Hamburg. Til Schweiger schwört auf die Bolognese seiner Tante, Tine Wittler serviert Currywurst im Glas. Auch Heinz Strunk mischt mit.

Sie singen, machen Comedy, schreiben Bücher, schauspielern – und betreiben nebenbei, wie’s scheint, noch Restaurants in Hamburg. Prominente sind nicht selten Zugpferde, um ein Lokal bekannt zu machen. Til Schweiger und sein gut besuchtes Bare­food Deli in der Innenstadt ist ein Beispiel dafür. Manch einer erfüllt sich mit dem eigenen Laden auch einen Jugendtraum und tritt dort mit befreundeten Musikern auf wie etwa Hugo Egon Balder im Zwick auf St. Pauli. Einrichtungskönigin Tine Wittler will in der Parallelwe.lt in Eimsbüttel Kunst und Kultur für alle bieten. Autor Heinz Strunk sieht sich im lateinamerikanischen Schanzen-Restaurant Cantina Popular als Frühstücksdirektor.


Til Schweiger: Barefood Deli

„Ich mag einfach keine Chichi-Läden und auch keine Sterneküche“, hatte Til Schweiger (53) bei der Eröffnungsfeier seines Barefood Deli im November 2016 verkündet und damit gleich ein triftiges Argument geliefert, warum er nun auch noch unter die Gastronomen gegangen ist. In den ersten Wochen kümmerte sich Schweiger ganz persönlich um das Wohl seiner Gäste und ließ das kurz gebratene Thunfischfilet seines Lieblingskochs aus Palma servieren (24,50 Euro).

Eröffnungsfeier: Til Schweiger und
Udo Lindenberg im Barefood Deli
Eröffnungsfeier: Til Schweiger und Udo Lindenberg im Barefood Deli © HA | Michael Rauhe

Unweigerlich bekommt man im Barefood Deli eine Ahnung vom lässig-luxuriösen Leben des deutschen Superstars. Die Einrichtung, die zum großen Teil käuflich ist, erinnert an ein kalifornisches Strandhaus (Schweiger lebte eine Zeit lang mit seiner damaligen Frau Dana in Malibu). Der Bestseller auf der Karte ist Tils Bolognese für 12,90 Euro, ein Originalrezept seiner Tante aus Como in Italien – von Schweiger perfektioniert und von seinen Kindern heiß geliebt.

Ganz nebenbei erfährt man, dass sein bester Freund Strudelhorst heißt und den besten Apfelstrudel zaubert (für 6,90 Euro). Wer allerdings darauf hofft, den Schauspieler/Drehbuchautor/Produzenten beim Verspeisen eines Cheeseburgers (13,50 Euro) persönlich anzutreffen, wird enttäuscht: In den kommenden Monaten ist Til Schweiger voll mit Dreharbeiten in Berlin eingespannt.

Barefood Deli, Lilienstraße 5-9, Tel. 36 93 05 40, www.barefooddeli.de, geöffnet Montag bis Sonnabend 9 bis 24 Uhr, Sonntag 10 bis 22 Uhr (10 bis 15 Uhr ausschließlich Brunch)

Tine Wittler:
Parallelwe.lt Kulturbar

Bekannt geworden ist Tine Wittler durch ihre Einrichtungsshow „Einsatz in 4 Wänden“ bei RTL, die mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Vom Showbiz hat sich die 44-Jährige mittlerweile verabschiedet. Wenn sie nicht mit einem ihrer Bühnenprogramme unterwegs ist, trifft man Tine Wittler in der Parallelwe.lt Kulturbar, die jüngst von Altona nach Eimsbüttel an die Gärtnerstraße gezogen ist. Ihr Lieblingsplatz: „Ganz klassisch am Ende des Tresens. Dort, von wo ich alles im Blick habe und bei Bedarf auch mal schnell einspringen kann – ob zum Ausschenken, Aschenbecherleeren, am Mischpult schnell mal was nachregeln oder einfach zum Begrüßen der Gäste.“

Ob vor oder hinter dem Tresen: TV-Star
Tine Wittler betreibt mit Leidenschaft ihre Kulturbar, schenkt Schnäpse aus, macht Musik und bietet jungen Künstlern eine Bühne
Ob vor oder hinter dem Tresen: TV-Star Tine Wittler betreibt mit Leidenschaft ihre Kulturbar, schenkt Schnäpse aus, macht Musik und bietet jungen Künstlern eine Bühne © parallelwe.lt KULTURBAR

In der Parallelwe.lt darf nach Herzenslust geraucht, geschnackt und gesungen werden. Durch das mittlerweile sehr vielfältige Kulturprogramm ist die Bar Heimat für alle geworden, die sich für Kunst und Kultur abseits des Mainstreams interessieren und nicht nur dafür, was „Wirtin Wittler“ so treibt, wie sie selbst sagt. Dennoch ist ihr Programm „Lokalrunde – Tresenlieder, schlückchenweise“ berühmt-berüchtigt. Ebenso die Currywurst im Glas (5,90 Euro) und die Hausschnäpse „Horst“ und „Prinzessin“ (je 2,60 Euro). Wer Tine Wittler live erleben will, hat dazu bei den Lokalrunden die beste Gelegenheit. Karten für die Vorstellungen am 20., 21. und 27. Oktober gibt es im Onlineshop unter shop.parallelwe.lt

Parallelwe.lt Kulturbar, Gärtnerstraße 54, Tel. 38 90 48 89, www.parallelwe.lt, Mittwoch bis Sonnabend von 17 Uhr bis in die Nacht


