Hamburg. Das Haus des 2014 verstorbenen Schriftstellers sei “feucht, muffig und in einem erbärmlichen Zustand.“ Was dort nun entstehen soll.
Bis zu seinem Tod im Oktober 2014 lebte der Schriftsteller und Hamburger Ehrenbürger Siegfried Lenz ("Deutschstunde") in einem Wohnhaus in der Preußerstraße in Othmarschen. Dieses Haus soll nun abgerissen werden, wie die Siegfried Lenz Stiftung dem Abendblatt bestätigte. Demnach sei die Entscheidung auf Bestreben der Hinterbliebenen, also den Kindern und der Witwe Lenz' gefallen, die auch im Besitz des Grundstückes sind. Zunächst hatte das "Hamburg Journal" darüber berichtet.
Mit dieser Entscheidung sind mögliche Pläne für ein Museum oder eine Gedenkstätte vom Tisch. "Das Wohnhaus hat für die Stiftung keine Bedeutung", sagte Stiftungs-Vorsitzender Günter Berg dem Abendblatt. Der Schriftsteller, der 88 Jahre alt wurde, hat das Haus zwar schon 1963 mit seiner ersten Ehefrau Liselotte (Lilo) bezogen, in Hamburg aber mehrfach den Wohnort gewechselt, zeitweise an der Isestraße und der Oberstraße gelebt. Zumal habe Lenz viele seiner Werke in seinem Wohnsitz auf der dänischen Insel Alsen verfasst.
Denkmalschutz hatte keine Bedenken
Von Bedeutung sei vielmehr der Nachlass des Autors. Dieser ist noch vor seinem Tod in das Deutsche Literaturarchiv nach Marbach gebracht worden, wo eine Mitarbeiterin der Stiftung die Dokumente in den kommenden Jahren weiter sichten und katalogisieren soll. "Dies geschieht, um die 25-bändige Edition des Gesamtwerks zu vervollständigen", sagte Berg, der ein langjähriger Verleger und auch Wegbegleiter Lenz' war.
Viele Unterlagen seien in einem katastrophalen Zustand gewesen, man habe ganze Bände wochenlang trocknen müssen. Grund dafür sei der heruntergekommene Zustand des Wohnhauses in der Preußerstraße, in dem Lenz' Nachlass viele Jahre in Kartons gelagert war. "Es ist feucht, muffig und einfach in einem erbärmlichen Zustand", machte Berg deutlich. Weder Stadt noch Denkmalschutz haben nach einer Begehung ein Interesse an dem Gebäude bekundet, sodass der Abrissantrag ohne Weiteres genehmigt worden sei.
Witwe von Siegfried Lenz soll in Neubau ziehen
Die Arbeiten sollen schon Ende kommender Woche beginnen. Entstehen soll auf dem Grundstück ein Haus mit drei Wohneinheiten, von denen eine für die Witwe Ulla Reimer gedacht ist, die Lenz 2010 – vier Jahre nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Liselotte – in Dänemark geheiratet hatte.
Ob künftig etwa eine Gedenkstätte in Hamburg an den Schriftsteller erinnern soll, ist unklar. "Das ist nicht Aufgabe der Stiftung", betonte Berg. Diese kümmere sich um den literarischen Nachlass, die Stipendien und den Siegfried Lenz Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird mit 50.000 Euro dotiert ist. "Ein solches Bestreben sollte die Stadt, die Lenz auch zum Ehrenbürger gemacht hat, umsetzen." Nachbarn zumindest hätten vorgeschlagen, die Preußerstraße nach Siegfried Lenz zu benennen.