Hamburg. Fußgänger auf St. Pauli lebensgefährlich verletzt. Wenig Radarfallen nach 22 Uhr
In den vergangenen Nächten ist es erneut zu schweren Unfällen in Hamburg gekommen: Ein 26 Jahre alter Fußgänger wurde am Wochenende auf der Reeperbahn von einem Auto erfasst und lebensgefährlich verletzt. An der Hallerstraße in Rotherbaum krachte der 22-jährige Fahrer eines Volvo in mehrere parkende Fahrzeuge, seine Mitfahrer (19, 22) wurden verletzt. Die Beteiligten waren bei beiden Unfällen stark alkoholisiert.
Der 26-jährige Fußgänger überquerte die Amüsiermeile auf St. Pauli am frühen Sonntagmorgen, ohne auf den Verkehr zu achten, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein 30 Jahre alter Autofahrer habe den Mann zu spät bemerkt. Sein Wagen erfasste den 26-Jährigen, der durch die Luft geschleudert wurde. Ein Notarzt versorgte und reanimierte den Mann vor Ort, bevor er mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen ins Universitätsklinikum gebracht wurde, wie der Sprecher weiter erklärte. Sein Zustand ist kritisch. Ein Alkoholtest bei dem Fahrer ergab 1,6 Promille.
Die Abend- und Nachtstunden gelten als kritische Zeit für gefährliche Unfälle. Die Polizei setzt jedoch immer weniger auf mobile Kontrollen. Wie aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dennis Thering hervorgeht, ist die Zahl der Geschwindigkeitskontrollen nach 22 Uhr auf ein Minimum zurückgegangen.
CDU: Ein „Freifahrtschein“ für nächtliche Raser
Bis zum 30. September führte die Polizei den Angaben zufolge in diesem Jahr nur 45 von insgesamt 2821 Geschwindigkeitskontrollen nachts durch – im gesamten Jahr 2013 waren es noch fast sechsmal so viele. Wie eine frühere Anfrage an den Senat bereits ergeben hatte, ist auch die Gesamtzahl der Tempomessungen bereits im vergangenen Jahr um elf Prozent zurückgegangen. Andere Arten von nächtlichen Kontrollen, etwa auf Alkohol und Drogen am Steuer, sind jedoch nicht Teil der Statistik.
Der CDU-Abgeordnete Dennis Thering bezeichnete die neuen Zahlen als alarmierend: „Der Senat stellt den Rasern in Hamburg nachts einen Freifahrtschein aus“. Seit Jahren steige die Zahl der Verkehrsunfälle in der Stadt – „doch der Senat setzt lieber auf stationäre Blitzer, die den Temposündern längst bekannt sind“, sagte Thering.
Vor Kurzem hatte die Polizei eingeräumt, dass etwa die Blitzer am Jungfernstieg nicht den gewünschten Erfolg bringen. Viele Autofahrer bremsten nur in Höhe der Radarfallen ab, um dahinter wieder zu beschleunigen.
Als Reaktion auf die Vielzahl von Autofahrern, die in aufgemotzten Autos und häufig mit überhöhter Geschwindigkeit vor allem in den Abendstunden durch Hamburg fahren, rief die Polizei kürzlich die Soko „Auto-Poser“ ins Leben. Den Beamten gelangen erste Fahndungserfolge, es wurden bereits 20 Autos beschlagnahmt.