Hamburg. Fahrgäste können die hochmodernen Züge von April 2018 an nutzen. Das Abendblatt ist auf Testfahrt gegangen.
Die Hamburger bekommen neue S-Bahnzüge. Am Donnerstag stand die erste Testfahrt auf dem Programm. Das Fahrzeug der Baureihe ET 490 startete um 10.39 Uhr am Gleis 2 im Bahnhof Berliner Tor. Mit an Bord: Journalisten, Kamerateams und Fotografen. Außerdem Techniker und Ingenieure von Bombardier Transportation. Das Unternehmen baut die Züge in seinem Werk in Hennigsdorf bei Berlin.
60 neue, 66 Meter lange Fahrzeuge, bestehend aus jeweils drei Wagen, wurden bestellt. Zwei werden bereits auf dem Streckennetz der Hansestadt im sogenannten Vorserienbetrieb – ohne Gäste an Bord – auf „Herz und Nieren getestet“, sagte Bombardier-Projektdirektorin Juliane Storm-Ohm. „Wir sind auf der Zielgraden, von voraussichtlich April 2018 an werden zunächst acht Züge im Probebetrieb mit Fahrgästen eingesetzt.“
327 Millionen Euro kosten die neuen Fahrzeuge
Im Dezember 2018 sollen alle 60 neuen S-Bahnen ausgeliefert sein. Dafür bezahlt die Deutsche-Bahn-Tochter 327 Millionen Euro an Bombardier. Weitere zwölf Fahrzeuge wurden nachträglich bestellt und sollen bis 2019 fertiggestellt sein.
Nach dem Ausrangieren der alten Baureihe 472 stehen der S-Bahn Hamburg dann 20 S-Bahnen mehr als heute – aktuell sind es 164 – zur Verfügung. „Wir benötigen aufgrund der steigenden Fahrgastzahlen dringend weitere Kapazitäten“, sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke. Im vergangenen Jahr hatte das Verkehrsunternehmen rund 250 Millionen Fahrgäste.
Die Premiere am Donnerstag verlief reibungslos
Um 11.03 erreichte der Zug mit einem kurzen Zwischenhalt in Altona den Bahnhof Blankenese. „Das ist ein sehr komfortables Fahrgefühl, und vor allen Dingen ist der Zug so leise“, sagte Arnecke dem Abendblatt.
Die Fahrgäste sollen sich „in der neuen Baureihe 490 wohlfühlen“, verspricht Arnecke und weist auf die Ausstattungsdetails hin. Durchgänge zwischen den Wagen sollen „ein großzügiges Raumgefühl und auch mehr Sicherheit vermitteln“. Außerdem sind die Züge klimatisiert, am Donnerstag waren es angenehme 20 Grad an Bord. Zudem gibt es ein Fahrgastinformationssystem.
Mehrzweckbereich für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen
Auf den Monitoren ist der Streckenverlauf eingezeichnet, und die nächste Haltestelle wird wie auf einer „Perlenschnur“ angezeigt. Auf den Bildschirmen sollen den Kunden auch aktuelle Nachrichten präsentiert werden. Neu ist ein Mehrzweckbereich für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Insgesamt stehen in den Zügen 190 Sitz- und 280 Stehplätze zur Verfügung.
Den wichtigsten Job hatte am Donnerstag Lokführer Lars Frenkel. Denn der 34-Jährige durfte den Zug steuern. Der Fachmann, der seit 13 Jahren für die S-Bahn fährt, war begeistert: „Das Fahrzeug beschleunigt kraftvoll und ist trotzdem extrem geräuscharm.“ Neu ist: Die Lokführer können den Zug nicht nur im Sitzen, sondern auch im Stehen fahren.
Es gab zwei Auszeichnungen für das Design des Zuges
Bei der Testfahrt am Donnerstag fuhr Lars Frenkel nur bis zu 80 Kilometer pro Stunde, doch die Züge schaffen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 140 Kilometern pro Stunde.
Schon bevor die Baureihe 490 ihren regulären Betrieb aufnimmt, gab es zwei Designpreise für das Fahrzeug. Ein Detail, das optisch beeindruckt: Die Front des Zuges ist in Form eines silbernen H (steht für Hamburg) gestaltet.
Einen zufriedenen Eindruck machte nach der Testfahrt auch Bombardier-Chefentwickler Thomas Künzel: „Ich bin sehr stolz auf dieses Produkt, das eine Maßanfertigung für die S-Bahn Hamburg ist.“ Die Züge sind „Made in Germany“, werden in Hennigsdorf bei Berlin zusammengebaut. Das dauert pro Zug etwa drei Monate. Aktuell sind Hunderte Mitarbeiter auf dem Werksgelände im Einsatz, damit die 60 Fahrzeuge pünktlich ausgeliefert werden können.