Heinz Strunk und Karl-Heinz Dellwo: Cantina Popular

Tapaspower, Geschmacksexplosionen, nie wieder küssen mit dem Mund voller Kartoffelsalat – die Ankündigungen, die Erfolgsautor Heinz Strunk („Der goldene Handschuh“) für das erste lateinamerikanische Restaurant Hamburgs Anfang des Jahres verfasst hatte, ließen so einiges erwarten. Und tatsächlich sind sich die Gastro-Kritiker einig: Der „Querschnitt durch die Rezepturen und Gerichte von Mexiko bis Patagonien“ ist gelungen. Zu verdanken ist das Koch Christiàn Orellanus und den Betreibern Maria Joca Lena Endrich und Alvaro Rodrigo Pina Otey, die bereits das Bis­tro Carmagnole führen und einst in der Polit-Bohemian-Bar Golem tätig waren.

Karl-Heinz
Dellwo (l.) mit Koch
Christiàn Orellanus in der Cantina
Karl-Heinz Dellwo (l.) mit Koch Christiàn Orellanus in der Cantina © HA | Andreas Laible

Dort traf man auf Karl-Heinz Dellwo (65), einst RAF-Terrorist, heute Dokumentarfilmer, Verleger und nun auch Geschäftsführer der Cantina. „Wir wollten etwas Besonderes machen, das gehörte zu den Anfangsbedingungen“, sagt Dellwo, den außer einer Reise nach Rio de Janeiro nicht viel mit den Länderküchen verbindet. Besonders ist neben den Speisen die „warme, schöne und herzliche Atmosphäre“, die Heinz Strunk hier spürt. „Das Deckenfresko, die Glasmosaiken an den Wänden und in den Toiletten – fast die ganze Einrichtung ist handgefertigt“, so Dellwo.

„In den Wochen vor der Eröffnung haben Heinz Strunk und ich an diversen Koch- und Weinproben teilgenommen, um zu entscheiden, was in der Cantina auf den Teller und ins Glas kommt.“ Ansonsten hätten beide nichts mit dem Gastronomiebetrieb zu tun. Er könne gerade mal Bier von Wein unterscheiden, so Strunk, der stiller Teilhaber ist und sich selbst als „Frühstücksdirektor“ bezeichnet.

Oft kann man Dellwo und Strunk abends in geselliger Runde mit Freunden im Lokal treffen. Dann werden gerne Santa-Sagre-Cocktails geordert (6,50 Euro). Die aktuellen Favoriten der monatlich wechselnden Karte sind die Ensalada del Sol (9,50 Euro), ein fruchtiger Salat mit Fenchel und Polenta, sowie das Ceviche Classico Lubina, roher Wolfsbarsch, eingelegt in Leche de Tigre für 12,50 Euro.

Cantina Popular, Schulterblatt 16, Tel. 65 06 52 55 (jetzt auch mit Reservierung), www.cantina-popular.com, geöffnet Montag bis Donnerstag von 18 bis 22 Uhr, Freitag und Sonnabend bis 22.30 Uhr


Uli Salm und Hugo Egon Balder:
Zwick St. Pauli

Eigentlich suchte Gastronom Uli Salm (68) nur ein neues Zuhause für seine Gitarrensammlung. Also wurde vor sieben Jahren der zweite Ableger der Pöseldorfer Rock-Kneipe Zwick eröffnet, mitten auf der Reeperbahn. An der Wand hängen nun über 80 Exemplare des Bassisten im Zweitberuf. Mit an Bord ist sein Freund und Geschäftspartner Hugo Egon Balder (67). Alle zwei Monate ist der Fernsehunterhalter aus Köln für ein paar Tage in Hamburg und dann am liebsten in „seinem“ Zwick, um mit Uli Salm, dessen Band Rudolf Rock & Die Schocker und Frau Susi zu rocken.

V. l.: Hella von Sinnen, Hugo Egon
Balder und Wigald Boning
V. l.: Hella von Sinnen, Hugo Egon Balder und Wigald Boning © HA | Roland Magunia

Spontane Auftritte, bei denen Balder auch mal auf den Tresen springt, werden den Gästen ebenso geboten wie Liveübertragung der Fußball-Bundesliga-Spiele und der hauseigene Johannisbeersekt mit Namen Dracula (ab 4,40 Euro). Balder hat sein komödiantisches Talent auch auf dem Kiez ausprobiert und zwei Staffeln der Sendung „DKKN – Der Klügere kippt nach“ live aus dem Zwick gesendet. Weitere Formate könnten folgen, so Salm. „Hugo ist dran.“

Für ihn sei das wie Therapie, hat Hugo Egon Balder bei der Einweihung gesagt – da war er 60 Jahre alt. „Hier und mit der Musik fühle ich mich wie 18.“ Auch die Gäste scheinen hier ewig jung geblieben, feiern ausgelassen in Motto-T-Shirts, lassen sich Burger (ab 8,90 Euro), Spareribs satt (14,90 Euro) und Currywurst mit Pommes (8,90 Euro) schmecken. Salms Lieblingsgericht ist der Caesar Salad mit Hähnchen für 9,90 Euro – „der ist super!“

Zwick St. Pauli, Millerntorplatz 1/Ecke Reeperbahn, Tel. 31 79 21 16, www.zwick4u.com, geöffnet täglich von 11.30 Uhr bis open end