Hamburg. Die Hamburger Handelskammer stimmt für die Trennung von Ausbildungszentrum. Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs steigt ein.

Die renommierte Hochschule der Hamburger Wirtschaft, die Hamburg School of Business Adminis­tration (HSBA), wird in eine Stiftung überführt. Das hat das Plenum der Handelskammer am Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen.

Ziel ist es, die 2004 von Hamburger Unternehmen gegründete Institution von der Handelskammer unabhängig zu machen. Die HSBA wird derzeit noch von der Hamburg School of Business Administration gemeinnützige GmbH getragen, die der Handelskammer komplett gehört. Die Übertragung auf einen neuen Träger war notwendig geworden, weil die Wirtschaftsvertretung den Betrieb der Hochschule, der sich zu 90 Prozent aus Studiengebühren finanziert, nicht länger bezuschussen will. Die jährlichen Aufwendungen belaufen sich auf 650.000 Euro.

Gesellschafteranteile von 50.000 Euro

Das Stiftungsmodell sieht vor, dass die Kammer ihre Gesellschafteranteile für 50.000 Euro an die Stiftung verkauft. Zudem wird sie die Hochschule für maximal fünf weitere Jahre finanziell unterstützen – bis zu einem Höchstbetrag von 2,25 Millionen Euro. Von weiteren wirtschaftlichen Risiken wird die Kammer ausgeschlossen. Das Gebäude der HSBA, den Handelskammer InnovationsCampus, will die Kammer der Hochschule zu einem marktüblichen Zins für zehn Jahre vermieten.

Grundstifter des neuen Modells ist die Jacobs Foundation, die die gleichnamige Bremer Kaffeeröster-Dynastie ins Leben gerufen hat. Diese betreibt bereits die private Jacobs University Bremen. Weitere Zustifter sollen gesucht werden.

Zerrissenheit innerhalb des Kammerpräsidiums

Vor dem Beschluss hatte das Plenum lebhaft über das Stiftungsmodell diskutiert. Einige Mitglieder betonten, sie hätten sich mehr Zeit für die Befassung gewünscht. Der Vizepräses der Handelskammer, Johann Killinger, der selbst dem Kuratorium der HSBA angehört, machte aber deutlich, dass Eile geboten ist: „Die Hochschule befindet sich mitten im Verfahren zur Reakkreditierung. Die Wissenschaftsbehörde hat schon eine Fristverlängerung eingeräumt. Dazu muss die finanzielle Fortführungsgrundlage aber gesichert sein“, sagte Killinger dem Abendblatt.

Zugleich zeigte die Abstimmung eine Zerrissenheit innerhalb des Kammerpräsidiums auf: Während die Mehrheit des siebenköpfigen Führungsgremiums klar für das Stiftungsmodell stimmte, votierte der Vizepräses und Vorsitzende des Finanzausschusses der Handelskammer, Torsten Teichert, dagegen. Er sagte, eine schnelle Reakkreditierung sei nicht notwendig, und sprach sich gegen die Planungen zur Gebäudefinanzierung aus. Zudem bezeichnete Teichert den Zuschuss von 2,25 Millionen Euro als ein „üppiges Geschenk“ an den künftigen Eigentümer. In der Abstimmung unterlag der Vizepräses klar: Nur vier weitere Plenumsmitglieder folgten seinen Argumenten.

Zweiter Dämpfer

Für Teichert war es der zweite Dämpfer an diesem Tag: Zuvor hatte nämlich die Kammer ihre Geschäftsordnung ändern müssen, wozu die Rechtsaufsicht der Institution, also die Wirtschaftsbehörde, geraten hatte. Auslöser war die Sitzung der Kammer im September, als Teichert das Plenum per Tischvorlage erfolgreich dazu aufgerufen hatte, den Jahresabschluss für 2016 nicht anzunehmen. Diese Vorgehensweise hatte aus Sicht der Rechtsaufsicht Zweifel an einer ordnungsgemäßen Meinungsbildung und Beschlussfassung aufkommen lassen. Ein so wichtiges Thema könne man nicht per Tischvorlage abhandeln, lautete die Kritik.

Der Beschluss, die HSBA in eine Stiftung zu überführen, stieß bei der Hochschule selbst auf große Zustimmung: „Die gesamte Hochschulleitung dankt der Handelskammer für ihr langjähriges Engagement in der Start-up-Phase. Zugleich freuen wir uns, künftig noch mehr auf eigenen Beinen zu stehen und wichtige Weichen für unsere Zukunft stellen zu können“, sagte der Geschäftsführer Uve Samuels. Der Hochschulpräsident und ehemalige Hauptgeschäftsführer der Kammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, ergänzte: „Dem Hochschulrat war es wichtig, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Hochschule zu erhalten. Das ist mit dem Stiftungsmodell gegeben.“

Noch kein Nachfolger für Schmidt-Trenz

Im Gegensatz zur Universität bietet die HSBA die Verschmelzung von Berufsausbildung und Studium in einem dualen System an. Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht der Bachelor of Science. Voraussetzungen zum Studium an der HSBA sind Hochschulreife und ein entsprechender Studienvertrag mit einem Unternehmen. Dieses übernimmt auch die Studiengebühren. Ob ein junger Mensch an der Hochschule studieren kann, hängt also nicht vom Geldbeutel der Eltern ab, sondern von der Leistung und der Bereitschaft seiner Firma, die Ausbildung zu tragen. Derzeit studieren rund 900 Studenten an der HSBA. Sie werden von 30 Professoren und 150 Lehrbeauftragten unterrichtet.

Einen Nachfolger für den geschassten Kammer-Hauptgeschäftsführer Schmidt-Trenz hat die Kammer übrigens noch nicht. Spätestens im Oktober werde er einen neuen Hauptgeschäftsführer präsentieren, hatte Präses Bergmann versprochen. Doch das wird nun wohl frühestens im November klappen.