Hamburg/Abuja. Sechs Besatzungsmitglieder des Frachters “Demeter“ werden als Geiseln gehalten. Bei der Entführung geht es um viel Geld.
Noch immer sind sechs Besatzungsmitglieder des Hamburger Containerschiffes „Demeter“ in der Hand afrikanischer Piraten. Zu den Entführern bestehe derzeit kein offizieller Kontakt, teilte eine in Rotterdam ansässige Medienagentur dem Abendblatt am Dienstag auf Anfrage mit. Deutsche seien von der Entführung nicht betroffen.
Ziel der Piraten, die das Schiff mit einem Schnellboot angegriffen hat, ist die Zahlung von Lösegeld. Das Schiff der Hamburger Peter Döhle Schiffahrts-KG war am Sonnabend um sechs Uhr Ortszeit vor der nigerianischen Hafenstadt Onne von Piraten angegriffen und besetzt worden. Sechs Besatzungsmitglieder wurden als Geiseln genommen. Die verbleibenden zwölf Seeleute der „Demeter“ seien unverletzt, und das Schiff konnte in sichere Gewässer weiterfahren.
Überfälle durch Piraten haben zugenommen
Unmittelbar nach dem Angriff wurden die örtlichen Behörden und das IMB-Piraterie-Zentrum informiert. IMB steht für „Internationales Maritimes Bureau“. Weitere Informationen werde die Reederei aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Seeleute nicht mitteilen. Die „Demeter ist ein 3100-TEU-Containerschiff. Es wurde 2006 in Szczecin (Polen) gebaut. Heimathafen ist Monrovia (Liberia).
Überfälle durch Piraten haben in den vergangenen Jahren auf den Weltmeeren deutlich zugenommen. Auch das Vorgehen der Piraten werde immer brutaler, berichtet IMB. Oftmals überfallen schwer bewaffnete, organisierte Banden Schiffe auf See und vor Anker, greifen die Besatzung an, rauben Schiffsladungen oder bringen ganze Frachter in ihre Gewalt, um diese weiterzuverkaufen bzw. Lösegeldforderungen zu stellen. „Die Westküste Afrikas - die Gewässer vor Nigeria - ist weiterhin ein Hochrisikogebiet für Gewaltangriffe und bewaffneten Raub, und das, obwohl viele Vorfälle vermutlich noch nicht einmal gemeldet werden“, so ein IMB-Experte.
Ein Kapitän schrieb ein Buch über seine Entführung
Betroffen sind in Einzelfällen auch Containerfrachter Hamburger Reedereien. So brachten am 4. April 2009 bewaffnete Piraten aus Somalia die „Hansa Stavanger“ der Reederei Leonhardt und Blumenberg mit 24 Besatzungsmitgliedern in ihre Gewalt. 121 Tage lang waren der polnische Kapitän und seine Crew in der Hand somalischer Krimineller. Kapitän Kotiuk, seit der brutalen Geiselnahme traumatisiert, hatte während dieser Zeit akribisch Tagebuch geführt. Daraus entstanden ist ein Buch mit dem Titel "Frohe Ostern Hansa Stavanger", das vor einigen Jahren im Verlag Delius Klasing erschien. Als die Hamburger Reederei noch immer nicht das geforderte Lösegeld zahlte, führten die Piraten Scheinexekutionen durch. Am 21. April wurde auch der Kapitän zum Schein hingerichtet, "es war der schlimmste Tag meines Lebens", schreibt er in sein Tagebuch. 2,1 Million Euro Lösegeld waren für die Freilassung schließlich gezahlt worden.