Hamburg. Im Glücksatlas belegt Hamburg den zweiten Platz hinter Schleswig-Holstein. Das größte Problem bleibt die Wohnsituation
Die Schleswig-Holsteiner sind auch im Jahr 2017 die glücklichsten Deutschen. Unsere Nachbarn haben Platz 1 erneut verteidigt und stehen schon seit 2013 an der Spitze des Vergleichs von 19 Regionen. Allerdings hat Hamburg kräftig aufgeholt und belegt in diesem Jahr den zweiten Platz – neben der Region Baden.
Im sogenannten Glücksatlas, der gestern in München vorgestellt wurde, erreichte Schleswig-Holstein auf einer Skala von 0 bis 10 einen Punktwert von 7,43 (2016 waren es 7,41). Hamburg kam auf einen Wert von 7,28 und holte gegenüber dem Vorjahr vier Plätze auf (2016: 7,20 Punkte). Niedersachsen belegt nur Platz neun (7,19 Punkte). Deutschland kommt im Schnitt auf einen Wert von 7,07 Punkten. (Hamburg belegte im Glücksatlas 2011 und 2012 je Platz 1, 2013 und 2014 je Platz 2, 2015 Platz 4 und 2016 Platz 6).
Bei der Studie, die im Auftrag der Deutschen Post zum siebten Mal in Folge erhoben wurde, geht es um eine Langzeitbewertung des eigenen Lebens sowie um Wünsche, Ziele, Erwartungen und Einstellungen. Die Daten stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer Wiederholungsbefragung seit 1984 bei immer denselben Menschen, sowie einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach mit 5700 Teilnehmern zwischen März und August 2017. Die Befragung zeigt, dass es bei der subjektiven Zufriedenheit große Unterschiede in den Regionen gibt: So sind die Menschen in Westdeutschland insgesamt glücklicher als im Osten. Dort haben sich die Werte im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert, allerdings stehen die ostdeutschen Länder weiter am unteren Ende der Skala. Der Abstand zwischen der glücklichsten (Schleswig-Holstein) und der unglücklichsten Region (Sachsen-Anhalt) ist mit 0,6 Punkten jedoch so niedrig wie noch nie.
Konkret wurde die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen abgefragt – das Leben im Allgemeinen, Wohnung und Freizeit, Arbeit, Gesundheit und das Haushaltseinkommen.
Hamburger geben fast ihr halbes Einkommen für Miete aus
Ergebnis: Die Hamburger sind alles in allem mit ihrem Leben zufrieden (7,28 Punkte). Was den Grad ihrer Zufriedenheit mit ihrer Wohnung und ihrer Freizeit (7,66 Punkte) betrifft, ist allerdings noch deutlich Luft nach oben. Hier belegt die Hansestadt nur den 8. Platz im Glücksatlas – die Probleme bei der Wohnungssuche sind hinlänglich bekannt. „Mit 47 Prozent müssen die Hamburger fast die Hälfte ihres Einkommens für ihre Miete ausgeben. Das ist der unangefochtene Spitzenwert in ganz Deutschland“, heißt es in der Studie. Im Schnitt seien es in der Bundesrepublik nur 30 Prozent. Die Stärke Hamburgs sei jedoch das große Freizeit- und Kulturangebot.
Bei der Arbeitszufriedenheit liegt Hamburg bundesweit auf Platz 2 (7,19 Punkte). Und auch das Haushaltseinkommen stellt die Hamburger zufrieden. Auch in diesem Bereich belegt die Hansestadt Platz 2. Das deutschlandweit höchste verfügbare Einkommen in Höhe von 23.862 Euro pro Einwohner sei ein Garant für hohe Zufriedenheitswerte, so Glücksatlas-Autor Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrum Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Bei der Frage nach der Gesundheit erreicht Hamburg den dritten Platz (6,64 Punkte). Dafür hätten ein geringer Anteil an gesundheitlich beeinträchtigten Menschen sowie eine geringe Pflegequote große Bedeutung, so die Studie. So wohnten in Hamburg auch die wenigsten alten Menschen. Mit 18,7 Prozent sei der Anteil der über 65-Jährigen in keiner anderen Region Deutschlands geringer.
Deutschland sei so reich wie nie zuvor, „von Krise keine Spur“, sagte Raffelhüschen. Treibende Kraft für die steigende Zufriedenheit sei das deutlich gestiegene Haushaltseinkommen. „Geld macht glücklich“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler.
Warum die glücklichsten Deutschen in Schleswig-Holstein leben und nicht im finanzstarken Süden Deutschlands – da können die Forscher nur Vermutungen anstellen. Raffelhüschen nannte als möglichen Grund eine „Glas-halb-voll-Mentalität“. Es habe mit der Mentalität im Norden und der Nähe zu Dänemark – der mit Abstand glücklichsten Nation Europas zu tun. „Sowohl im Dänischen als auch im Plattdeutschen gibt es mehr Ausdrücke für Gemütlichkeit als im Hochdeutschen“, sagte er: „Es ist ein Lebensgefühl, diese Fähigkeit, es sich selbst und anderen gemütlich zu machen.“
Neben den regionalen Unterschieden bei der Lebenszufriedenheit untersuchte der Glücksatlas 2017 den Zusammenhang mit einer „nachhaltigen Lebensweise“. Dabei zeigt sich, dass Menschen umso zufriedener sind, je mehr sie sich für soziale oder ökologische Belange engagieren. Fast drei von vier Befragten haben das Gefühl, ihr persönliches Engagement bereichere ihr eigenes Leben. Während 68 Prozent ein persönliches Engagement für wichtig halten, setzen sich allerdings nur 23 Prozent aktiv im sozialen oder ökologischen Bereich ein.