Hamburg. Externes Institut nennt Stärken und Schwächen der Hamburger Kliniken. Und präsentiert jede Menge überraschende Zahlen

Ein Arzt kostet im Schnitt 111.418 Euro pro Jahr, eine Pflegekraft 52.459 Euro: In dem selbst in Auftrag gegebenen Gutachten „Private Krankenhäuser im Wettbewerb“ legen die Asklepios Kliniken Hamburg so viele Zahlen wie nie zuvor offen. Ziel war es zu überprüfen, inwieweit sich „immer wieder geäußerte Vorwürfe“ gegen Hamburgs größten Arbeitgeber statistisch belegen lassen. Die Ergebnisse sind offenbar bereits an Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und mehrere Politiker verschickt worden. Das Abendblatt präsentiert exklusiv eine Auswahl.

Behandlungsfälle: Bei fast einem Drittel handelt es sich inzwischen um Personen aus dem Hamburger Umland. Etwa die Hälfte aller Notfallpatienten landen in einer Asklepios Klinik.

Personal: 2016 beschäftigte das Unternehmen 10.500 Menschen oder 8625 Vollkräfte. Asklepios hat im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt „deutlich stärker Personal in der Pflege aufgebaut, im Wirtschafts- und Versorgungsdienst dagegen abgebaut“. Die Personalkosten lagen unter den Vergleichswerten anderer Häuser (siehe Tabelle). Das liegt bei den Ärzten auch an der Altersstruktur: Mehr als ein Fünftel der Mediziner bei Asklepios waren 2016 zwischen 31 und 35 Jahren alt, nur fünf Prozent dagegen zwischen 61 und 65.

Die Kosten: Im Gutachten heißt es dazu: „Die Personalkosten je Fall lagen in den AKHH (Asklepios Kliniken Hamburg, Anm. der Redaktion) insgesamt um rund 5 bis 7 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt. Für den ärztlichen Dienst dagegen lagen sie um 8,2 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt, für den Pflegedienst um 3,2 Prozent.“ Fazit der sogenannten Kostenstrukturanalyse ist, dass Asklepios in den patientennahen Personalbereichen „keine Personalkostenvorteile“ erwirtschaftet. Die stammen vor allem aus Einsparungen im Verwaltungs-, Wirtschafts- und Versorgungsdienst. Darüber hinaus profitiert Asklepios bei den Sach- und Infrastrukturkosten von seiner Größe, kann billiger einkaufen als kleinere Krankenhausverbände.

Qualität der Betreuung: Die Zahl der Infektionen mit multiresistenten Keimen ist in den meisten Asklepios Kliniken zurückgegangen (siehe Tabelle). Was die Zahl der Patientenbeschwerden angeht, steht das Unternehmen genauso da wie das Universitätsklinikum Eppendorf. Im Vergleich mit den sogenannten 4QD-Qualitätskliniken, einer Organisation verschiedener Krankenhausunternehmen, war die Patientenzufriedenheit bei Asklepios in Hamburg nur unterdurchschnittlich. „Dies bezog sich in erster Linie auf die Essensqualität, Sauberkeit und Wartezeiten, weniger auf die Betreuung durch Ärzte und Pflegekräfte. Die Weiterempfehlungsrate lag mit knapp 79 Prozent um rund 6,5 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt anderer 4QD-Kliniken“, heißt es dazu in dem Gutachten. Bei einem Vergleich mit allen bundesdeutschen Krankenhäusern liegt Asklepios bei 62 Prozent aller abgefragten Qualitätsindikatoren über dem Schnitt. Bei internen Patientenbefragungen wurde „die Betreuung durch Ärzte und durch Pflege sowie die Zufriedenheit mit der Schmerztherapie“ mit der Note 2,0 bewertet. Auch hier gab es schlechtere Noten für Sauberkeit und Wartezeiten.

Krankenstand: Er hat sich von 2010 bis 2016 von 4,1 auf 5,8 Prozent erhöht, unterscheidet sich laut Gutachten damit aber nicht wesentlich von dem anderer Unternehmen.

Fluktuationsquote: Während sie in den Jahren 2010 bis 2012 nahezu gleich war, hat sich die Personalfluktuationsquote seitdem erhöht – und zwar sowohl bei den Pflegekräften als auch bei den Ärzten: „Im Jahr 2016 lag die Fluktuation im ärztlichen Dienst (inklusive Honorarärzte) bei 24,1 Prozent und in der Pflege bei 11,2 Prozent.“ Leider gibt es für diesen Punkt keine „aussagekräftigen“ Vergleichsmöglichkeiten mit anderen deutschen Krankenhäusern. Bekannt ist, dass sich der Wettbewerb unter den Unternehmen um Pflegekräfte und Ärzte in den vergangenen Jahren massiv verschärft.

Externer Personaleinsatz/Outsourcing: Zeitweise lag der Anteil von Leasingkräften bei etwa fünf Prozent und war damit doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. Inzwischen ist dieser Wert gesunken: „Im Jahr 2016 standen nur 95,3 Vollkräfte nicht in einem direkten Beschäftigungsverhältnis zu den Kliniken der AKHH. Das entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent.“ Von den 95,3 Stellen entfielen 22,7 auf eine Tochterfirma von Asklepios.

Wirtschaftliche Gesamtsituation: Dazu heißt es im Gutachten: „Die Umsatz- und Ertragslage der Asklepios Kliniken Hamburg hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert.“ Lag die sogenannte EBITDA-Rendite 2006 noch bei zwei Prozent, nähert sie sich inzwischen 12 Prozent. Das Fazit der Gutachter: „Als Krankenhäuser in privater Trägerschaft erzielen die AKHH derzeit eine branchenübliche Rendite.“ Die Abkürzung EBITDA steht für Earning Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation – das ist kurz und auf Deutsch gesagt der operative Gewinn eines Unternehmens vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Eine EBITDA-Rendite von zehn Prozent heißt, dass einem Unternehmen von 100 Euro Umsatz vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen etwa zehn Euro bleiben. Bei Asklepios hat sich diese wichtige Kennzahl in den vergangenen Jahren mehr als verfünffacht, während der Umsatz um 50 Prozent gestiegen ist.