Hamburg. 25 mutmaßliche Täter sitzen wegen Gewalttaten noch in Untersuchungshaft

Nach den Krawallen am Rande des G20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg beginnen in dieser Woche gleich fünf weitere Prozesse gegen mutmaßlich Beteiligte. Im bereits achten Prozess zu den Ausschreitungen muss sich am Montag ein 31-Jähriger vor dem Amtsgericht Hamburg verantworten. Die Anklage wirft dem Spanier vor, am 6. Juli im Anschluss an die linksautonome Demonstration „Welcome to Hell“ aus einer unüberschaubaren, gewaltbereiten Menge heraus zwei leere Glasflaschen auf Polizisten geworfen zu haben. Keiner der Beamten in Schutzkleidung sei dabei verletzt worden.

„Die Hauptverhandlungen betreffen im Moment Angeklagte, die sich in Untersuchungshaft befinden. Damit diese sich nicht unnötig verlängert, muss es mit den Terminen besonders schnell gehen“, sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen. 25 Beschuldigte, bei denen es bislang nicht zum Prozess gekommen ist, sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Schwerer Landfriedensbruch, versuchte gefährliche Körperverletzung und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte – so lautet die Anklage gegen einen 29-jährigen Tschechen, dessen Prozess am Dienstag beginnt. Er soll am 7. Juli Steine und Glasflaschen auf Polizisten geworfen haben. Ob Beamte dabei verletzt wurden, sei unklar.

Am Donnerstag fangen gleich zwei Prozesse an. Ein 21-jähriger Senegalese, der in Bayern wohnt, soll in der Nacht zum 8. Juli am S-Bahnhof Sternschanze Barrikaden errichtet sowie sieben Bierflaschen und Gegenstände auf Polizisten und Schaufensterscheiben geworfen haben. Zwei der Flaschen trafen Beamte an ihren Schutzhelmen, eine zersplitterte dabei. Eine dritte Flasche traf einen Beamten am Oberkörper. Verletzt wurde niemand. Bei seiner Festnahme gab der 21-Jährige laut Anklage falsche Personalien an.

Parallel wird sich im Amtsgericht Hamburg-Altona ein 32-Jähriger aus Italien verantworten müssen. Ihm wird zur Last gelegt, in der Nacht zum 7. Juli in der Max-Brauer-Allee nach der De­monstration „Welcome to Hell“ eine Glasflasche mit großer Wucht auf etwa 10 Meter von ihm entfernte Polizisten geworfen zu haben. Er traf den Helm eines Beamten.

Am Freitag geht es vor Gericht um einen 27-jährigen Franzosen, der in der Nacht zum 7. Juli im Schanzenviertel während der Räumung einer Barrikade hinter einem Beamten hergelaufen sein soll. Dann habe er mit großer Kraft eine Glasflasche aus weniger als zwei Metern Abstand in den Nacken des Beamten geworfen. Der Polizist geriet ins Taumeln.

Der Gipfel war von schweren Ausschreitungen mit Hunderten Verletzten überschattet worden. 51 Haftbefehle wurden erlassen. Sieben Prozesse begannen bereits in Hamburg, sechs Urteile wurden schon gefällt. Das Strafmaß war sehr unterschiedlich. Die geringste Strafe bislang erhielt ein Kunststudent aus Polen. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten wegen des Mitführens von Feuerwerk und Reizspray auf dem Weg zu einer Demonstration verurteilt. Die längste Haftstrafe – zwei Jahre und sieben Monate - bekam ein Niederländer im ersten G20-Prozess Ende August.