantationsmedizin entstanden.
1984 war es dann in Hamburg so weit: Bleese transplantierte seiner 51 Jahre alten Patientin Lisa Trapp, die einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte, ein Herz. Mit diesem neuen Organ lebte sie danach noch gut 23 Jahre.
Bleese erinnert sich gut an die Zeit nach dieser Operation: „Meine ganze Sorge war zu verhindern, dass Komplikationen wie Abstoßungen oder Infektionen auftreten. Ich fühlte mich persönlich verantwortlich, genau diese unter Umständen fatalen Komplikationen zu verhindern, und war daher während der ersten Wochen nur selten zu Hause. Ich erinnere mich, dass ich sogar spezifische Blutproben von Frau Trapp persönlich in das Kliniklabor brachte, um ganz sicher zu sein, dass eine mögliche Abstoßung des transplantierten Herzens rechtzeitig entdeckt werden könnte.“
Insgesamt hat Bleese mehr als 40 Herzen transplantiert und war nach seiner Zeit im UKE lange Chef der Herzchirurgie im Albertinen-Krankenhaus. Bei einer Veranstaltung von Abendblatt, NDR 90,3 und „Hamburg Journal“ traf er 1999 auch mit Prof. Barnard zusammen, der in Hamburg sein neues Buch vorstellte. „Er war ein außerordentlich lebendiger Geist, der voller neuer Ideen war. Was mir besonders auffiel: Er war offen für gute Vorschläge, die von anderen Kollegen kamen.“