Hamburg. In der Kategorie Aufsteiger des Hamburger Gründerpreises wurde am Montag das Unternehmen willy.tel ausgezeichnet.

Als willy.tel im Jahr 1990 gegründet wurde, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen und kaum jemand konnte sich vorstellen, dass Privathäuser eines Tages superschnelle Datenleitungen benötigen würden. Für Bernd Thielk aber war das nicht die Vision einer fernen Zukunft; er begann, darauf hinzuarbeiten. Im Jahr 2005 war es soweit: willy.tel fing damit an, eigene Glasfaserkabel entlang Hamburger Wohnstraßen zu verlegen.

„Meine Frau und ich überlegten damals: Wenn sich die Leistung von Computern, wie von Experten angenommen, alle 18 Monate verdoppelt, dann wird schon in absehbarer Zeit ein Bedarf für immens hohe Datenübertragungsraten da sein“, sagt Thielk. Die Rechnung ist aufgegangen. 1700 Kilometer Glasfaserkabel hat die Firma bis heute verlegt, etwa 145.000 Hamburger Haushalte empfangen Fernsehprogramme über das Netz von willy.tel und 50.000 davon gehen darüber auch ins Internet. „Man muss die Nase immer im Wind haben – und man muss den inneren Drang haben, besser zu sein als der Wettbewerb“, sagt Thielk über sein unternehmerisches Selbstverständnis. Tochter Tanja, Prokuristin und Miteigentümerin, habe dieses Gen geerbt.

willy.tel hat mehr als 100 Beschäftigte – und sucht weitere

Die von Bernd Thielk geleitete Thiele-Firmengruppe, 1960 als Gemeinschaftsantennen-Betrieb von seinem Schwiegervater gegründet, hat heute rund 110 Beschäftigte, mit steigender Tendenz: „Wir suchen 15 bis 20 neue Mitarbeiter.“ Wenn es nach Thielk ginge, wären es sogar noch mehr. Denn die Firma wartet händeringend auf eine Baugenehmigung, um ihr Kunden- servicezen­trum in Wandsbek erweitern zu können. Auch der Aufbau eines zweiten Geschäftsfelds wird durch verzögerte Genehmigungen gebremst: Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen wilhelm.tel, einer Tochter der Stadtwerke Norderstedt, will man ein flächendeckendes WLAN-Netz in der Hamburger Innenstadt einrichten. Die Nutzung soll für Bürger und Touristen kostenfrei sein, nicht aber für Laden­betreiber und Gas­tronomen.

Derzeit wartet Thielk noch auf die Erlaubnis zur Installation von Sendern auf Straßenlaternen am Jungfernstieg, doch im Sommer 2018 soll das drahtlose Netz in der Hamburger Innenstadt komplett aufgespannt sein – von der Lombardsbrücke bis zu den Landungsbrücken und der HafenCity. Auch in diesem neuen Geschäft ist willy.tel Pionier in Deutschland; es wird Jahre dauern, bis es Gewinne abwirft. Aber, so Thielk: „Als Familienunternehmer denken wir nicht in einem oder zwei Quartalen, sondern eher in 40 oder 60 Quartalen.“