Hamburg. Fachmagazin „Bier, Bars und Brauer“ ehrt Kehrwieder-ChefOliver Wesseloh für sein Engagement an den Kesseln und im Verband

Oliver Wesseloh (44), Gründer und Chef der Kehrwieder Kreativbrauerei im Süden Hamburgs, ist Deutschlands „Bierpersönlichkeit des Jahres 2018“, findet die Fachjury des Magazins „Bier, Bars und Brauer“. Dass es bis 2018 noch dreienhalb Monate hin ist, ficht „Bier, Bars und Brauer“ dabei nicht an. Die Internetpublikation verleiht ihre drei Auszeichnungen – außer Persönlichkeit noch „Brauerei des Jahres“ und „Bar des Jahres“ – im Voraus.

„Oliver Wesseloh hat die neue Bierbewegung in Deutschland mit zu dem gemacht, was sie heute ist“, begründete die Jury ihre Wahl. „Er gehört zu den Koryphäen der deutschen Bierbraukunst, und seine Bierstile wie Prototyp, Shipa Single Hop Serie, Imperial Black Prototyp oder üNN sind vom hiesigen Markt nicht mehr wegzudenken.“

Die Jury bestand aus Brauern, Gas­tronomen, Foodjournalisten und Fachhändlern. „Dieser Preis tut schon gut“, sagt Wesseloh, „denn er ist eine Bestätigung für das, was ich mache.“

Wesseloh ist tatsächlich mehr als nur ein Kleinbrauer mit kreativen Ideen. Bei einem Schüleraustausch in Kanada war in ihm der Wunsch gereift, Brauer zu werden. Lehrstellen gab es in den 90er-Jahren aber kaum noch. Nach dem Abitur jobbte Oliver Wesseloh deshalb im Gröninger Brauhaus in der Hamburger Neustadt. „Ich glaube, handwerklich habe ich dort mehr gelernt, als wenn ich als Großbrauerei-Azubi mit Maus und Monitor gemaischt hätte“, sagt er.

Um aus dem Job trotzdem einen Beruf zu machen, ging Oliver Wesseloh zunächst nach Berlin, um Brautechnik zu studieren. Als Brauingenieur arbeitete er in Deutschland bei Bindig und Bacardi, bevor es ihn in die Karibik verschlug. „Ich habe auf Dominica und den Cayman Islands Brauereien aufgebaut und bin 2009 dann nach Florida gegangen,“ sagt er.

In den USA hatte ihn einer der führenden Brautechnik-Hersteller angeheuert, um die gerade entstehende Craft-Beer-Szene zu betreuen. „Das war für mich wie eine zweite Erweckung“, sagt Wesseloh. „Was die Brauer da machten, erinnerte mich daran, warum ich eigentlich den Beruf ergriffen habe.“

2012 kam Wesseloh zurück nach Hamburg und gründete seine Kehrwieder-Brauerei, zunächst noch ohne eigenen Standort, als Wanderbrauer in fremden Kesseln. 2014 konnte er dann in eine ehemalige Meierei in Sinstorf ziehen. Hier braut Oliver Wesseloh samt Frau und Team kreative Biere, unter anderem das hoch gelobte „Prototyp“ und „SHIPA“ sowie das weltweit erste alkoholfreie Craft-Beer „üNN“.

Nebenbei ist Wesseloh als Biersommelier unterwegs, hat das Buch „Bier leben“ verfasst und mit anderen Brauern zusammen den Bundesverband der Deutschen Kreativbrauer gegründet. „Dort vertrete ich nicht immer bequeme Meinungen, deshalb ehrt mich der Preis besonders“, sagt er.

Auf den siebten Platz der „Persönlichkeiten“ kam auch ein Hamburger: Axel Ohm vom Brauhaus ÜberQuell. Bei den Brauereien landeten Buddel­ship (3), Ratsherren (5) und Kehrwieder (7) als Hamburger in den Top Ten und bei den Bierbars das „Alte Mädchen“ (3).