Hamburg. Viele Passagiere sind angesichts der prekären Lage verunsichert. Der Deutsche ReiseVerband rät: Einzelfall prüfen lassen.

Herbert K. wollte eigentlich am heutigen Freitag mit Air Berlin von Hamburg nach München fliegen, doch das insolvente Unternehmen ließ über die Medien mitteilen: Diese Strecke wird eingestellt. Herbert K. versuchte bei Air Berlin eine Auskunft zu erhalten, was er tun solle, doch er landete in einer telefonischen Endlos-Warteschleife des Unternehmens. Deshalb fuhr er zum Flughafen, wo ihm zu seiner Überraschung am Air-Berlin-Schalter eine Umbuchung auf einen Lufthansa-Flug nach München angeboten wurde. Offenbar ein glücklicher Umstand.

Denn einen generellen Anspruch auf eine Umbuchung haben Kunden der insolventen Air Berlin nicht, wie ein Sprecher des Deutschen ReiseVerbands (DRV) dem Abendblatt sagte. „Das kommt auf den Einzelfall an.“ Sein Ratschlag an Betroffene: Direkt bei Air Berlin oder bei dem Reisebüro, wo das Ticket gekauft wurde, nachfragen, ob umgebucht werden kann. Die insolvente Airline zu erreichen, ist in diesen Tagen allerdings schwierig. Selbst in der Pressestelle lief gestern nur Musik in der Dauerschleife. Auch eine Mail des Abendblattes blieb unbeantwortet.

Lufthansa könnte profitieren

Chancen auf eine Umbuchung hat wohl nur, wer nach der Insolvenzanmeldung am 15. August sein Ticket gekauft hat. Eine Erstattung von früher erworbenen Flugscheinen sei insolvenzrechtlich ausgeschlossen, teilt die Fluggesellschaft auf ihrer Homepage mit.

Generell seien Umbuchungen auf andere Airlines bei Flugausfällen üblich, sagt Luftfahrtexperte Cord Schellenberg: „Air Berlin versteht sich offenbar selbst in diesen Zeiten als Qualitätsairline.“ Auch die Lufthansa könne Vorteile daraus ziehen. Nachdem Air Berlin Hamburg-München eingestellt hat, könne der Kranich-Konzern sich als guter Anbieter profilieren, so der Experte. Schließlich ist der DAX-Konzern nun Monopolist auf der am stärksten nachgefragten Strecke in Hamburg: 1,8 Millionen Passagiere nutzten 2016 die Verbindung – gut 400.000 mehr als nach Frankfurt, der Nummer zwei. Für die Kunden und die Ticketpreise wird spannend sein, ob bald wieder eine zweite Airline die Strecke bedient.