Hamburg.
Insgesamt ist die Zahl der erfassten Straftaten in Hamburg in den ersten drei Quartalen dieses Jahres deutlich rückläufig gewesen – der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) kritisiert aber, dass die Statistik trügerisch sei. In mehreren Abteilungen seien die Beamten nicht mehr in der Lage, zeitnah Ermittlungen aufzunehmen.
So seien etwa im Landeskriminalamt 66, das für Geldwäsche und ähnliche Delikte zuständig ist, aktuell 700 Fälle zurückgestellt worden. Im LKA 52, das etwa Straftäter verfolgt, die in Hamburg Falschgeld in Umlauf bringen, seien sogar 1407 Fälle nicht bearbeitet worden.
Auch komplexere Fälle seien betroffen: So hätten die entsprechenden Abteilungen an das Präsidium gemeldet, dass 216 Fälle im Bereich der Ärztekriminalität und 24 größere Verfahren wegen des Verdachts der Wirtschaftskriminalität zurückgestellt wurden. Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass es im Betrugsdezernat mit rund 5000 zurückgestellten Akten bis zum Jahresende den offenbar größten Rückstand von allen Dienststellen gibt.
Die Polizei hat darüber hinaus selbst dazu bislang keine Zahlen veröffentlicht. Generell seien Rückstellungen aber nicht nur strukturell fehlendem Personal, sondern auch bewussten Prioritätensetzungen und entsprechenden aufwendigen Ermittlungen in den wichtigsten Fällen geschuldet.
Für die Soko „Schwarzer Block“ mit insgesamt 170 Beamten musste auch ein beträchtlicher Anteil von Hamburger Kriminalpolizisten abgestellt werden. An der Sortierung und Aufarbeitung des enorm umfangreichen Datenmaterials für den Sonderausschuss der Bürgerschaft nach dem G20-Gipfel waren 80 Beamte abkommandiert worden.
Parallel dazu ist insbesondere die Mordkommission durch mysteriöse Fälle wie den „Alster-Mord“ aus dem Oktober 2016 stark beansprucht. Es würde in jedem Fall dort aber weiterhin mit Hochdruck ermittelt, heißt es in Polizeikreisen. (crh)