Neustadt. Der Mittelbau des historischen Gebäudes am Gorch-Fock-Wall wurde revitalisiert. Die ersten Mieter kommen im Dezember
Die Alte Oberpostdirektion am Stephansplatz gehört zu den imposantesten historischen Gebäuden in der Innenstadt. Doch im Mittelbau der Immobilie soll es von Dezember an ganz neumodisch zugehen: Auf rund 15.000 Quadratmetern Fläche entsteht derzeit Platz für verschiedene Unternehmen. Und angesichts deren Mischung hat der Projektentwickler dem ganzen einen besonders modernen Namen gegeben: Work-Life-Center.
Der Umbau läuft bereits seit zwei Jahren. Von dem zwischen 1883 und 1887 nach den Plänen des Dombau-Architekten Julius Raschdorff erbauten Hauses, in dem einst Postbeamte Pakete sortierten, blieben nur die Fassade und die Treppenhäuser stehen. Dahinter wurde ein neues Gebäude mit Haupteingang am Gorch-Fock-Wall errichtet. Auf die Fassade aus rotem Back- und hellem Sandstein wurde ein moderner Glasaufbau gesetzt. Demnächst soll dort nun Fitness First mit einem Platinum Club einziehen, inklusive eines rund 15 Meter langen Schwimmbades im Erdgeschoss. Von Dezember an sollen die Mitglieder dann in der 14 Meter hohen Glasdachhalle in der ersten Etage an Sportgeräten trainieren können. Die historische Trägerkonstruktion aus den 20er-Jahren wurde erhalten.
Zu den weiteren Mietern zählt Spaces, die Konferenzräume und Büros für temporäre Mieter anbieten. Außerdem zieht das Hamburger Unternehmen Performance Media auf rund 3800 Quadratmetern ein. Für 1000 Quadratmeter Bürofläche werden noch Interessenten gesucht.
Die DWI Gruppe Hamburg hatte das Kopfgebäude und den Mittelteil der Alten Oberpostdirektion bereits 2007 gekauft und den Gebäudetrakt am Stephansplatz im Jahr 2012 wiedereröffnet. Dort sind unter anderem das Dermatologikum Hamburg und die Winebank Mieter. Auch der bekannte Friseur Heiko Bott hatte hier einen Salon eröffnet, musste aber wieder schließen.
Der fast fertiggestellte Mittelbau wurde am Donnerstag rund 400 geladenen Gästen bei der Voreröffnung präsentiert, inklusive eines Konzerts von Lotto King Karl. Aber vorher gab es Ansprachen: „Ein Platz zum Arbeiten und Leben wird das Work-Life.Center sein. Aber ebenso ein Ort, der zum Verweilen und Flanieren einlädt“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Diese Immobilie sei ein Paradebeispiel, wie sich durch privatwirtschaftliches Engagement die Attraktivität und Lebensqualität in der Hamburger Innenstadt weiter steigern lasse. Nach der Fertigstellung soll eine öffentliche Passage vom Eingang am Stephansplatz in den Mittelbau führen, das Gebäude also für jeden zugänglich sein.
Für DWI-Geschäftsführer Jan Kuschnik steht fest: „Dieses Projekt ist eines der schönsten und aufwendigsten Bauvorhaben in der 26-jährigen Unternehmensgeschichte.“ So sei es eine Herausforderung gewesen, das geschichtsträchtige Gebäude mit moderner Architektur in Einklang zu bringen. Aber warum nun der Name „Work-Life-Center“? „Das beschreibt ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeits- und Lebenswelten“, sagte Kuschnik.
Die DWI hat in den Kauf und die Revitalisierung laut Kuschnik rund 200 Millionen Euro investiert. Allerdings, wie bei Projektentwicklern üblich, wurde die Immobilie bereits vor der Fertigstellung verkauft: Den Kopfbau hat vor geraumer Zeit die Max Grundig Stiftung erworben, den Mittelbau ein Schweizer Fonds. Allerdings hat es das Gebäude Geschäftsführer Kuschnik so sehr angetan, dass die DWI ihren Sitz auf St. Pauli aufgeben und ebenfalls als Mieter in die Alte Oberpostdirektion einziehen wird.