Hamburg. Schmidt-Theater-Besucher Otto Waalkes sieht sich selbst auf Bühne und kringelt sich vor Lachen. Was für ein Abend.

Nein, viel mehr kann ein Parodist nicht erreichen. Der Promi, den er imitiert, sitzt im Parkett rechts – und kringelt sich vor Lachen. Als Jörg Knör am Montag im Endspurt seines „Filou“-Programms im fast ausverkauften Schmidt-Theater erklärte, wie sehr er sich freue, dass Otto Waalkes auch gekommen sei, hielten es die meisten im Publikum für einen Scherz.

Aber von wegen. Der berühmteste Ostfriese dieses Planeten war wirklich da und konnte es ganz offensichtlich kaum erwarten, sich selbst mal live auf der Bühne zu erleben. Zappelnd, witzelnd, ja sogar Ottifanten zeichnend. Sogar das kann Knör richtig, richtig gut.

Knörs Parodie-Qualitäten sind unerreicht

Seit 40 Jahren ist er nun im Geschäft, tourt Jahr für Jahr quer durch die Republik. Am Sonntag hatte er ein Heimspiel, er wohnt mit seiner Familie in Eimsbüttel. Nun gibt es viele, die sich auf der Comedy-Schiene als Parodisten versuchen, aber in dieser Qualität ist Knör schlicht unerreicht.

Schon sein Auftakt mit der Würdigung des Fernsehduells durch Alt-Kanzler Schröder verbunden mit bräsigem Spott über Martin Schulz, war ganz großes Kino. Dann der Wechsel zu Angela Merkel, die ihrem Rivalen vorschlug, man könne sich künftig statt im Fernsehstudio lieber im Keller treffen: „Da sind ihre Umfragewerte.“

Nach der Pause ist Karl Lagerfeld dran

Nach der Pause drehte Knör dann richtig auf. Er stülpte sich eine Chanel-Einkaufstüte über den Kopf, näselte fortan als Karl Lagerfeld über Modesünden seiner Zuschauer: „Heben Sie das, was Sie tragen, einfach mal auf. Wenn es modern wird, dann haben Sie es schon.“

Aus seiner Verachtung gegenüber Mario Barth macht Knör keinen Hehl. „Sich aufregen, keckern und über die Bühne laufen“, das reiche dem Kollegen. Knör ist da noch alte Schule. Die Perfektion, sagt er, habe er aus seiner Zusammenarbeit mit Loriot gelernt. Der habe nie einen Kompromiss in Sachen Qualität gemacht.

Entsprechend ausgefeilt ist sein Programm, Licht, Ton, Arrangements, präziser geht es nicht. Schon der Tauschkonzert-Part rechtfertigt jeden Cent des Eintrittsgeldes. Xavier Naidoo besingt Helge Schneiders „Katzenklo“, der dafür über den „Weg“ räsoniert, der eben kein leichter wird.

Knör gibt auch den Lindenberg

Am Ende gibt Knör auch noch Udo Lindenberg, singt über den „Rock’n-Roll-Rolator“, Brille und Schlapphut inklusive. Und dann erzählt er noch eine wunderbare Anekdote. Einmal habe er in der Laeiszhalle gespielt, nicht wissend, dass sein Kumpel Waalkes im Saal sitzt.

Das Problem: Ausgerechnet dieses Programm hatte Knör Waalkes-frei gestaltet, man muss ja seine Figuren auch mal wechseln. Knör vor Otto ohne Otto – ein Alptraum. Aber zum Glück habe es noch einen dezenten Hinweis aus dem Publikum gegeben. Also frieselte Knör am Ende doch. Und machte seinen Gast glücklich. Genau wie an diesem Montagabend.