Hamburg . Ein Video zeigt, wie Rapper Gzuz mit den Polizisten in Streit gerät. Im Netz werden die Beamten verunglimpft. Die Polizei wehrt sich.

Der Abend beginnt für die Beamten der Hamburger Polizei wie ein ganz normaler Dienst. Sie werden nach Eimsbüttel gerufen, ein Fahrer soll Unfallflucht begangen haben. Als die Beamten an der Luruper Chaussee die Personalien des mutmaßlichen Fahrers aufnehmen wollen, nähert sich eine Gruppe von Männern. "Sie kamen aus der Rapper-Szene", beschreibt Gerhard Kirsch von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Situation. Es kommt zu einem Wortgefecht, die Männer reagieren aggressiv.

Die Betroffenen, die die Beamten verbal herausfordern, sind bei weitem keine Unbekannten: Sie gehören zum Umfeld der Hamburger Hip-Hop-Combo 187 Strassenbande um Gzuz, der zuletzt dank eines Videos mit den Beginnern einer großen Masse von Menschen bekannt wurde. Offenbar wollte die Gruppe ein Musikvideo an dem entsprechenden Abend drehen.

Vor allem unter Jugendlichen sind 187, die auf St. Pauli auch ein eigenes Tattoostudio betreiben, äußerst beliebt. In den sozialen Netzwerken macht die Gruppe zudem immer wieder mit Videos auf sich aufmerksam, die sie bei Auseinandersetzungen mit der Polizei gedreht und anschließend ins Netz gestellt haben.

Polizisten werden im Netz verunglimpft

So auch dieses Mal: Das Video, das dem Abendblatt vorliegt, zeigt, wie Rapper Gzuz von drei Polizisten befragt wird und dabei einem der Beamten bedrohlich nahe kommt. Der weicht daraufhin zurück, um Abstand zwischen sich und den Rapper zu bringen. "Die Kollegen gingen ein paar Schritte zurück, um die Situation zu entspannen", beschreibt Kirsch das Verhalten der Polizisten. Eine Szene, die den Beamten später zum Verhängnis werden sollte.

Denn nur kurze Zeit später landet das Video im Netz, auf einer Seite der Rapper-Szene. Das Portal wird von Tausenden Nutzern besucht, die sich dort über Themen wie Bullterrier austauschen und Gewaltverherrlichung betreiben. Auf der Seite hagelt es böse Kommentare zu dem Video von der Luruper Chaussee, die Polizisten und ihr vermeintlich feiges Verhalten werden von vielen Nutzern verunglimpft.

"Der Kollege, der auf dem Video zu erkennen ist, wollte diesen Vorfall nicht auf sich beruhen lassen", sagt Kirsch. Die Gewerkschaft der Polizei wird über den Fall informiert und schaltet einen Medienanwalt ein. Zu entscheiden ist die Frage, ob Polizisten im Dienst zur Person öffentlichen Interesses werden. Hat ein Beamter in dem Fall das Recht am eigenen Bild, werden seine Persönlichkeitsrechte verletzt?

Gericht: Video muss gelöscht werden

Das Ergebnis ist eindeutig. Der Anwalt erreicht per einstweiliger Verfügung des Landgerichts Hamburg, dass das Video für immer aus dem Netz genommen werden muss. Die Gewerkschaft freut sich über einen Erfolg in einer Debatte, die in Zeiten des Internets und der schnellen Privatvideos schon häufiger geführt wurde – darüber, dass Polizisten im Internet beleidigt und ihr Verhalten als lächerlich dargestellt werden könnte.

"Es war das erste Mal, dass ein solches Video aus dem Internet entfernt werden musste. Der Vorgang zeigt, dass die Polizei im Internet kein Freiwild ist", sagt Kirsch über die Entscheidung des Landgerichtes. Ob sich die Rapper davon beeindrucken lassen, wird sich zeigen. Bislang ist kein weiteres Video der Combo in den sozialen Netzwerken aufgetaucht.