Hamburg. Mecklenburg-Vorpommern übernimmt 20 Inhaftierte bis März. Gefangene kommen sogar schon in Krankenhäusern unter.


Der Platz in den Hamburger Haftanstalten wird immer knapper. Jetzt hilft zum ersten Mal ein anderes Bundesland aus: Mecklenburg-Vorpommern wird nach Informationen des Abendblatts Hamburger Gefangene übernehmen, da die Belegungszahlen der Gefängnisse dort rückläufig sind. Konkret sollen bis zum 31. März 2018 durchgängig 20 Haftplätze in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Waldeck (Landkreis Rostock) mit Hamburger Gefangenen belegt werden.

Überstellung in dieser Woche

Bis Ende März soll ein Engpass im Hamburger Strafvollzug beseitigt sein: Der marode B-Flügel der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis wird bis dahin von Grund auf saniert. Nach der Wiedereröffnung werden 124 zusätzliche Haftplätze zur Verfügung stehen. Während der Bauarbeiten müssen jedoch schon zahlreiche Untersuchungsgefangene in der JVA Billwerder untergebracht werden, wo mittlerweile der Platz ebenfalls knapp wird.

In erster Linie sollen Inhaftierte mit Ersatzfreiheitsstrafen von Billwerder in die JVA Waldeck überstellt werden. Die männlichen Gefangenen haben in der Regel vergleichsweise kurze Haftstrafen und sollen aus der JVA Waldeck später direkt entlassen werden. Die Überstellung der ersten Gefangenen nach Mecklenburg-Vorpommern soll bereits in dieser Woche beginnen.

Gefangene im Krankenhaus

Die Platznot macht erfinderisch: Seit Ende August 2015 wird bereits die Station 6 des Zentralkrankenhauses auf dem Gelände am Holstenglacis für die Unterbringung von männlichen Gefangenen genutzt. Seitdem sind dort 42 Inhaftierte untergebracht. Diese Station stand zuvor leer und war geschlossen worden, da sie nicht gebraucht wurde. Seit Ende August dieses Jahres wurden auch 40 weibliche Gefangene in der zuvor nicht voll ausgelasteten Station 3 des Zentralkrankenhauses untergebracht. Die Hafträume im Krankenhaus sind besser ausgestattet als die regulären Zellen, haben größere Fenster und einen Fernseher und sind daher bei Gefangenen durchaus beliebt.

Falls die Zahl der Gefangenen weiter ansteigen sollte, könnte Justizsenator Till Steffen (Grüne) auch die ehemalige Teilhaftanstalt für Frauen auf Hahnöfersand wiedereröffnen, was aber wegen der hohen Personalkosten möglichst vermieden werden soll. Hamburger Gefangene werden grundsätzlich nur dann in anderen Bundesländern untergebracht, wenn der individuelle Vollzugsplan es so vorsieht. Außerdem regelt ein Staatsvertrag mit Niedersachsen, dass die JVA Vechta jugendliche und heranwachsende weibliche Gefangene aus Hamburg aufnimmt.