Die Geschichte der Roten Flora reicht bis ins Jahr 1888 zurück. Damals hatten die Kaufleute Theodor Mutzenbecher und Lerch das „Gesellschafts- und Concerthaus Flora“ am Schulterblatt errichtet. Der Gebäudekomplex wurde in einer Zeit, in der das Schanzenviertel als gutbürgerlich galt, schnell zu einem Ort des Amüsements. Während heute lediglich noch der Eingangsbereich des ehemaligen Theaters steht, erstreckte sich der Bau mit Konzertsaal und Garten bis an die Häuser der heutigen Lippmannstraße. Nach dem Ersten Weltkrieg fanden Kinovarieté-Veranstaltungen, später sogar Ringkämpfe statt. Trotzdem begann der Niedergang des Vergnügungshauses: Teile des Gebäudes wurden zu einer Garagenhalle, ab 1921 wurden zudem im ersten Obergeschoss Zigaretten produziert. 1941 entstand während des Zweiten Weltkriegs im Garten ein Hochbunker für 700 Personen, nach dem Krieg zog der Discounter „1000 Töpfe“ in das historische Gebäude ein. 1987 beschloss der Senat, die Flora als Musicalstandort aus- und umzubauen, woraufhin ein Streit mit den Anwohnern entbrannte. Zwei Jahre später besetzten Autonome das Gebäude und die Pläne wurden gekippt. Seitdem veranstalten die Besetzer Punk-Konzerte, kulturelle und politische Veranstaltungen der linken Szene.