Eppendorf. Die teure Wohnung ist zwar eine Ausnahme. Doch Teuerung hält seit Jahren an

Um wie viel darf der Preis einer Wohnung in Hamburg innerhalb weniger Jahre steigen? Diese Frage beschäftigt angesichts der weiter anziehenden Immobilienpreise Wohnungssuchende seit Längeren. Jetzt dürfte das Thema durch den Fall einer Eppendorfer Wohnung aus der Gründerzeit befeuert werden, deren Preis sich innerhalb weniger Jahre fast verdreifachte.

Immobilienexperten sind hingegen nicht ganz so überrascht. Auch wenn dieses Beispiel heraussticht, so bestätigt es lediglich einen Trend der vergangenen Jahre: Die Immobilienpreise steigen und steigen. Zwischen 2004 und 2010 habe es bei Immobilienpreisen Stagnation und nur leichte Steigerungen gegeben, sagt Andreas Gnielka von Grossmann & Berger. „Erst nach der Finanzkrise 2008/2009 ist ein deutlicher Wertzuwachs zu erkennen.“ Seit dem Jahr 2010 hätten die Immobilienpreise einen „großen Sprung“ gemacht. „Bei Eigentumswohnungen können wir seitdem Steigerungen zwischen 40 und 50 Prozent beobachten.“

Hinzu komme, dass nach der Phase der Stagnation Immobilien in innerstädtischen Lagen „teilweise als unterbewertet galten“, sagt Gnielka. „Der Wertzuwachs ist daher in gewisser Hinsicht lediglich ein Aufholprozess.“

Diesen „Prozess“ verdeutlicht eine Statistik, auf die Axel Wittlinger, Hamburgs Vorsitzender des Immobilienverbands IVD, verweist. Danach lag im Jahr 2009 in Eppendorf der mittlere Verkaufspreis für eine Wohnung in guter Lage bei 2345 Euro pro Quadratmeter. Bis zum Jahr 2016 sei dieser auf 4608 Euro pro Quadratmeter gestiegen – hat sich also fast verdoppelt. Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Höchstpreisen aus, die für eine Wohnung in Eppendorf erlöst wurden: sie stiegen von 4667 (2009) auf 8844 (2016) Euro pro Qua­dratmeter. Bei der vom Abendblatt beschriebenen Wohnung beträgt der Quadratmeterpreis 11.200 Euro.

Neben der Aufwertung des Quartiers sind die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte und die niedrigen Zinsrefinanzierungskosten für die Entwicklung verantwortlich. „Zudem bringen die Jugendstilhäuser in der Regel gute energetische Grundvoraussetzungen mit“, sagt Wittlinger. „Die Nebenkosten sind in der Regel günstiger als bei Neubauten mit ihren vielen erforderlichen Wartungskosten für Klima- und Lüftungsanlagen.“ Zudem seien die Mieten im Quartier zuletzt ebenfalls zum Teil deutlich gestiegen.

Andreas Gnielka von Grossmann & Berger macht sich über die Werthaltigkeit der Investition jedenfalls wenig Sorgen. „Selbst wenn die Zinsen steigen sollten, dürfte die Wohnung so begehrt sein, dass der Preis eher stabil bleibt als zurückgeht.“ Der Immobilienexperte sieht die künftige wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs positiv. „Viele Indikatoren sprechen dafür, dass die Wirtschaft auch in den kommenden Jahren prosperieren wird.“ Hamburg bleibe damit für Arbeitnehmer ein inter­essanter Arbeitsmarkt. „Deshalb halte ich es sogar für möglich, dass irgendwann sogar noch mehr für die Wohnung bezahlt wird“, sagte Gnielka.