St. Pauli. Wladimir Klitschko beim 15. „Sport Bild“-Award als „Vorbild des Jahres“ geehrt. 700 Gäste bei glanzvoller Gala in der Fischauktionshalle
Ein Leichtgewicht und ein Schwergewicht gehörten zu den gefragtesten Gästen des 15. „Sport Bild“-Awards am Montagabend. Der 1,70 Meter kleine Philipp Lahm war auf seinem Weg über den roten Teppich der Fischauktionshalle kaum zu erhaschen. Der 1,98-Meter-Hüne Wladimir Klitschko ragte dagegen über die eng gequetschten Kamerateams in der ersten Reihe hinweg. „Ich fühle mich ganz anders heute Abend, weil ich kein aktiver Sportler mehr bin. Das heißt, ich kann länger bleiben – noch für die After-Show-Party“, sagte der 41-Jährige bei seinem ersten offiziellen Auftritt in seiner Wahlheimatstadt seit der Bekanntgabe seines Karriereendes am 3. August. „Ich weiß heute, dass es die richtige Entscheidung war, aufzuhören.“
Der Ex-Boxweltmeister und der Weltmeister-Kapitän Lahm, das waren die zwei Gesichter der Gala an der Elbe. Klitschko wurde als „Vorbild des Jahres“ ausgezeichnet, Lahm als „Star des Jahres“. Wie er denn das erste Bundesligaspiel seines FC Bayern gegen Leverkusen (3:1) verfolgt habe, wurde Lahm gefragt. „Ich habe mir das Spiel gemütlich vorm TV auf der Couch angeschaut, es war sehr entspannt. Ich habe mich in meinem neuen Leben sehr gut zurechtgefunden“, sagte der 33-Jährige.
Lahms früherer Tainer Ottmar Hitzfeld erhielt den Preis für sein Lebenswerk. Die sehr persönliche Laudiatio hielt Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenige. 700 Gäste aus Sport, Medien, Wirtschaft und Politik feierten den 68-Jährigen mit Ovationen, als er auf die Bühne gebeten wurde. „Ich habe auch erst gestutzt, als ich den ersten Lebenspreis bekommen habe, und jetzt sind noch ein paar weitere hinzugekommen“, sagte der Elder Statesman des deutschen Fußballs, der sich eigentlich noch zu jung für solche Preise fühlt.
Wie schon in den vergangenen Jahren hatten die Moderatoren Andrea Kaiser und Alexander Bommes durch den emotionalen Abend geführt. Anders als im Olympiajahr 2016 – als noch die Beach-„Golden Girls“ Laura Ludwig und Kira Walkenhorst (HSV) und Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen zu den Geehrten gezählt hatten – gehörte dieses Mal der Abend eher der Fußballprominenz, angeführt von DFB-Präsident Reinhard Grindel. Außer Klitschko wurden im Nichtfußball-Bereich noch Radprofi Marcel Kittel, der fünf Etappen bei der Tour de France ersprintete, aber bei den 22. Cyclassics am Sonntag am Waseberg schwere Beine hatte, als „Überraschung des Jahres“ gewürdigt.
Mit dem Sonderpreis der Chefredaktion bedachte „Sport Bild“ die „Deutsche Sporthilfe“, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Seit ihrer Gründung am 26. Mai 1967 in Berlin hat sie 50.000 deutsche Spitzensportler aus 50 Sportarten gefördert.
Für die Ehrung kamen viele Topstars der deutschen Sportgeschichte auf die Bühne: Skispringer Sven Hannawald, Leichtathletin Heide Ecker-Rosendahl, Schwimmer Michael Groß, Hochspringerin Heike Henkel, Maria Höfl-Riesch und Moritz Fürste. Mittermaier sagte: „Die Sporthilfe ist überlebenswichtig für viele Sportler, ich wünschte, die Fußballer würden ihnen a bisserl abgeben.“
Die weiteren Preise gingen an Ex-„Sportschau“-Moderator Reinhold Beckmann (TV Award), den deutschen Vizemeister RB Leipzig (Aufsteiger des Jahres) und Frankfurts Bundesligaprofi Marco Russ (32) für sein Comeback des Jahres nach seiner Tumoroperation.
Klitschko berichtete, dass er noch immer trainiert. „Jeden Tag kleine Einheiten von 20 bis 30 Minuten. Wenn der Körper nach Training schreit, gibst du ihm das, was er will.“ Am 2. September – dem Finaltag der Amateurbox-WM in der Sporthalle Hamburg – will der Amateur-Boxolympiasieger von Atlanta 1996 übrigens die Pokale übergeben.
Und dann war da noch Uwe Seeler. Der Kommentar der HSV-Legende zu Nicolai Müllers Torjubel-Kreuzbandriss: „Das war tragisch. Ich sage ja immer, man soll ein Tor machen und dann zur Mittellinie laufen. Und wenn man das Spiel dann gewonnen hat, kann man jubeln.“