st. Pauli. Kongresszentrum wird im September 2019 wiedereröffnet. Wer es betreibt, wird Ende 2017 entschieden

Hamburg soll sich zu einer internationalen Tagungs- und Kongressmetropole entwickeln. So wünscht es sich zumindest die Stadt. Der wichtigste Baustein dafür ist die Revitalisierung des Congress Center Hamburg (CCH) mit Teilabriss und Neubau des Gebäudekomplexes.

Im September 2019 soll die Eröffnung des neuen CCH gefeiert werden, und das Interesse ist groß: Für 33 nationale und internationale Kongresse mit mehr als 96.000 Teilnehmern für den Zeitraum von 2019 bis 2025 wurden bereits Buchungen vorgenommen. Davon seien 17 Veranstaltungen mit etwa 50.000 Teilnehmern neu akquiriert worden, sagte Wirtschafts-Staatsrat Rolf Bösinger (SPD) dem Abendblatt.

Die Erwartungshaltung ist groß: „Das CCH als Bühne zur Welt wird ab 2019 erneut Maßstäbe für die internationale Kongresslandschaft setzen“, sagte Bösinger. Das lässt sich die Stadt rund 194 Millionen Euro kosten, der Zeit- und Kostenplan wird laut Bösinger eingehalten.

Dass das CCH modernisiert werden muss, darüber herrscht Einigkeit: „Damit Hamburg die Potenziale als Messe- und Kongressstadt heben kann, ist die Revitalisierung dringend erforderlich. Ansonsten drohen weitere Abwanderungen wie zuletzt die des Chaos Computer Clubs“, sagte FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse.

Auch Branchenexperten begrüßen die Investition: „Wir denken, der wichtigste Grund ist, dass das alte CCH speziell auf dem Markt der internationalen größeren Kongresse nicht mehr wettbewerbsfähig war. Aber gerade dieses Klientel braucht die Stadt in Zukunft, um das immer größer werdende Hotelangebot besser auszulasten und das internationale Image der Stadt auszubauen“, sagte Kirsten Knight, Niederlassungsleiterin Hamburg der Interplan AG, die auf die Organisation internationaler Medizin- und Wissenschaftskongresse spezialisiert ist.

Allerdings stellt sich die Frage, wer das CCH ab 2019 betreiben wird. Bislang hatte diesen Part die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMG) übernommen, doch im Zuge der Sanierung musste – so schreibt es die Europäische Union vor, um Wettbewerbsgleichheit zu schaffen – die Stadt eine europaweite Ausschreibung machen.

Inzwischen wurden nach Abendblatt-Informationen ausgewählte Bewerber aufgefordert, detaillierte Angebote abzugeben. Die erste Verhandlungsrunde soll es demnächst geben. Dem Vernehmen nach gibt es mehrere Interessenten. Bis Ende des Jahres wird entschieden, wer den Zuschlag erhält. Für die HMC dürfte es äußerst wichtig sein, das CCH weiterhin betreiben zu dürfen. Nach Abendblatt-Informationen hat sie natürlich längst ein Angebot abgegeben, allerdings lehnte ein Sprecher eine Stellungnahme ab. Über den Kreis der Interessenten, die sich an der Ausschreibung beteiligt haben, hüllt sich die Stadt in Schweigen. Zwingende Voraussetzung für die ordnungsgemäße Durchführung dieses Verfahrens sei die Wahrung der Vertraulichkeit, heißt es in der Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Michael Kruse: „Für die städtische Tochter HMC ist es essenziell, weiterhin Betreiber des CCH zu sein, weil ihr sonst ein wichtiges Standbein wegbrechen würde“, sagte Kruse.

Stadt setzt auf Kongresse mit internationalen Teilnehmern

Welche Vorstellungen die Stadt hat, sagte Staatsrat Bösinger: „Mit dem neuen Gebäude, einer klaren Ausrichtung auf große Kongresse mit internationalen Teilnehmern und einem überzeugenden Marketing-Konzept soll der neue Betreiber des CCH die von Senat und Bürgerschaft gesetzten Ziele erreichen. Die aktuellen Buchungszahlen zeigen, dass dies machbar ist.“

Die Zahl der Kongressteilnehmer im CCH soll kontinuierlich von bisher rund 200.000 auf 300.000 pro Jahr gesteigert werden. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren: Das Vorfahrtbauwerk wurde bereits abgerissen. Nach der Entkernung des „Bauteils Ost“ läuft auch hier der Abbruch. Bislang sind rund 50.000 Tonnen Bauschutt angefallen. Es sind rund 120 Bauarbeiter im Einsatz, die von Montag bis Sonnabend arbeiten. Aktuell läuft die Schadstoffsanierung im Saal 1.

Wenn die Abbrucharbeiten des Bauteils Ost, der den bisherigen Saal 2 beherbergte, beendet sind, wird umgehend mit dem Neubau gestartet. Dieser soll bis Sommer 2019 fertiggestellt sein.

Nach der Revitalisierung sollen im CCH, das 1973 eröffnet wurde, Kapazitäten für bis zu 12.000 Personen in 50 Sälen zur Verfügung stehen. Die drei Gebäudeteile werden durch einen Glasgang – der Belvedere heißen wird – miteinander verbunden.