Hamburg. Die Sparkassen organisieren Wettbewerbe –Hackathons – für junge Programmierer. Hamburg mit der Haspa mischt kräftig mit.
Unzählige bunte „Post-it“-Zettel kleben auf Präsentationstafeln, an Büro-Glaswänden und neben den Bildschirmen der Notebook-Computer. Auf den meisten Papierstreifen stehen Abkürzungen, die nur den Programmierern etwas sagen, von denen einige in ihre Arbeit vertieft sind, während andere äußerst angeregt mit Kollegen diskutieren – auch dies in einem für viele Außenstehende kaum verständlichen Jargon.
Immer wieder tragen junge Frauen und Männer Papiertüten und Tabletts mit Snacks wie Burgern oder Salaten herein. Denn viel Zeit fürs Essen hat man hier nicht: Auf einem großen Monitor werden die bis zum Ende des so genannten „Hackathons“ verbleibenden Stunden angezeigt. Nach gut zwei Tagen Arbeit, unterbrochen lediglich durch einen kurzen Schlaf auf mattenbelegten Euro-Paletten, präsentieren die 17 teilnehmenden Teams, bestehend aus vier oder fünf Personen, innerhalb von jeweils nur drei Minuten ihre Lösungen für das Internetbanking von morgen.
Die Suche nach den besten Ideen
Den App-Entwicklern und -Designern, die dabei den überzeugendsten Ansatz vorstellen, winkt nicht nur eine Siegprämie von 10.000 Euro; für den zweiten Platz gibt es 5000 Euro, für den dritten 2500 Euro. Den hier im sechsten Stock eines Bürohauses in der Hamburger City Süd wetteifernden Teams, überwiegend zusammengesetzt aus Mitarbeitern junger Finanztechnologie-Firmen (FinTechs), geht es vor allem darum, mit Europas größtem Bankenverbund, der Sparkassen-Finanzgruppe, ins Geschäft zu kommen. Denn die besten Ideen, die im Rahmen des Hamburger Hackathons zu einer Art Prototyp entwickelt werden, haben eine sehr gute Chance, später tatsächlich auf den Smartphones von Millionen Sparkassenkunden zu landen.
„Es wird aber noch mindestens sechs bis zwölf Monate dauern, daraus ein marktfähiges Produkt zu machen“, sagt Bernd Wittkamp, Chef des Hamburger Unternehmens Star Finanz, das zur Sparkassen-Finanzgruppe gehört und für deren Mobile-Banking-Anwendungen verantwortlich ist. „Wir laden das FinTech-Team dazu ein, die Lösung gemeinsam mit uns fertigzustellen.“
Hackathon ist Symbioticon
Wittkamp ist einer der beiden Gastgeber des Hackathons. Der andere ist Jens Rieken, Leiter des Sparkassen Innovation Hub, kurz S-Hub genannt. Denn in den künftigen Räumen dieses erst Ende 2016 neu hinzugekommenen Geschäftsbereichs der Star Finanz hat das Hackathon stattgefunden. Der S-Hub ist vor allem als bundesweite Anlaufstelle für FinTechs gedacht. „Sie haben die kreativen Ideen und das Tempo, die Sparkassen aber haben den Kundenzugang und die leistungsfähigen IT-Kapazitäten“, sagt Wittkamp. Angestrebt werde eine Symbiose aus beiden Welten – daher trägt das Hackathon auch den Namen „Symbioticon“.
Die FinTech-Szene entwickelt sich rasant
Deutschlands größte Sparkasse, die
Haspa, ist in die Aktivitäten des S-Hubs eingebunden. „Die fortschreitende Digitalisierung, neue Entwicklungen von FinTechs und wachsende Kundenbedürfnisse sind der Motor für Innovationen“, sagt dazu Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Vor diesem Hintergrund solle der S-Hub „Kreative, Programmierer und Mitarbeiter zusammenbringen und für die Kunden Produkt- und Serviceideen der Zukunft entwickeln.“ Die Haspa sei mit einigen weiteren Sparkassen in der Ideenschmiede „aktiv dabei, um die digitalen Trendthemen voranzutreiben“.
Vor Kurzem sind die Mitarbeiter des S-Hub in die neuen Räume in der Wendenstraße eingezogen. Zwar erscheinen die knapp 1000 Quadratmeter sehr reichlich bemessen für die rund 25 Beschäftigten. „Aber die Fläche ist für rund 50 Personen ausgelegt, weil wir immer wieder FinTech-Teams hier zu Gast haben werden“, sagt Rieken. Dazu gehören die Mitarbeiter der im Jahr 2015 gegründeten Darmstädter Firma Authada, denn sie ist mit einer Lösung zur einfachen Online-Kontoeröffnung der Sieger des Symbioticons.
Die Kür der Gewinner erfolgt in einem Verfahren, das an den Liederwettbewerb Eurovision Song Contest erinnert: „Es gibt eine Jury aus fünf Fachleuten, die zum großen Teil nicht aus der Sparkassen-Gruppe stammen“, erklärt Rieken, „es sind bei der Präsentation der Ergebnisse aber rund 1000 Zuschauer an 20 Standorten des Sparkassen-Verbunds live per Video zugeschaltet. Sie können mit abstimmen.“
Das aktuelle Ereignis ist aber nicht der einzige Grund, weshalb Wittkamp feststellt: „Die Sparkassen-Finanzgruppe schaut gerade sehr gespannt auf Hamburg.“ Es falle auch in anderen Teilen Deutschlands auf, sagt Rieken, dass sich die FinTech-Landschaft in der Hansestadt sehr stark entwickele: „Berlin ist vielleicht ,hipper‘, aber wenn man wirklich Geschäfte machen will, ist Hamburg sehr attraktiv.“