Hamburg. Dennoch sei das Gebäude ein Fixpunkt, so Sascha Albertsen von Hamburg Tourismus

Spätestens seit den G20-Krawallen ist die Rote Flora auch bundesweit und international bekannt – das Abendblatt sprach mit Sascha Albertsen, Sprecher von Hamburg Tourismus, über die Strahlkraft des Gebäudes.

Herr Albertsen, kann man das Schanzenviertel zu den großen Attraktionen der Hansestadt zählen?

Sascha Albertsen: Es trägt sicherlich zu der Anziehungskraft bei, denn wir vermarkten Hamburg als Stadt der Kontraste. Es gibt die bekannten Attraktionen wie die HafenCity und die Speicherstadt – und besondere Quartiere wie die Schanze, St. Pauli oder das Karolinenviertel. Hamburg ist eben nicht nur schön, sondern auch rau. Das unterscheidet die Stadt deutlich von anderen Metropolen, das schätzen auch unsere Gäste.

Wie gehen Sie mit der linken Trutzburg in der Vermarktung um?

Wir betonen beim Schanzen- und Karolinenviertel vor allem, dass es sich um sehr besondere und pulsierende Viertel handelt. Wir weisen auf die Designer, die kleinen Läden, die Lebensart und Kon­traste hin. Mit der Roten Flora machen wir aber ausdrücklich und grundsätzlich keine Werbung.

Vor der Roten Flora sieht man trotzdem häufiger Touristen, die auf das Gebäude zeigen oder Fotos machen.

Natürlich hat das Gebäude eine besondere Symbolkraft für das Viertel, ganz unabhängig von unser Vermarktung. Es hebt sich schon in seiner ganzen Erscheinung und Größe automatisch noch einmal vom Rest des Viertels ab. Und es ist bei allen Veränderungen in dem Stadtteil auch ein Fixpunkt.

Ziehen auch die Konflikte zwischen linker Szene und Stadt Besucher an?

Es gibt sicherlich Touristen, die dafür ein besonderes Interesse mitbringen. Die lange Geschichte der Konflikte wird auch bei Führungen etwa an der Hafenstraße oder im Karolinenviertel thematisiert. Insgesamt spielen aber andere Themen eine deutlich größere Rolle.

Wie sind Sie mit den Krawallen beim G20-Gipfel umgegangen?

Wir waren sehr verärgert über diese blindwütige Gewalt und haben intensiv diskutiert, was das für den Ruf der Stadt insgesamt bedeutet. Unmittelbar ging es darum, den Gästen so viele Informationen wie möglich zu bieten und sie in dieser Situation nicht allein zu lassen. Es ist aber auch klar, dass man so schrecklichen Bildern nicht einfach positive Bilder entgegensetzen kann. Dafür war das Ausmaß zu groß.

Haben die Krawalltage das Bild der Stadt beschädigt?

Nein. Die Krawalle werden im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel gesehen und als singuläres Ereignis eingeordnet. Wir haben deshalb keine Delle in der Zahl der Touristen erlebt. Auf der anderen Seite nehmen wir auch nicht wahr, dass eine größere Zahl von Touristen in das Schanzenviertel pilgern würde, um einen Eindruck von den Krawallen zu erhaschen. Das wäre sicher auch nicht im Sinne der Anwohner.