Hamburg. Jan Böhmermann kritisiert Onlinemagazin “Bento“ mit bissiger Druckversion. Am Freitag wurde die „Printo“ in Hamburg verteilt.

„Das Prestigeprojekt des deutschen Einhorn-Journalismus“ – mit dieser Auszeichnung stellte Jan Böhmermann am Donnerstagabend das Onlinemagazin "Bento" in seiner Late-Night-Show "Neo Magazin Royale" vor. Der ZDF-Satiriker geht darin mit einer ausführlichen und schonungslosen Kritik auf den Ableger der Spiegel Online GmbH los.

In der Sendung vom 26. Oktober, bei der unter anderem YouTuber Fynn Kliemann zu Gast ist, nimmt sich Moderator Böhmermann gut 20 Minuten Zeit, um "Bento" auseinanderzunehmen. "Bento" sei laut Böhmermann „die Nachrichtenseite, für alle, denen Jodel ein kleines bisschen zu seriös ist“.

Böhmermann verteilt in Hamburg "Printo"

Dabei hebt er Inhalte wie ein Quiz zum Thema „Welcher Bürgerkrieg bist du?“ hervor. Böhmermanns ironischer Kommentar dazu: „Das ist ganz sicher der richtige Weg, um junge Menschen übers Weltgeschehen zu informieren.“ Auch auf Rudolf Augstein, Gründer des "Spiegels", geht er ein: "'Bento' ist Rudolf Augsteins Lebenswerk – aufbereitet für die Generation ‚Hauptsache, Alessio geht’s gut‘."

Damit sich „jeder ein Bild davon machen kann, wie die Content-Revolution des 'Spiegel'-Verlags aussieht“, hat Böhmermann mit „Printo“ die Print-Version des Magazins entwickelt. Diese wurde heute in Hamburg, Berlin, Köln, Dresden und München verteilt.

Mittzwanziger am Jungfernstieg

In der Hansestadt war es um 14 Uhr soweit. Da der Ort der "Printo"-Ausgabe nicht eindeutig bekannt gegeben wurde, sammelten sich über den gesamten Jungfernstieg verteilt Kleingruppen – vornehmlich Mittzwanziger. Gerne mit Bart, Mütze oder ausgetretenen Sneakern. Und dem Handy in der Hand, denn bei Twitter wurden die "Printo"-Interessierten auf dem Laufenden gehalten.

Christoph Pantel hält die
Christoph Pantel hält die "printo" in der Hand. © Laura Lagershausen

Gegen 14.30 Uhr startete die Verteilaktion. Einer der Ersten, der die neue Ausgabe, in der Hand halten durfte, war Christoph Pantel. Der Böhmermann-Fan sagt: "Wenn die 'Printo' regelmäßig herauskommen würde und ein Satireblatt wie die 'Titanic' wäre, dann würde ich es auch abonnieren.“

Insgesamt gab es 1000 Ausgaben, die von zwei Studenten auf dem Jungfernstieg verteilt wurden. „Ich kenne eine der Redakteurinnen von 'Neo Magazin Royale', deswegen habe ich die Ausgaben heute bei der Druckerei abgeholt. Und ich finde, es ist 'ne witzige Aktion“, sagt Pablo C., einer der beiden Studenten.

"Bento" reagiert auf Twitter

Viele Interessenten warteten auf die
Viele Interessenten warteten auf die "printo". © Laura Lagershausen

Erst Anfang Oktober hatte das Satire-Magazin „Titanic“ eine "Bento"-Version für Rentner – mit dem Namen „Rento“ – entwickelt. Artikel wie „5 Gründe, warum ich zu alt für die Disco bin“ oder „ Wie gut erinnerst du dich ans Dritte Reich?“ sind in der Oktober-Ausgabe der „Titanic“ zu finden.

Auf Anfrage des Abendblatts zur Böhmermann-Kritik, teilte der "Spiegel"-Verlag mit: "Anders als im ZDF gezeigt, kennzeichnen wir Native Advertising sehr deutlich – an drei Stellen: über dem Beitrag, im Beitrag und unter dem Beitrag. Auch wenn ein Native Ad über Facebook läuft, ist das bereits dort gekennzeichnet. Das war immer so und wird auch künftig so sein. Von 'verstecken' kann also keine Rede sein."

Zwei "Bento"-Redakteure haben sich am Freitagmorgen zur Kritik von Jan Böhmermann bereits auf Twitter geäußert. Redaktionsleiter Ole Reißmann, der auch namentlich in der Sendung genannt wurde, retweetete lediglich folgenden Beitrag eines anderen Twitter-Users:

Katharina Hölter, Chefin vom Dienst bei "Bento", twitterte: