Hamburg. Delfin- und Waljagd hat auf Färöer Tradition. Tui Cruises steuert die Inseln an. Das soll sich ändern – mit prominenter Hilfe.
Udo Lindenberg hat bekanntermaßen ein Herz für Tiere. Nachdem der Musiker in den vergangenen Jahren immer wieder seine Stimme gegen das Tragen von Pelz oder gegen gezielte Hundetötungen in der Ukraine erhoben hat, setzt er sich jetzt ein neues und besonders ehrgeiziges Ziel: Er will offenbar verhindern, dass die Kreuzfahrtreederei Tui Cruises weiterhin die Färöer im Nordatlantik mit ihren Kreuzfahrtschiffen anläuft. Der Grund: die dortige Jagd auf Grindwale, die von den Inselbewohnern bereits seit Jahrhunderten praktiziert wird. Tierschützer üben seit Langem scharfe Kritik an den in ihren Augen unzeitgemäßen Walfangpraktiken.
Zu den besonders engagierten Organisationen zählt auch das Wal- und Delfinschutz-Forum, kurz WDSF. Die Aktivisten versuchen bereits seit Jahren Kreuzfahrtunternehmen zu überzeugen, die Färöer aufgrund der dortigen "Walmassaker" nicht mehr anzulaufen. Zum Teil mit Erfolg: Zuletzt teilten Aida Cruises und Hapag-Lloyd vor einigen Monaten mit, die Inseln nicht mehr anzusteuern. Bei Tui Cruises hingegen stieß man offenbar auf taube Ohren. Mehrfach im Jahr laufen die Schiffe der Reederei nach wie vor die Inselgruppe an – zum Ärger der Tierschützer.
Lindenberg erntet Shitstorm auf Facebook
Vergangene Woche demonstrierten Aktivisten des Wal- und Delfinschutz-Forums daher vor der Unternehmenszentrale in Hamburg. Und auch Musiker Udo Lindenberg bekam den Unmut der Aktivisten zu spüren. Auf der Facebookseite des Musikers hagelte es in den vergangenen Tagen empörte Kommentare, nachdem der Panik-Rocker dort Werbung für den "Rockliner 5" gemacht hatte. Wie berichtet, geht es für den Musiker, sein Orchester und rund 2500 Fans Anfang September an Bord von "Mein Schiff 3" in Richtung Dänemark. Während der fünftägigen Kreuzfahrt verspricht Udo seinen Fans "Rock 'n' Roll rund um die Uhr".
Für die Tierschützer ist die Kooperation zwischen dem Musiker und dem Kreuzfahrtunternehmen jedoch völlig unverständlich. "Ich habe bisher viel von Udo und seiner Musik gehalten. Leider vorbei. Wer auf ein Schiff der TUI Cruises geht und ignoriert, dass TuiI als letzte verbliebene Gesellschaft die Färöer anläuft, ist für mich inakzeptabel. Diese Massaker an den Walen und Delfinen so zynisch zu ignorieren, wie Tui es tut, ist unmenschlich", schreibt eine Userin auf Facebook. "Hätte nicht gedacht, dass Du so ein Unternehmen mit einem Auftritt unterstützt", heißt es in einem anderen Post. Kommentare, die sich der Tierfreund offenbar zu Herzen genommen hat.
Auf Facebook versprach Udo Lindenberg nun seinen Fans, mit den Verantwortlichen bei Tui Cruises das Gespräch zu suchen. "Müssen der Sache schnellstens auf den Grund gehen, bevor die Schifffahrt irgendwann kräftig auf Grund läuft", so der Musiker in einem Kommentar. "Werde im Namen von euch allen meine ganze Power dafür einsetzen, dass Tui so schnell wie möglich die Färöer nicht mehr anfährt." So könne es jedenfalls nicht weitergehen, schreibt Lindenberg weiter, "das is klar". In ein paar Tagen werde es ein Treffen zu dem Thema geben. "Melde mich dann mit dem Ergebnis."
Reederei will Färöer weiterhin anlaufen
Bei Tui Cruises zeigt man sich jedoch bislang unbeeindruckt von dem angekündigten Engagement des Musikers. "Udo ist ein Geschäftspartner und Freund von uns, der seine ganz persönliche Meinung hat und sich mit unserer Geschäftsführung sicherlich zu dem Thema austauschen wird", so ein Sprecher gegenüber dem Abendblatt. An der Entscheidung, die Färöer auch weiterhin anzulaufen, werde man jedoch festhalten.
"Wir verurteilen die Ausübung der dortigen Waljagd aufs Schärfste, beobachten die Situation vor Ort genau und überprüfen jedes Jahr aufs Neue, ob wir die Inseln wie geplant anlaufen", so der Sprecher weiter. "Unsere touristischen Angebote vor Ort haben jedoch nichts mit dem Walfang zu tun, davon haben wir uns im vergangenen Jahr persönlich überzeugt. Wir machen unsere Gäste auch auf der Reise aktiv über die Situation vor Ort aufmerksam, um so ein Bewusstsein für die Vorkommnisse in der Region zu schaffen." Die Inseln, auf der "viele Menschen leben, die den Walfang ablehnen und vom Tourismus abhängig sind", seien aber weiterhin ein wichtiges touristisches Ziel.
Die Aktivisten des Wal- und Delfinschutz-Forums wollen ihren Protest unterdessen fortsetzen und hoffen nun auch auf die prominente Unterstützung. Im Jahr 2017 wurden auf den Färöern nach Angaben der Tierschützer bei 16 Treibjagden bislang mehr als 1200 Meeressäuger in den Strandbereichen der Inselgruppe getötet.