Hamburg . Beata Sienknecht aus Steilshoop verschwand 1981. Die Polizei rollte den Fall neu auf und stieß auf einen dreifachen Mörder.
Ihr Verschwinden vor 36 Jahren war mysteriös – und bis heute fehlt jede Spur von Beata Sienknecht. Doch die Suche nach der Frau, die bereits 1981 als vermisst gemeldet worden war, geht weiter. „Maßnahmen zur Auffindung des Leichnams der Beata Sienknecht werden fortgesetzt“, teilte die Polizei Hamburg am Donnerstag mit. Denn seit kurzem wissen die Beamten der Ermittlungsgruppe „Cold Cases“, die sich um ungeklärte Tötungsdelikte aus der Vergangenheit kümmern und den Fall neu aufgerollt hatten, wer ihr Mörder ist.
Ende März 2017 entdeckten die Cold-Cases-Ermittler in dem Vermisstenfall der Beata Sienknecht neue Ansätze zur Aufklärung des Falls. Sie leitete in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Mordes ein.
Hinweis einer Facebook-Nutzerin führte zu Klaus-Dieter H.
Die damals 36-jährige Mutter dreier Kinder war am Abend ihres Verschwindens, am 13. Oktober 1981, in der Wohnung einer Freundin im Schreyerring (Steilshoop) im ersten Stock. Zuvor hatte sich die gerlernte Friseurin in ihrer eigenen Wohnung im dritten Stockwerk des Wohnhauses mit ihrem Ehemann gestritten. Es war nach Angaben der Polizei zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen. Gegen 21.30 Uhr verabschiedete sich Beata Sienknecht von ihrer Nachbarin. Sie ging in dem Treppenhaus in Richtung ihrer Wohnung – dort kam sie aber nach damaliger Auskunft ihres Ehemannes nie an. Fünf Tage später erstattete er eine Vermisstenanzeige. Ihr Mann sowie weitere Angehörige und Bekannte konnten jedoch damals als Täter ausgeschlossen werden, die Vermisstenakte wurde daraufhin geschlossen.
Nun ist es der im September 2016 gegründeten Ermittlungsgruppe „Cold Cases“ gelungen, den mysteriösen Fall aufzuklären. „Wir haben zunächst die richtigen Fragen gesammelt“, sagt der Gruppenleiter Steven Baack. Bald gingen die Beamten von einem Mordfall aus. Die vierköpfige Spezialeinheit konnte neue Zeugen ausfindig machen. Ein Mann gab etwa an, Beata Sienknecht unmittelbar vor ihrem Verschwinden auf einer Parkbank sitzen haben zu sehen. Den Durchbruch brachte eine Öffentlichkeitsfahndung über die sozialen Medien im August. Die Facebook-Nachricht einer Frau gab den Ermittlern den entscheidenden Hinweis. „Ihr war nicht bewusst, dass sie uns zum Täter führen würde“, sagt Baack. Zu einem Mann im entfernten Bekanntenkreis der Vermissten – zu dem 58-jährigen Klaus-Dieter H, der .
Täter habe aus "Mordlust" gehandelt
Ende August konfrontierten die Ermittler Klaus-Dieter H., der ein „ loser Bekannter“ von Beata Sienknecht gewesen sein soll, mit ihren Indizien. Er wurde 1985 wegen dreifachen Mordes verurteilt und sitzt bereits seit Jahren in der forensischen Psychiatrie in Ochsenzoll. Nach mehreren Stunden der Vernehmung räumte er die Tat ein. Im Jahr 1984 hatte Klaus-Dieter H. eine weitere Frau und deren beiden Söhne getötet, weshalb er zu einer Haftstrafe und anschließender psychiatrischer Verwahrung verurteilt worden war. In der Vernehmung gab der Mann an, Beata Sienknecht versehentlich mit einem Gegenstand getötet zu haben.
Die Polizei geht davon aus, dass der Mann aus „Mordlust“ handelte. Obwohl Klaus-Dieter H. den Beamten erzählt hat, wie er die Leiche entsorgte, ist diese wohl nicht mehr aufzufinden. Die Abteilung „Cold Cases“ prüft, ob der Mann für weitere Morde aus den frühen 80er-Jahren verantwortlich sein könnte. Parallel werden derzeit sechs andere rätselhafte Fälle noch einmal aufgerollt. „Wir geben den Toten eine Lobby“, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Frank-Martin Heise.